Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)
sie sich sofort ins Genick und in die Gurgel bohren und ihn außer Gefecht setzen.
Er behielt die Stange im Auge und beschloss, mit einem unerwarteten Hieb dieses Fanggerät zu attackieren und den Kerl so zu überraschen.
«Halt!», rief eine kräftige Stimme vom Waldrand her.
Der Ruf war Erlösung in letzter Sekunde.
Die Fangstange, nur noch wenige Schritte von Arnos Kopf entfernt, fuhr zurück.
Niemand sagte ein Wort, stattdessen wurden Handzeichen gegeben und Musketenläufe auf Ferdinand gerichtet, der in prächtiger spanischer Hoftracht aus dem Unterholz getreten war.
Verkrampft umklammerte Arno den Griff des Säbels und blickte zum Prinzen.
Sollte er zu ihm hinrennen und ihn über alles aufklären?
Er sah wieder zum Hexenkommissar, beobachtete, wie der dem bewehrten Reiter unverschämt süffisant zugrinste, und verwarf den Einfall.
Irgendetwas lief falsch, schrecklich falsch.
Der Hexenkommissar hatte keine Ahnung, wer vor ihm stand!
Schlimmer noch, er verhielt sich so, als wäre der neue Herzog ein allseits gesuchter Malefikant, als könnte er ihn ungestraft in Ketten legen!
«Ihr habt hier nichts verloren, ich will, dass ihr sofort aus diesem Wald verschwindet!»
Ferdinands Aufforderung war laut und unmissverständlich. Kurze Zeit ließ er sie in die Köpfe sinken, dann schritt er entschlossen auf die Soldaten zu.
Auf der Lichtung war es nun still. Totenstill.
Ferdinands Gesicht wirkte zum Zerreißen gespannt, seine rechte Hand lag auf dem Griff seiner Pistole und seine Augen waren ebenso wach wie zwingend.
Die Soldaten schienen diesen Blick zu kennen, schienen zu spüren, dass dieser Mann das Befehlen im Blut hatte, und mit ernsten Gesichtern starrten sie zu ihm hin.
Der Einzige, der sich nicht beeindrucken ließ, war der Stangenträger.
Der drehte sich kühl und ruhig zum bewehrten Reiter und sagte mit seiner näselnden Stimme:
«Er ist noch nicht überall bekannt, der Streiter gegen die Hexenplage, der Hofrat, der Hexenkommissar Seiner Hochgeborenen Durchlaucht des Herzogs von Haldenburg. Rittmeister, was denkt Ihr, wie lange braucht es, bis sich das in diesen Waldlöchern ändert?»
«Bald, Euer Hochwohlgeboren, bald!», würgte der Angesprochene heraus und fügte mit einem verkrampften Lächeln bei: «Der Name Dr. Möeden wird gewiss bald in aller Leute Mund sein!»
Der Hexenkommissar weidete sich kurz am nervösen Wettergesicht des Kriegsmannes, gestattete sich ein abschätziges Zucken mit dem linken Mundwinkel und wandte sich wieder Ferdinand zu.
«Auf die Knie!», befahl er beinahe flüsternd.
Der Prinz blieb wenige Schritte vor ihm stehen, beugte sich leicht vor und sprach ebenfalls sehr leise: «Wie Ihr wollt!»
Arno wusste, dass der Prinz am gefährlichsten war, wenn er leise redete.
Den Bruchteil einer Sekunde später wusste es auch der Hexenkommissar.
«Was zum Henker…!», schnarrte er und starrte in den Lauf von Ferdinands Muskete.
«Eine falsche Bewegung, und Ihr tretet vor Euren Schöpfer! Mir ist bekannt, weshalb Ihr hier seid. Mein Bruder Rudolf von Haldenburg hat Euch geschickt, hat Euch Befehle erteilt, zu denen er keine Berechtigung hat, weil er nicht Herzog von Gottes Gnaden ist!»
«Was behauptest…»
«Kein Wort!»
Blitzschnell packte Ferdinand das Ross am Halfter und stellte sich, die Muskete stets auf Möeden gerichtet, neben das Pferd, so dass er den Waffenknechten ins Gesicht blicken konnte.
«Soldaten, besinnt Euch», begann er mit fester Stimme, «der Euch hierher gesandt, hat keinen Anspruch, Euch zu befehlen. Seht mich an, betrachtet meine Kleider und überlegt Euch, wie Eure Order lautet. Und wenn Euch die Kleider nicht Beweis genug sind, so stellt mir Fragen. Und zwar nur solche, die einzig und allein der erstgeborene, rechtmäßige Thronerbe von Haldenburg zu Eurer Zufriedenheit beantworten kann.»
«Ha, ein Fürst», unterbrach ihn der Dünnlippige, «ein Fürst will der sein? Jawohl, seht ihn an, seht ihn genau an, diesen dunklen Waldfürsten. Doch lasst euch dabei nicht so schnell täuschen, nicht von diesem teuflischen Gaukelspiel. Denn ihr wisst, warum wir hier sind, ihr wisst das ganz genau!»
«Schweigt!», fuhr ihn Ferdinand an und drohte erneut mit der Pistole.
Unbeeindruckt davon erlaubte sich der Hexenkommissar den Anflug eines Grinsens und rief zu den Soldaten: «Wir sind hier, weil das Weib, das hier haust, der Hexerei angeklagt ist. Hexerei, sage ich, Hexerei, wie auch diese kostbaren Hofkleider nichts als Hexerei sind. Glaubt
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