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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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mir, ich wäre nicht der Hexenkommissar seiner Hochgeborenen Durchlaucht, wenn ich so leicht zuließe, dass mir die Teuflischen auf der Nase herumtanzten!»
    Und zum Rittmeister schnauzte er: «Achtet nicht auf mich, macht den Teufelsbock unschädlich!»
    Zwingend und unwiderruflich klang die Aufforderung, doch der Rittmeister rührte sich nicht, gaffte nervös zu Ferdinand und schien zu ignorieren, dass die Waffenschlösser klackten und die Landsknechte erwartungsvoll zu ihm hochblickten.
    «Männer, Soldaten!», rief Ferdinand «ist keiner unter euch, der zu reden versteht? Redet, stellt Fragen, die nur ein Feldherr beantworten kann!»
    «Seid Ihr etwa ein Büttel des Bösen?»
    Der Hexenkommissar bellte die Anschuldigung mit aller Schärfe zum Rittmeister, so dass dieser plötzlich von starken Zuckungen in der linken Gesichtshälfte geplagt wurde und dreinschaute, als wäre ihm der Sprung in eine Löwengrube befohlen worden.
    «Absteigen!», herrschte Ferdinand den Hexenkommissar an.
    Die Handfläche nach unten, hob dieser den Arm und schrie den Waffenknechten zu:
    «Seid ihr alle des Teufels!? Ich sage es kein zweites Mal: Erschießt den Hexensohn!»
    Mit pochenden Schläfen sah Arno zum Prinzen.
    In seinen Händen zitterte der Säbel, und seine Sinne waren so wach wie nie zuvor.
    Er müsste jetzt handeln, Ferdinand helfen, diesen Rittmeister und diesen Möeden, diese beiden Totenvögel, vom hohen Ross stoßen und in Stücke hauen!
    Er schwang den Säbel und rannte los.
    Da hörte er den Befehl des Rittmeisters, einen kurzen, scharfen Befehl: «Schießt!»
    Ein Wort nur, aber ein Wort, das wie ein Blitz in seinen Schädel fuhr.
    Die Musketen schnellten zurück und Ferdinand, die Waffe stets auf den Hexenkommissar gerichtet, fiel zuckend wie von unsichtbaren Knüppeln geschlagen zu Boden.
    Arno stolperte, fing sich auf, stolperte abermals, fing sich erneut auf.
    Eine Stimme schrie in seinem Kopf, dass er sich irrte, dass er verrückt war und ihm seine Einbildung nach den durchwachten Nächten einen grotesken Streich spielte.
    «Mörder!», brüllte er und stürzte vorwärts auf die Männer zu.
    Er nahm sich vor, den Rittmeister zu töten, nachher die anderen. Jedem Soldaten würde er den Kopf abhauen, keiner verließ diese Lichtung lebendig, tausendmal töten würde er sie alle.
    Die Männer vor ihm erschienen ihm wie in einer riesigen Röhre, er sah den Rittmeister auf sich zureiten, hörte die Hufe wirbeln. Er hob den Säbel und holte zu einem heftigen Hieb aus. Dann war das Ross über ihm und er spürte einen wuchtigen Schlag auf den Kopf, so dass der Himmel Sterne spie und ihn ein Strudel von grellen Farben nach unten riss.
    «Ferdinand! Nein! Ferdinand!»
    Es waren Lenas Schreie.
    «Vergebt mir!», presste Arno über die Lippen und stürzte, die Besinnung verlierend, vornüber ins Gras.
     

Kapitel 5
Pater Clemens
    Juli anno domini 1587
    Einen Tag später
     
     
    Wenn ein Rad über eine Bodenwelle oder eine Wurzel holperte, milderte das Fahrwerk den Stoß und der Abt federte leicht auf dem feinen Samtpolster, so dass er von Zeit zu Zeit glaubte, zu schweben und den Kontakt zum Boden vollends zu verlieren.
    Er rutschte an die Rückwand, ließ seinen Blick über die bestickte, rotseidene Innenverkleidung gleiten und legte die Hand auf den Bauch, in dem es gefährlich rumorte.
    Würde er sich übergeben und diese prunkvolle Verkleidung beschmutzen müssen?
    Er schüttelte den Kopf und seufzte.
    Was spielte es für eine Rolle?
    Irgendwann war dieses kleine Kunstwerk ohnehin für die Katz!
    Alles von Menschenhand Geschaffene war vergänglich. Auch diese Karosse würde zu Staub zerfallen, mit ihr die gestickten Figuren und Ornamente dieser Kutschentapete. Nichts wäre dann noch übrig vom Luxusgefährt, das von den Erbauern darauf getrimmt war, wie eine rollende Wiege durch die Landschaft zu gleiten und den Tücken der Straße zu trotzen.
    Warum also diese ganze Schaffensmühe?
    Er strich mit den Fingern über den samtenen Sitzbezug, über den erlesenen Stoff der Reichen und Mächtigen und wunderte sich über den Lebensstil seines Vorgängers und über dessen Liebe zum Prunk. Wie ein passendes Steinchen in seinem Lebensmosaik kam ihm dabei vor, dass ihn solcher Genuss nicht angerührt hatte und dass der erste Tag, an dem er Pferde vorspannen ließ und ausfuhr wie ein Fürst, wohl auch sein letzter war. Rudolf konnte ihn nicht am Leben lassen, daran gab es keine Zweifel, er fände keine Ruhe, bis er ihn beseitigt

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