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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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sie scheiterten, auf keinen Fall. Wer gewinnen wollte, der gewann auch.
    Marla kletterte vom Fahrersitz und marschierte hoch erhobenen Hauptes über den Hof. Sie presste die Kiefer aufeinander und blickte stur zum Eingang.
    Anna blieb am Wagen stehen. Sie beobachtete, wie Marla die Klingel drückte und kurz darauf die Tür aufschwang. Offenbar verzichtete Salim auf seinen Hokuspokus. Seine Spielchen konnte er sich schenken, denn es beeindruckte sie nicht länger. Jemand, der mit Leben jonglierte, verdiente keine Anerkennung. Bittere Flüssigkeit sammelte sich unter ihrem Gaumen und sie spuckte auf den Boden.
    Marla und Salim wechselten ein paar Worte im Flur, aber sie standen zu weit weg, als dass Anna sie verstanden hätte. Sie sah zu Waltraud. Die alte Frau hatte die Augen geschlossen und lag auf der Seite. Was, wenn sie während der Fahrt gestorben war? Schnell verscheuchte sie den Gedanken.
    »Wir bringen sie rein.« Marla tauchte neben ihr auf und öffnete die hintere Tür. Sie hielt ein Bettlaken in der Hand.
    »Müssen wir sie tragen?« Wie ein Spanferkel, das gegrillt werden soll …
    Marla nickte und beugte sich in den Wagen. Einen winzigen Moment lang rechnete Anna damit, dass sie Waltrauds Tod verkünden würde. Dann wäre die Sache vorbei. Aber sie tat es nicht, sondern setzte die alte Frau aufrecht und breitete das Laken aus, um sie darauf zu kippen.
    »Hilfst du mir?« Marla zog an dem weißen Tuch, bis nur noch die Beine im Wagen lagen. Waltraud öffnete die Augen und sah zu ihnen hoch. Wieso hatten Kinder und alte Leute diesen Dackelblick drauf? Unschuldig, liebenswert? Das machte die Sache nicht einfacher.
    »Nimm das andere Ende.«
    Anna verbot sich, sie eine Sekunde länger anzuschauen und hob das Laken an den Ecken vom Rücksitz. Waltraud legte ein beachtliches Gewicht an den Tag, wenn man bedachte, wie knöchern sie aussah. Mühsam schleppten sie ihr Opfer zum Hauseingang. Marla hatte die Tür aufgelassen. Wo war der Schweinepriester abgeblieben? »Wohin mit ihr?«, fragte Anna atemlos. Lange konnte sie die Last nicht mehr tragen.
    »Wir legen sie hinten ab, da wo wir vorhin saßen.«
    Mit vereinter Kraft schafften sie das letzte Stück, hievten Waltraud in die Wohnung und legten sie behutsam auf den Boden neben den verschlissenen Lederhockern. Sie verzog das faltige Gesicht, als Anna die Beine losließ. Ihre angenagten Fingerkuppen schmerzten.
    »Die Loa wird begeistert sein, wenn sie sieht, was für verbrauchtes Material ihr anschleppt.« Salim stand im Türrahmen und spähte durch den Knochenvorhang auf ihre Beute.
    Anna ballte die Hand zu einer Faust. »Du kannst deiner verschissenen Loa sagen, dass sie uns gewaltig am Arsch lecken kann. Sie wollte ein Leben? Das ist ein Leben. Sie besitzt kein Recht, über die Qualität eines Menschen zu entscheiden, denn sie selbst ist ein Monster.« Normalerweise benutzte sie keine niederen Kraftausdrücke, aber nun reichte es endgültig.
    Salim verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. Er schluckte die Antwort sichtlich hinunter.
    »Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Anna.
    »Nun, verehrtes Medium, habe ich zunächst andere Kunden zu betreuen.«
    Andere Kunden? Er zog es vor, noch ein paar Menschen ins Unglück zu stürzen, bevor er sich einer Aufgabe bis zum Ende widmete? »Du machst Witze!«
    Er lachte auf. »Nein, Scherze liegen mir nicht sonderlich.«
    »Was willst du damit sagen, Salim?«, fuhr Marla dazwischen.
    »Dass ihr morgen wiederkommen dürft. Für heute seid ihr nicht länger willkommen.«
    Marla schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir werden sie nicht schutzlos zurücklassen.«
    Waltraud lag wie ein Brett auf dem kalten Boden. Nein, er würde sonst was mit ihr anstellen, sie durften sie nicht allein mit ihm lassen.
    »Du traust mir nicht Hexe?«, knurrte Salim.
    »Wir trauen dir nicht.«
    »Du hast mein Wort, dass sie die Nacht überlebt. Ich bezweifle, dass sie das tut, wenn ihr sie die Nacht über im Wagen lasst.«
    Anna fing Marlas Blick auf und zuckte die Schultern. Salim spukte ohnehin in ihrem Kopf herum, sie konnten genauso gut laut sprechen. »Sag du es mir. Du kennst ihn schon eine Weile. Können wir ihm trauen?«
    »Er täte zumindest besser daran, denn er hat mich noch nicht wütend erlebt.« Marla funkelte ihn an.
    Ihre Warnung zauberte Anna eine Gänsehaut auf die Arme. Marla war mächtig und sie zweifelte nicht daran, dass sie diese Macht auch gegen ihn einsetzen würde, wenn es nötig war.
    »Gut, dann bleibt sie

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