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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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wie ein geprügelter Hund. Sein Anblick sprach Bände. Gebrochen, verloren und voll stiller Todessehnsucht.
    Jonathan rieb sich die Schläfen. Er schaffte es nicht, Kleo aus seinen Gedanken zu vertreiben. Erinnerungen, wie sie mit zarten Fingern über seine Haut strich, ihm ihren perfekten Körper lustvoll entgegenwölbte, seinen Namen mit süßer Stimme in sein Ohr hauchte. Thea wusste nichts von seiner Affäre. Er hatte die altbekannte Ausrede benutzt, um ihr Leben zu rechtfertigen. Sein erster Fehler kam also sehr gelegen. Er hatte seiner Frau deutlich gemacht, dass er Freundschaft vorgaukelte, um besondere Menschen zu finden, und erst tötete, nachdem das Talent freiwillig überschrieben war, insofern sie sich als nicht würdig erwiesen.
    Sebastians Schultern bebten und er zitterte.
    Jonathan befeuchtete die spröden Lippen. Ein Stromschlag durchzuckte ihn. Er durfte den Fehler kein drittes Mal begehen, denn Vertrauen wurde bestraft. So war es gewesen und so würde es immer sein. Kein Mensch verdiente das Leben, daran hegte er inzwischen keinen Zweifel mehr. Sie hielten sich an ihre eigenen, verdrehten Wertvorstellungen und zerbrachen unter der Last, die einem auferlegt wurde, wenn man Macht in sich trug. Kleo hatte ihm die Augen geöffnet, als sie die Prophezeiung gesprochen hatte.
     
    Des Arztes Tochter, jung und rein,
    wird siegen über Angst und Schein.
    Anna mit dem blonden Haar,
    beschwört die Geister, macht sich rar.
    Die Kraft der Gabe, so steht es geschrieben,
    wird in der Nekromantie liegen.
     
    Sie hatte ihn verraten. Nachdem diese sinnlosen Sätze aus ihren verführerischen Lippen gesprudelt waren, hatte sie ihm den Beirat auf den Hals gehetzt. Er hatte sie dafür getötet. Stich für Stich hatte er ihr die Klinge in das Herz gebohrt, bis er glaubte, dass nicht ein Zentimeter mehr von dem Muskel übrig war. Sie hatte ihm schließlich dasselbe angetan. Ihr Blut aus dem zierlichen Körper fließen zu sehen, war das Schlimmste gewesen, das er je erblickte und zugleich fühlte er sich danach erleichtert. Menschen und Magier gehörten eben nicht zusammen und über der Schlucht ihrer Feindschaft stand keine Brücke.
    Sebastian benahm sich wie ein Mensch und gesellte sich dadurch auf die Seite der Feinde. Blut war nicht zwangsläufig dicker als Wasser. Seine neu erworbenen Moralvorstellungen und dass er glaubte, ein Menschenmädchen zu lieben, warf ihn auf den Haufen der Homo sapiens. Möglicherweise war diese Anna das Medium aus Kleos Prophezeiung. Wenn sich diese Annahme bestätigte, brachte sie seine Familie in tödliche Gefahr. Ihr Sturz hatte bereits begonnen. Anna hatte dafür gesorgt, dass Sebastian Kira tötete und ihm dann seinen Sohn zum Fraß vorgeworfen. Nun musste er die Zähne in sein eigen Fleisch und Blut schlagen. Sebastians Tod würde einen weiteren großen Verlust darstellen. Aber was er verlieren würde, wenn er ihn leben ließe, wog tausendfach schwerer.
    Aber er ist mein Sohn. Ein eiskalter Schauder lief ihm über den Rücken. Die Stimme der Vernunft rief ihm eine eindeutige Warnung zu. Wenn er ein weiteres Mal auf sein Herz hörte, und Schwäche zuließ, nähme das sicher kein gutes Ende. Das tat es nie. Gefühle waren der Teufel persönlich, sie verwirrten und brachten vom rechten Weg ab. Er folgte dem Pfad der Macht und er durfte sich nicht in den finsteren Wald locken lassen. Sebastian musste sterben.
    Aber er ist mein Sohn. Er verglich die beiden Bilder, die sich zornig in seinen Verstand klammerten. Kleos reines Gesicht und Sebastians anmutiges Antlitz. Er liebte sie beide. Aber Liebe gehörte nicht zu seinen favorisierten Eigenschaften. Mit einem Schlag wusste er, was zu tun war. Er musste die Sonnenbrille auf die Nase setzen, zusehen, dass menschliche Gefühle ihn nicht länger blendeten. Er würde sein Wort, das er Antonio gegeben hatte, einhalten und jegliche Emotion mit dem Fegefeuer persönlich aus seinen Adern brennen. Magier empfanden keine Liebe und jetzt wusste er auch wieder warum. Weil es die natürliche Rangordnung nicht vorsah. Er würde seinen Sohn töten und ihn hinter Kleo, dem Biest, zum Teufel schicken. »Steh auf«, knurrte er.
    Sebastian hob zitternd den Kopf. Seine verweinten Augen stachelten die Dunkelheit an.
    »Du wirst sterben wie ein Magier, nicht wie ein Mensch.«
    Sebastian gehorchte und drückte die wackligen Beine durch, um sich zu erheben.
    Jonathan sah ihn an. Es gab kein Zurück. Er ballte die Hand zu einer Faust, bereit den tödlichen Fluch

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