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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man verliert, was einem …«
    »Wage es nicht, sie mit ihr zu vergleichen«, zischte er bedrohlich.
    »Das läge mir fern. Kira hat den Tod verdient. Sie war ein selbstsüchtiges Biest. Anna hingegen …«
    Josh sprang mit einem Satz auf die Füße und funkelte ihn an. Dunkle Fäden züngelten sich durch seine Augen und die Muskeln unter seinem Shirt spannten an. Sebastian war seinem Bruder ein Leben lang mit Respekt begegnet, hatte ehrfürchtig zu ihm aufgesehen und gewusst, dass er sich besser nicht mit ihm anlegte. Doch er jagte ihm keine Angst mehr ein. Was wollte er schon groß tun? Ihn umbringen?
    »Tz.« Sebastian zuckte die Schultern und senkte den Kopf.
    »Deine Anna wird grausam sterben. Ich werde es mit meinen eigenen Händen erledigen und ich verspreche dir, es qualvoll zu tun. Ich werde ihr jedes Haar einzeln ausreißen, ihr jeden Knochen brechen und die Haut vom Leib schälen, bevor ich ihr den Todesstoß versetze.«
    Die Situation besaß einen ironisch-lustigen Beigeschmack. Da suchte er nach einem Funken Menschlichkeit der Magier und fand sie ausgerechnet in seinem eiskalten Bruder. Nur dass sie Josh dazu brachte, etwas Unmenschliches zu tun. Er schnaubte.
    Josh packte ihn am Kragen und zog ihn ruckartig auf die Füße. Seine Augen hatten jedwede Farbe verloren und seine Aura glänzte vor finsterer Schönheit. Josh würde nicht davor zurückschrecken, ihn zu töten. Er hatte nichts dagegen, zu sterben, und wenn er schon abtrat, konnte er seinem Bruder immerhin noch eine Runde Spaß bescheren. Möglicherweise behielt er ihn wenigstens in guter Erinnerung, wenn es schon sonst niemand tat.
    »Wo ist das Medium?«, knurrte Josh.
    »Ich sagte die Wahrheit, als ich dir mitteilte, dass ich es nicht weiß«, presste er hervor.
    Josh bebte. Er war schon immer jähzornig geworden, wenn er seinen Willen nicht bekam. Wie ein stechender Blitz tauchte er in Sebastians Verstand. Rücksichtslos brach er die Barrieren, die seine Erinnerungen schützten.
    Die Welt begann sich zu drehen, während eine Unmenge Bilder, die er sorgsam verschlossen hatte, seinen Kopf fluteten. Sebastian griff Halt suchend nach vorn, bekam Joshs T–Shirt zu packen und krallte sich fest. Übelkeit wand sich die Kehle hinauf. Er keuchte.
    »Hexen?«, fragte Josh.
    Die Welt stand augenblicklich still. Er hatte Cynthia und Patrick in seinen Erinnerungen gefunden. Das bedeutete ihren sicheren Tod. Sebastians Warnungen waren an ihnen vorbeigezogen und nun würde das geschehen, was er vorausgesagt hatte. Josh würde sie töten. Sein Herz blieb stumm. Wozu eine Gefühlsregung an die beiden verschwenden? Er trug bereits genug Schuld und Trauer auf seiner Schulter. Den Schuh durften sie sich allein anziehen. Immerhin geschah es, bevor sie Anna … Er bremste den Gedankengang ab.
    »Interessant.« Josh lächelte kühl.
    Damit rann das letzte Sandkorn ins Stundenglas. Der letzte Tropfen fiel auf den heißen Stein und sein Bewusstsein schlug eine brennende Keule in seinen Magen. Ihr Zeitvorsprung beschränkte sich also auf wenige Stunden. Josh würde sie finden. Bald.
    »Danke für die Auskunft, Bruder.« Mit einem Stoß ließ Josh seinen Kragen los.
    Er strauchelte, versuchte sich abzufangen, aber fiel haltlos zu Boden. Sein Herz begann zu rasen, als könnte es damit die Zeit zurückdrehen. Cynthia und Patrick würden seinen Bruder zu Anna führen. Wie hatte er sich ihnen bloß anvertrauen können? Jedes Mal, wenn er versuchte, nett zu sein und etwas richtig zu machen, ging der Schuss gewaltig nach hinten los. Vielleicht hatte sein Vater ja doch recht mit seiner Theorie, dass man weiter kam, wenn man sich wie ein Arschloch verhielt. Sebastian versuchte nicht, sich aufzurappeln. Vielleicht konnte er einfach liegen bleiben, bis er starb?
    Die Tür ging auf und Jonathan betrat den Salon, gefolgt von Antonio. »Was ist hier los?«
    Die Dunkelheit in Joshs Augen flackerte auf, bevor sie in dem himmlischen Blau versiegte. Er strich eine Locke aus seinem Gesicht. »Ich weiß, wie ich das Medium finde.«
    »Die Mörderin meiner Tochter?« Antonio trat näher. Seine Mundwinkel zuckten und seine Miene entgleiste.
    »Wie?«, fragte Jonathan.
    »Ich kann sie hierher holen.« Josh strich sein Shirt glatt und wuchs an. Er hielt sich wohl mal wieder für den Größten.
    »Antonio und ich können auch gehen.«
    »Nein. Ich habe meinem Bruder etwas versprochen und ich will nicht, dass er mir nachsagt, mein Wort wäre nichts wert.

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