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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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der Welt zu beweisen, dass Liebe die stärkste Magie war. Es gab nur eine Möglichkeit. Er musste sich das Leben nehmen und der Dunkelheit den Mittelfinger zeigen. Manchmal lag die Lösung aller Probleme so nah. Wenn Anna starb, würde er sie begleiten. In den Himmel, in die Hölle oder wohin auch immer.

18. Kapitel
    Das falsche Pferd
     
     
     
    A utisten sagte man nach, dass sie gleichgültig seien und außerstande, richtig zu fühlen. Aber kein Arzt dieser Welt vermochte es, in ihren Kopf zu blicken. Möglicherweise waren sie sensibler als jeder andere Mensch auf dem Planeten, und nur so sehr von ihren Gefühlen erschlagen, dass es ihnen unmöglich war, ihr Innenleben nach außen zu spiegeln. Es war einfach zu viel.
    Anna erwachte mit der Gewissheit, dass sie kein Autist war, denn weder fühlte sie sich vollkommen gleichgültig noch erschlugen sie ihre Gefühle. Sie nahm ihre Situation hin und lebte damit, sie nicht ändern zu können. Ihre Schläfen pochten und ihre Glieder fühlten sich so taub an, als gehörten sie nicht zum Rest ihres Körpers. Abgestorben, wie ihre Seele.
    Marla und sie hatten im Wagen geschlafen, falls man das unruhige Dösen so bezeichnen wollte.
    Sie streckte ihre klammen Glieder und reckte den Hals, der ihr verdächtig steif vorkam. Ihr Atem verrauchte in kleinen Wolken und beschlug die trübe Wagenscheibe. Sie fuhr mit dem Ärmel über das kalte Glas und schaute hinaus auf den verlassenen, kleinen Parkplatz, eingebettet in kahle Hecken und Sträucher. Marla hatte ihn angesteuert und ein paar Kilometer zwischen sie und den dreckigen Voodoopriester gebracht.
    Es schneite schon wieder. Frau Holle war wohl selten müde oder nahm Aufputschmittel. Es sah ein bisschen aus wie im Märchen. Leider hatte man ihr die Rolle der Pechmarie auf den Leib geschrieben und sie ohne Vorwarnung auf die Theaterbühne gezerrt. Anna schüttelte den Kopf über ihre Gedanken und schenkte Marla einen Blick. Ihr Kopf war zur Seite gekippt und sie stieß leise, regelmäßige Atemzüge aus. Mit dem leicht geöffneten Mund erinnerte sie an ein kleines Mädchen. So friedlich. Vielleicht träumte sie von Jenny?
    Anna ließ die vergangenen Monate in Gedanken Revue passieren. Eine Menge Ereignisse, wirklich alles war dabei gewesen. Eigentlich hatte sie ihr Leben gelebt. An ihrem achtzehnten Geburtstag musste sie feststellen, dass sie, buddhistisch gesehen, die höchste Erleuchtungsstufe erreicht hatte. Sie hatte Menschen verloren, war über den Schmerz hinweggekommen und an Situationen gereift, die viele andere in den Wahnsinn getrieben hätten. Sie hatte gekämpft, stets an das Gute geglaubt, hatte in höchstem Maße geliebt und beschlossen, dass alles einen Sinn haben musste. Sie überlegte, ob sie das, was sie Marla gesagt hatte, ernst gemeint hatte. Wollte sie wirklich nicht mehr leben? Auf eine erleichternde Weise brauchte sie diese Frage nicht beantworten, denn die Entscheidung hatten ihr die Fingerless abgenommen. Oder Salim, oder die Loa. Es schien ein guter Tag zum Sterben, denn es gab nichts, was das Leben sie noch lehren könnte.
    Anna griff hinter sich, zog Waltrauds Decke vom Rücksitz und legte sie Marla über die Beine. Vorsichtig strich sie ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn. Sie hatte sie so lieb gewonnen. Deshalb musste sie auch den letzten Schritt allein gehen. Sie durfte nicht zulassen, dass Marla die alte Frau tötete, und sich ihre Zukunft verbaute. An diesen mächtigen Händen durfte einfach kein Blut kleben, denn sie mussten noch auf Jenny aufpassen und ihr den Weg weisen.
    Leise öffnete Anna die Wagentür und stieg auf Zehenspitzen in den knirschenden Schnee. Fröstelnd zog sie die Jacke höher, der beißend kalte Wind trieb Tränen in die Augen. Es brachte nichts, sich aus dem Staub zu machen. Den weiten Weg schaffte sie niemals zu Fuß, also musste sie auf Marla warten. Es änderte nichts an ihrem Entschluss. Vermutlich würde es schwer werden, sie zu überzeugen, aber letztendlich musste Marla einlenken. Anna bückte sich, nahm eine Handvoll Schnee und formte die weiche Masse zu einem Ball. Die Erde war rund und der Kreis würde sich schließen. Der Schnee schmolz nicht in ihren kalten Fingern.
    »Anna?« Marla steckte den Kopf aus der Wagentür und blinzelte ihr verwirrt entgegen.
    »Du kannst ruhig weiterschlafen. Ich wollte ein bisschen raus.«
    »Ich stell mal die Heizung an, damit es hier drin ein bisschen warm wird.«
    Anna nickte.
    Stotternd erwachte der

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