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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Geisterwesen hatte die Welt betreten. Sie nahm sich ein Herz und schlug die Augen auf. Die Schauder, die ihren Rücken hinaufjagten, verhinderten, dass sie das Bewusstsein verlor. Wie Stromschläge hielt der Schrecken sie aufrecht. Sie hatte nie etwas Schöneres gesehen. Die Loa verschlug ihr den Atem. Sie glänzte, funkelte und leuchtete von innen heraus in einem Farbton, der nicht existierte. Riesige Schwingen stachen aus der weißen Haut hervor. Sie standen in Flammen. Ihr karminrotes Haar sympathisierte mit ihren Lippen, den Fingernägeln und sogar ihren Augen. Das Wesen sah aus, als wäre es einem Märchen entsprungen. Konnte etwas so Schönes dermaßen gefährlich sein?
    »Anna …« Die Loa lächelte.
    Sie sprach ihren Namen aus, als wären sie alte Freunde.
    Josh riss sich aus seiner Starre. Mit offenem Mund musterte er das Wesen und stellte sich schützend vor Anna.
    Weshalb tat er das?
    »Mach dich weg, hässliches Biest.«
    »Hässliches Biest?« Die Loa kicherte.
    Nie hatte ein Ausdruck etwas deutlicher verfehlt. In ihrer Gegenwart gab es das Wort überhaupt nicht.
    »Wenn du sie willst, musst du an mir vorbei.« Josh spannte an, ließ die Fingerknöchel knacken und streckte sich.
    »Die Magier, die Magier. Sie tragen ihr Herz auf der Zunge und scheitern doch jedes Mal kläglich. Du kannst es nicht mit mir aufnehmen.«
    »Das werden wir sehen.«
    Seine Arroganz ging auf keine Kuhhaut. Wie konnte er es auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen, mit ihr zu kämpfen? Es gab nichts, was sie aufhalten konnte.
    »Was tust du?«, zischte Anna. Und vor allen Dingen, warum tat er es? Wie kam er dazu, ihr zu helfen?
    »Willst du leben?«, flüsterte Josh.
    Wollte sie leben? Natürlich wollte sie leben, obwohl sie sich seit Stunden etwas anderes einredete, aber die Möglichkeit hatte sie wohl vergeigt. Hatte er den Verstand verloren?
    »Willst du?«
    »Ja«, hauchte sie. Aber was änderte ihr Wille? Die Loa kam ihre Schuld einfordern. Sie bezahlte für etwas, das sie nicht bekommen hatte. Zumindest nicht wirklich.
    »Du schuldest mir was.«
    Josh schnellte vor wie ein Pfeil und die Welt schlug einen Salto.
    Anna sog scharf die Luft ein. Ihr Herz würde versagen, jetzt gleich.
    Er packte sich die Loa und warf sie zu Boden, schlang seine Pranken um ihren Hals und erwischte sie an richtiger Stelle. Ihre Augen blitzten überrascht auf, aber sie setzte zum Konter an. Die Loa stieß ihn von sich und flog auf die Beine.
    »Wer nicht hören will, muss fühlen«, säuselte sie in hohem Singsang. Die sanfte Drohung ging unter die Haut.
    Die Loa verzog ihre Lippen zu einem animalischen Grinsen. Unzählige kleine, spitze Zähne blitzten auf.
    Anna hatte nie etwas Schrecklicheres zu Gesicht bekommen. Es passte nicht zu ihren sanften Gesichtszügen. Der Dämon von damals mutete mit einem Schlag schön an, gegen die herzlose Grausamkeit, die dieses Wesen tief in sich trug.
    Sie griff hinter sich und zog zwischen ihren Flügeln ein blutrotes Seil hervor, von dem tatsächlich rote Farbe tropfte.
    Josh beugte sich in Angriffsposition.
    Anna erinnerte sich, wie Sebastian Kira gegenübergetreten war. Doch es ließ sich nicht ansatzweise vergleichen. Sebastian war gefährlich, Kira tödlich gewesen, aber Josh kam einem Gott gleich. Er war größer als alle. Die Schärfe, mit der er das Wesen fixierte, ließ ihr das Blut gefrieren. Sein zierliches Erscheinungsbild war die größte Täuschung, die das menschliche Auge vernehmen mochte. Die Sehnen an seinem Hals vibrierten und die Adern traten hervor.
    Die Loa begann, mit den Flügeln zu schlagen. Auge in Auge traten sie einander gegenüber. Verdammt, konnte er es schaffen?
    Josh ließ einen Fluch los. Der gelbe Blitz kam aus dem Nichts und raste auf das Geisterwesen zu. Er schnellte zurück, ohne es in ihre Nähe zu schaffen. Ihr Flügelschlag sorgte für Sturmböen. Jede Bewegung der brennenden Schwingen erschuf einen Wirbelwind, fähig zu zerstören. Josh jaulte auf, aber es schien ihn nur wilder zu machen. Er knurrte und ließ einen Schwall Flüche auf die Loa hageln. Wie ein Regenbogen erstreckte sich ein rauschendes Farbenmeer vor ihnen. Doch das tödliche Rot der Loa dominierte und stach jedwede Farbe aus.
    Anna unterdrückte einen Schrei. Ihre Stimmbänder schienen verknotet zu sein. Sie schielte zu Marla, die völlig schutzlos vor den Titanen auf dem Boden lag. Mit eingezogenem Kopf ließ sie sich vom Hocker gleiten, robbte zu ihr und zog den Tisch vor Marlas Körper. Himmel, wenn

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