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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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packte ihr Handgelenk und zog sie auf die Beine. Ihre weichen Knie drohten, nachzugeben. Wo waren ihre Knochen hin? Bisher hatte sie jede Angst als eine Art Gespenst betrachtet. Solange sie nicht allzu sehr daran glaubte, war sie nicht wirklich real gewesen. Sie hatte sich jeden Tag auf ein Neues ins Gedächtnis gerufen, dass ihr Mut größer war als die schleichende Panik, die nun ein Tempo erreichte, dass ihr schwindelte. Die Kälte, die Josh ausstrahlte, schaffte es, einen Eisregen heraufzubeschwören.
    »Er hat …«, heulte die Frau, die sich gegen die Wand drückte.
    »Er hat, er hat, er hat.« Josh äffte ihr Weinen nach. »Er hat eine Menge Menschen in die Luft gejagt und meinen Freund aus dem fahrenden Wagen getreten. Das wollte Cynthia sagen, bevor sie sich in die Hose pinkelte.«
    Anna schluckte schwer. Die bittere Wahrheit schlug ihr peitschend ins Gesicht und hinterließ blutige Striemen in ihrem Verstand. Wenn er hier war, hatten sie Sebastian. Ein brennendes Schwert spaltete ihre Seele und ihr Herz zersprang wie ein Tonkrug.
    »Nein.« Josh schüttelte den Kopf. »Nicht tot. Wo bliebe denn da der Spaß? Ich bin hier, um dir einen Deal vorzuschlagen.«
    Er las sie wie ein offenes Buch. Mit jedem Gedanken fütterte sie seine schreckliche Gabe. Er besaß ein telepathisches Talent und schnappte jeden Geistesblitz auf. »Was?«, entfuhr es ihr.
    »Du begleitest mich. Netter kleiner Trip. Im Gegenzug lassen wir ihn laufen. Vielleicht.«
    Anna wich einen Schritt zurück, doch selbst die Welt war zu klein, um ausreichend Abstand zwischen ihn und sich zu bringen. Mit diesem Kerl wollte sie nicht mal den Erdboden teilen. »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Ich lüge nie.«
    Wie schaffte es das Leben eigentlich, immer noch einen draufzusetzen? Kurz vor dem Ziel scheiterte sie an der letzten Hürde. Sie hatte die vergangenen Tage große Mengen Herzblut gelassen, stets darauf bedacht, das Richtige zu tun. Sie hatte ihre Seele gespalten, die Teile an Orten zurückgelassen, die sie wahrscheinlich nie wieder aufsuchen würde. Sie hatte akzeptiert, dass der klägliche Rest nicht mehr reichte, um damit weiterzuleben. Und nun kam er reinspaziert und sorgte dafür, dass alles umsonst gewesen war? Die Angst verkrümelte sich wie ein schreckhaftes Mäuschen und machte einem Donnerschlag Platz. Heiß stieg es ihr die Kehle hinauf und der leise Nachklang des dunklen Sturms wehte zärtlich durch ihren Verstand. Vielleicht sollte sie ihn einfach angreifen? Sie hatte nichts zu verlieren und möglicherweise reichte der Voodoozauber, sie ebenbürtig zu machen. Sie biss die Zähne zusammen, um ihr Temperament zu zügeln und ihm nicht gleich an die Gurgel zu springen.
    »Ganz dumme Idee. Versuch‘s und Sebastian ist tot. Wozu brauchst du diesen Hokuspokus überhaupt?« Josh blickte zu Waltraud und seine Augen blitzten auf. Er erfasste das Ausmaß der Situation sofort. »Interessant.«
    Anna verdrängte eine Antwort. Es ging ihn einen feuchten Käse an, wozu sie die Kraft brauchte. Sorgsam schob sie Gedankenfetzen vor die Erinnerungen und baute damit eine betonharte Mauer.
    »Gut«, Josh zuckte gleichgültig die Schultern, »dann behalt es für dich. Nichtsdestotrotz erwarte ich eine Antwort auf meine erste Frage. Mein edler Vater ist gewillt, Sebastian zu verschonen, wenn du dich auslieferst.«
    Wenn sie sich auslieferte. Obwohl die Fingerless nichts von Liebe verstanden, verstanden sie sich doch großartig darin, mit genau diesem Gefühl zu spielen. Sie schafften es, einen dort zu packen, wo es wehtat, und sie ließen einem kein Schlupfloch. Sie hatten Sebastian, und diese Tatsache machte es ihr unmöglich, zu verneinen. Sie lief in ein offenes Messer, aber ihr Polster war dick. Sie hatte ein Ass im Ärmel, von dem die Fingerless nichts wussten. Unweigerlich huschte ein Lächeln über ihre Lippen und die Dunkelheit schlug ein Rad.
    Salim rührte sich und riss sie rechtzeitig aus ihren Gedanken, bevor Josh sie aufgreifen konnte. Er bewegte sich langsam auf Josh zu. Seine blinden Augen zuckten nervös. Salim streckte sich in die Höhe und sah mit einem Schlag nicht ansatzweise so klein aus, wie er war. »Sie gehört der Loa, Magier. Du wirst sie nicht mitnehmen.«
    Josh schnaubte und hob die Augenbrauen. Er lächelte bittersüß und kehrte dem Voodoopriester den Rücken zu. »Du hast dich nicht wirklich selbst geopfert, oder?«
    Sein tadelnder Unterton streifte ihre schlafenden Instinkte. Was hatte sie übersehen?
    »Hat sie. Sie

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