Teuflisch erwacht
und Armut war kaum fassbar.
»In fünf Minuten sind wir da.«
Anna wartete, dass die Angst ihr Herz einnahm, doch sie keimte nicht auf. Vielleicht half die dunkle Dämonenmagie, die irgendwo in ihrem Körper hauste, dabei, sie zu unterdrücken. Doch auch von der Dunkelheit spürte sie nichts. Vielleicht war der Zauber schon vorbei und sie längst machtlos?
»So schnell geht das nicht. Dämonenmagie ist unserer ähnlich. Sie bricht hervor, wenn du wütend wirst oder bei uns, wenn etwas die Instinkte wach kitzelt. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, denn ihr habt andere Triebe als wir.«
»Das bedeutet, wenn ihr eine mediale Gabe besitzen würdet, könntet ihr auch einen Toten wecken?« Wozu brauchte er sie dann überhaupt? Er konnte es doch auf die vertraute Weise durchziehen und einfach ein Talent erschleichen. Vielleicht war er ja bloß nett zu ihr, weil er genau das vorhatte? Er hatte es womöglich auf ihre Fähigkeit abgesehen.
Josh schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sagte, sie ist unserer ähnlich, nicht dass wir dieselben Kräfte besitzen. Für diese Macht musste die Loa einen ganz bestimmten Dämonengott anzapfen. Jeder besitzt andere Fähigkeiten.«
Gut, das sicherte möglicherweise ihr Überleben wenigstens so weit, bis sie Sebastian ein letztes Mal gesehen hatte. Der Gedanke an ihn schnürte ihr die Kehle zu. Schmerzlich zog sein Name an ihrer Seele. Was würde geschehen, wenn sie nicht mehr war? Würde er zu seiner Familie überlaufen und sie einfach vergessen? Sie verstand sein Wesen nicht, konnte ihn einfach nicht einschätzen. Ein finsterer Mantel legte sich um ihr Herz. Bedeutete ihr Tod das Sterben seiner menschlichen Seite?
»Denk nicht so weit in die Zukunft. Du lebst im Hier und Jetzt und für den Augenblick wirkst du sehr lebendig.«
»Es ist komisch. Ich habe absolut keine Angst, aber die Möglichkeit, wie es für ihn ausgehen könnte, macht mich unglaublich traurig.« Sie kämpfte eisern gegen den Kloß im Hals an, aber schaffte es nicht, das Schluchzen zu unterdrücken. Eine Träne kullerte über ihre Wange.
Josh zögerte, stieß einen Seufzer aus und erbarmte sich, den Wagen zu bremsen. Er zog sie kurzerhand an seine Schulter. Anna, die darauf nicht vorbereitet war, hielt die Luft an, nahm aber die Geste dankbar an.
»Er wird dich nicht vergessen. Falls du es nicht schaffst, was ich nicht glaube, dann werde ich ihn jeden Tag an dich erinnern.«
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wie ein kleines Mädchen. Schwach, am Ende der Kraft und absolut ungerecht behandelt. Warum musste alles so schrecklich sein? Warum waren die Fingerless , wie sie waren? Sie hatte Sebastian kennen- und lieben gelernt. Ein sanfter, introvertierter Junge, der, wenn er einmal lachte, mit seiner Fröhlichkeit ansteckte. Josh saß neben ihr, hielt sie im Arm und wirkte so unglaublich menschlich und nett, dass es unvorstellbar war, in ihm den eiskalten Mörder zu finden. Aber sie besaßen diese Seite, ganz egal, wie sehr sie sich wünschte, dass es anders wäre.
»Ihr Menschen seht nur das, was ihr sehen wollt. Vergleich uns nicht mit Monstern, sondern vielleicht mit einem Nilpferd.«
Anna löste sich von ihm, zog die Nase hoch und rang sich ein Lächeln ab. »Einem Nilpferd?« Natürlich, weil sie ja alle so ungeschickte Trampel waren.
»Nilpferde töten, obwohl sie Pflanzenfresser sind, sobald sie sich bedroht fühlen. Das macht sie aber nicht zu grundsätzlich schlechten Lebewesen.«
Der Vergleich stank zum Himmel, aber sie nickte trotzdem und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht. Irgendwie war es ja nett, dass er sie aufheitern wollte. »Okay, Happy Hippo. Dann fahr weiter.« Sie brachte ihr Herz zum Schweigen. Was auch immer geschehen würde, stand ohnehin in den Sternen.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, sah sie eine Weile an und trat aufs Gaspedal.
Allmählich ließen sie die ärmliche Gegend hinter sich und je näher sie dem Wasser kamen, desto prunkvoller wurden die Gebäude. Eine Villa stand in sicherem Abstand zur nächsten und die hohen Klippen der Küste streichelten über dem Meer die Sonne.
»Wir sind da«, sagte Josh und deutete auf ein besonders schmuckes Haus.
Ihr Herz begann, wilder zu klopfen. Musste es sich nun doch zu Wort melden? Es kam immer dann mit diesen Marotten an, wenn sie es absolut nicht gebrauchen konnte. »Hast du einen Plan, wie wir sie zum Zuhören bewegen?« Warum ging es plötzlich so schnell? Sie waren doch eben noch in Deutschland
Weitere Kostenlose Bücher