Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
abgeschnittene Worte und jede Menge Atemgeräusche. Trotz Sirene und Blaulicht brauchte er wegen des morgendlichen Berufsverkehrs ein bisschen länger bis zum Bus. »Ich bin jetzt direkt hinter euch«, sagte er und schaltete die Sirene aus. »Nehmt die nächste Haltestelle.«
»Alles klar.«
Der Koloss tuckerte noch ein paar Blocks weiter, bis er an einer Haltestelle hielt, die voller Menschen auf dem Weg zur Arbeit war. Decker stieg aus dem zivilen Streifenwagen aus, blieb an der Beifahrertür stehen und wartete. Bald darauf tauchten zwei Händchen haltende Figuren auf.
Gabe überragte sie ziemlich.
Als er und das Mädchen nahe genug waren, sah Decker, dass sie rote und geschwollene Augen hatte, und sie sah viel jünger aus als das siebzehnjährige Mädchen, mit dem Gabe behauptet hatte, sich zu treffen.
Sie kam ihm bekannt vor.
Und dann wusste Decker auch, woher: das persische Mädchen im Deli, nicht die, die mit Gabe geflirtet hatte, sondern die jüngste, die er auf ungefähr zehn geschätzt hätte und die angeblich Opernarien sang. Und plötzlich passte alles zusammen. Er öffnete die hintere Tür, und beide rutschten auf die Rückbank. Sie zitterte und brach in Tränen aus, kaum dass sie den Sicherheitsgurt angelegt hatte. Gabe zitterte genauso und war total bleich.
»Was ist passiert?«, fragte Decker.
Die beiden Teenager redeten im selben Moment los. Gabe rang nach Luft; das Mädchen brachte zwischen Schluchzern und Tränen ein paar Worte hervor.
»Ich glaub, eine Gruppe von Schlägertypen hat sie entführt –«, fing Gabe an.
»Sie sagten … sie würden mich vergewaltigen –«, heulte sie.
»Ich hab ihr Handy und ihre Uhr auf dem Boden gefunden und wusste, dass was nicht stimmt –«
»Und mich umbringen –«
»Ich hab sie eingeholt. Sie hielten eine Waffe auf sie gerichtet, und dann hat eins der Arschlöcher auf mich gezielt.«
»Sie haben mir … grässliche, widerliche Dinge angedroht.« Sie weinte so heftig, dass man sie kaum verstehen konnte. »Und die Mädchen … die waren schlimmer als die Jungs!«
»Ich hab dem einen Typen die Waffe entwendet«, brachte Gabe keuchend hervor, »… und dann hatte ich auf einmal zwei davon in der Hand … alles ist ein bisschen verschwommen.«
»Gabe hat mir das Leben gerettet –«
»Wie kam ich bloß an die zwei Waffen?«, fragte Gabe sich selbst.
»Halt, halt, halt«, sagte Decker, »einer nach dem anderen. Wisst ihr, wer diese Leute waren?«
»Nein!«, schrie Yasmine. »Ich hab noch nie einen von denen gesehen!«
»Der Anführer ist ein Kerl namens Dylan«, sagte Gabe.
»Dylan?«, wiederholte Decker. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
»Ja, genau, Dylan. Ich hab ihn einmal vor ein paar Monaten getroffen. Ein richtiges Arschloch, und er steht total auf Waffen.«
»Woher kennst du ihn?«, fragte Decker.
»Ich kenn ihn gar nicht, ich bin ihm nur das eine Mal begegnet. Ist eine lange Geschichte.«
Yasmine machte große Augen. »Weißt du was? Ich glaub, ich hab das blonde Mädchen schon mal gesehen.«
»Echt?«, fragte Gabe.
»Ja, im Coffee Bean. Sie hat mich … angestarrt. «
»Wann war das?«, wollte Gabe wissen.
»Vor vielen Wochen. Sie trug Stiefel von Christian Louboutin.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt ?«
»Dass mich ein Mädchen anstarrt und mir fiese Blicke zuwirft?«
»Oh Gott!«, jammerte Gabe. »Wahrscheinlich hat sie uns zusammen gesehen!«
»Ich weiß noch, dass ich mich gefragt hab, warum hasst die mich so?«
Er stöhnte. »Es ist alles meine Schuld!«
»Ich dachte, sie mag vielleicht keine Perserinnen.«
»Wartet mal, Kids, immer einer nach dem anderen.« Deckers Puls raste. »Hat dieser Dylan auch einen Nachnamen?«
»Den weiß ich nicht«, sagte Gabe. »Ich könnte ihn beschreiben. Und eins der Mädchen heißt Cameron. Die Blondine. Ein richtig mieses Stück. Hat behauptet, ich hätte sie vergewaltigt. Ich schwör’s dir, Yasmine, ich hab sie nie angefasst!«
»Ich hab ihr kein Wort geglaubt.« Sie hielt sich an seinem Arm fest. »Ich wusste, es war alles gelogen.«
Decker versuchte, die beiden bei der Stange zu halten. »Wo ist das alles passiert?«
»Im Coffee Bean«, sagte Yasmine.
»Sie haben dich aus dem Coffee Bean entführt?«, fragte Decker.
»Gleich vor der Tür«, erklärte ihm Yasmine, dann wandte sie sich an Gabe. »Ich hab erst mal nur von draußen reingeschaut und dich nicht gesehen. Das fand ich merkwürdig.«
»Ich hatte meine Kontaktlinsen für das Vorspielen vergessen
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