Teuflische Kuesse
das Glas auf den Wagen, dass die Hälfte des
Brandys überschwappte.
Sein Fluch
hing wie ein warnendes Donnergrollen zwischen ihnen in der Luft. Laura wusste
nicht, sollte sie sich bücken oder zur Tür rennen. Aber dann erschien eine Spur
von einem Lächeln auf
seinem Gesicht. Ein so zartes Lächeln, dass sich Lauras Zehen im engen
Gefängnis ihrer Schuhe kräuselten.
»Das fühlte
sich wunderbar an«, verkündete er. »Verdammt wunderbar!«
Seine Augen
weiteten sich, als er das Glas hob und hinunterstürzte, was von dem Brandy
übrig war. Seine Zunge umkreiste die Lippen und fing jeden Tropfen auf, als sei
er der kostbarste Nektar, während er mit dem Ausdruck reinsten Entzückens die
Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, glänzten sie vor Entschlossenheit. Er
füllte das Glas wieder, prostete ihr trotzig zu und schüttete das Zeug
hinunter.
Dann füllte
er das Glas ein drittes Mal und durchquerte das Zimmer, um es Laura zu geben.
»Hier. Das könnten Sie gebrauchen.«
»Aber ich
habe nie ...«
Er hob
warnend eine Augenbraue. Sie senkte den Kopf und nahm gehorsam einen Schluck.
Das Zeug brannte eine prickelnde Spur ihren Hals hinunter, irritierend, aber
nicht unangenehm.
Nicholas
holte noch ein Glas und goss sich erneut ein. Er legte einen Arm auf den
Kaminsims, das Glas zwischen die langen, eleganten Finger geklemmt. »Mir ist
aufgefallen, Miss Fairleigh, dass Sie mir die letzte Woche über ständig gesagt
haben, was mir gefällt und was nicht. >Nehmen Sie noch einen von Cookies
Sauerteigfladen«<, äffte er sie nach. »>Sie haben Cookies Sauerteigfladen
immer geliebt.< >Hören Sie sich das Gedicht von Lottie an. Ihre Sonette
haben Sie stets erfreut.< >Warum spielen Sie und George nicht noch eine
Runde Karten, Lieber. Er genießt Ihre Gegenwart so sehr.«<
Er wurde
mit jedem Wort lauter. »Das schockiert vielleicht Ihre zarte Seele, meine
Liebe, doch Ihr Bruder hält es kaum im selben Raum mit mir aus, Lottie ist ein
verdorbenes Ding, die nicht mal einen anständigen Reim zusammenbrächte, wenn Shakespeare
selbst aus dem Grab stiege, um ihr zu helfen, und Cookies Fladen sind trocken
genug, um ein Kamel damit zu ersticken.«
Lauras
entsetzter Aufschrei wurde fast übertönt von dem schreienden Trio draußen vor
der Salontür.
Nicholas
ließ das Glas auf dem Sims stehen, stapfte durch den Salon und riss die Tür
auf. Das Foyer war leer, aber das Echo der
sich entfernenden Schritte hallte durchs Haus. Mit einem anklagenden Blick auf
Laura schloss er mit übertriebenem Bedacht die Tür und drehte den Schlüssel im
Schloss.
Sie nahm
noch einen Schluck Brandy, der viel größer ausfiel als der letzte.
Er lehnte
sich an die Tür, verschränkte die Arme und machte weiter, als seien sie nicht
unterbrochen worden. »Ich hasse es, das
Heiligenbild zu zerstören, das Sie sich offenbar in den letzten
beiden Jahren in Ihrem Herzen bewahrt haben, doch meine Nachmittage damit zu
verbringen, mit Lottie Wasserfarben zu
malen, langweilt mich zu Tode, und ich kann die blöden Kartenspiele nicht
ausstehen, die George anscheinend so liebt.«
Laura
öffnete den Mund in der Hoffnung, ihn zu unterbrechen, ehe er beichtete, dass
er auch sie nicht ausstehen konnte.
Er hob die
Hand, um sie zu beschwichtigen. »Als vernunftbegabter Mensch kann ich aber
bestätigen, dass eine Menschenseele
einen Vorteil ziehen kann aus einer geistigen Lektion am
Sonntagmorgen.« Er entspannte sich und sah auf den Kaminsims, wo sich die Katze
graziös ihre Schnurrhaare pflegte.
»Vielleicht bin ich sogar überzeugt, dass manche Exemplare der Katzengattung,
obgleich eigentlich Quälgeister, einen Charme besitzen können, dem man nur
schwer widerstehen kann.«
Er trat
heran und kniete sich neben die Couch, um sich auf Augenhöhe mit ihr zu
bringen. »Aber ich kann und werde mir nicht einreden lassen, dass ich nicht der
Mann bin, die Tugend meiner Braut aufs Spiel zu setzen. Denn ich kann Ihnen
versichern, dass ich an nicht viel anderes gedacht habe seit dem Moment, als
ich Sie zum ersten Mal sah.«
Völlig
gelähmt schüttete Laura den Rest des Brandys hinunter. Nicholas nahm ihr
liebevoll das Glas aus der Hand und stellte es auf den Teppich.
»Aber Sie
haben immer ...«, fing sie an.
Er drückte
ihr zwei Finger auf die weichen Lippen und brachte sie wirksam zum Schweigen.
»Sie haben die letzte Woche damit verbracht, mir zu sagen, was ich wollen sollte. Jetzt ist es an mir, Ihnen zu zeigen, was ich wirklich will.«
Als er ihr
Gesicht in
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