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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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»Niemand«, antwortete sie.
    Plötzlich, und nur für ein paar Augenblicke, fiel ihr das Lügen geradezu Furcht erregend leicht. Sie hatte Charlie verlassen, bevor es geschehen war. Sie hatte niemanden gesehen, nichts Verdächtiges.
    Sie dachte an die Szene zurück.
    Sie war mit Charlie vorn aus dem Haus gekommen, hatte sich in Richtung Taxi gewandt und war mit Charlie durch den Garden Walk, von dem Silas gesagt hatte, dass er dort …
    Sie schauderte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Detective Lowe.
    Abigail nickte und erinnerte sich daran, dass der Taxifahrer gelesen hatte. Es war also unwahrscheinlich, dass er viel bemerkt hatte.
    »Da war ein Van«, sagte sie.
    »Was für eine Art von Van?«, hakte der zweite Mann nach.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Abigail. »Ich glaube, er war weiß.«
    »War da ein Fahrer?«, fragte der Mann. »Ein Beifahrer?«
    »Nein«, antwortete Abigail. »Jedenfalls habe ich keinen bemerkt. Der Wagen stand einfach nur da. Er parkte auf der anderen Straßenseite … an der Stelle, wo das Taxi auf mich gewartet hat.« Sie schüttelte den Kopf. »Da war nichts Besonderes an ihm … an dem Van … Ich versuche nur, mich zu erinnern.«
    »Gut«, sagte Detective Lowe ermutigend.
    Die beiden Männer warteten.
    Abigail schüttelte erneut den Kopf. »Das ist alles«, sagte sie. »Mir fällt nichts mehr ein.«
    Nur dass Silas uns irgendwo beobachtet und gewartet hat.
    »Da war niemand«, sagte sie, und die Augenblicke, da ihr das Lügen leicht gefallen war, waren vorbei.
    »Auch nicht, als Sie weggefahren sind?«, fragte Detective Lowe. »Saß irgendwo jemand in einem geparkten Wagen? Kam jemand um die Ecke? Sind Ihnen andere Fahrzeuge aufgefallen? Sind dem Taxi andere Wagen entgegengekommen?«
    »Nichts«, sagte Abigail. »Falls da jemand war, erinnere ich mich nicht.« Sie hielt kurz inne. »Ich war allerdings sehr müde.«
    Und betrunken.
    Abigail wartete darauf, dass sie ihr mitteilten, der Fahrer habe etwas gesehen, irgendjemanden, einen Mann mit goldenem Haar und im Anzug. Sie wartete darauf, dass die Beamten ihr sagten, sie lüge und dass sie wüssten, was mit Charlie geschehen war und wer es getan hatte, und vielleicht hörten sie ja tatsächlich, was in Abigails Kopf vor sich ging.
    Er hat es getan. Silas hat es getan.
    Detective Lowe fragte sie etwas, und als Abigail bemerkte, dass sie ihn nicht gehört hatte, konzentrierte sie sich wieder.
    Tee. Er hatte ihr vorgeschlagen, eine Tasse Tee zu trinken.
    Abigail wusste, dass sie den beiden eine Tasse hätte anbieten sollen. Doch nun, da sie ihre Lügen erzählt und die Last ihre Sünden vergrößert hatte, wollte sie nur noch, dass die beiden verschwanden, so schnell wie möglich. Also schüttelte sie bloß den Kopf, sagte, sie wolle jetzt keinen Tee, und bot den Beamten auch keinen an in der Hoffnung, sie würden dies als Folge des Schocks und nicht als mangelnde Gastfreundschaft betrachten.
    Und dann, plötzlich und Übelkeit erregend, hörte Abigail sich fragen, was genau mit Charlie passiert sei.Detective Lowe antwortete ihr, dass Charlie offenbar das Opfer eines besonders brutalen Raubüberfalls geworden sei.
    Es sieht genau wie ein Raubüberfall aus, hörte Abigail Silas sagen.
    Prahlen.
    Sag es ihnen.
    »Wir brauchen Ihre Zeugenaussage. Schriftlich«, sagte der zweite Mann.
    »Falls Sie dazu in der Lage sind«, fügte Detective Lowe hinzu.
    Bis jetzt hatte Abigail gar nicht bemerkt, dass ihr Tränen in den Augen standen. Es war Trauer, vermuteten die Polizisten, und so war es auch, bloß, dass Abigail nicht nur um den armen, lieben Charlie trauerte. Sie trauerte auch um den Tod ihrer Ehe und den Tod des Glaubens an ihren Mann.
    Sie trauerte um den Tod des letzten Rests ihrer Unschuld.
    »Natürlich bekommen Sie meine Aussage«, sagte sie.
    Abigail zeigte Silas die Visitenkarte, die die beiden Polizisten dagelassen hatten für den Fall, dass ihr noch etwas einfallen sollte.
    »Woher haben die Cops gewusst, dass du dort warst?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Wahrscheinlich hat der Taxifahrer es ihnen erzählt.«
    »Das hast du gut gemacht«, sagte er. »Jedenfalls hört es sich so an.«
    »Meinst du?«, fragte sie ironisch.
    »Tut mir Leid, dass du das alleine hast durchstehen müssen«, sagte er.
    »Ich habe in der Vergangenheit gelernt, alleine fertigzu werden«, sagte Abigail. »Und ich nehme an, ich werde mich wieder daran gewöhnen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Silas.
    Wieder blickte er

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