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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Menge.
    »Wir müssen an der Familie vorbeidefilieren«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte Abigail. »Das können wir nicht.«
    »Wir müssen«, sagte er.
    Sie sah, dass er Recht hatte, dass sich bereits eine lange Schlange bildete und mehrere Leute nun mit dem Rücken zur Wand saßen, Hände schüttelten, einander umarmten und mit jedem, der an ihnen vorüberkam, ein paar Worte wechselten.
    »Ich kann nicht.« Panik keimte in ihr auf. » Wir können nicht.«
    »Natürlich können wir.« Silas ergriff ihre Hand und zog sie in die Schlange. »Es ist nichts. Denk nicht darüber nach. Tu es einfach.«
    Sie löste die Hand aus seinem Griff, schaute ihm ins Gesicht und sah, dass er blass, aber gefasst war. Glühender Hass auf ihn überkam sie, und sie wandte sich rasch ab, blickte starr an den Leuten vorbei ins Leere.
    »Abigail.« Silas stieß sie vorsichtig an.
    Sie schaute nach unten und sah eine Frau um die siebzig. Ihre Augen waren gerötet, und sie wirkte erschöpft. Neben ihr saß ein junger Mann mit dunklem Haar. Er machte einen äußerst angespannten Eindruck. Neben ihm schließlich saß eine Frau um die vierzig.
    Das musste Maggie Blume sein, vermutete Abigail, und der Mut verließ sie.
    Sie tat, was auch der Mann unmittelbar vor ihr tat: Sie schüttelte der alten Frau die Hand, dann dem jungen Mann, und dann …
    »Abigail?«
    Die Frau ließ ihre Hand nicht los.
    »Sie sind Abigail Allen, nicht wahr?«, sagte sie. »Ich habe Ihr Foto in Charlies Büro gesehen.« Sie hielt kurz inne. »Ich bin Maggie, seine Schwester.«
    Abigail schaute zu ihr hinunter und sah Charlies warme Augen in Maggies Gesicht. In diesem Augenblick wünschte sie sich, der Boden zu ihren Füßen würde sich auftun, damit sie in der Erde versinken konnte, so wie der arme Charlie.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Abigail, obwohl ihre Lippen sich taub anfühlten.
    »Ich bin Abigails Mann.« Silas trat neben sie und streckte die Hand aus. »Silas Graves.«
    »Ja.« Die trauernde Frau schüttelte flüchtig seine Hand.
    »Ihr Verlust tut uns beiden unendlich Leid«, sagte Silas.
    »Danke«, erwiderte Maggie Blume mit deutlicher Kälte und schaute dann wieder zu Abigail. »Werden Sie mit zu uns nach Hause kommen?«
    Abigail schüttelte den Kopf. »Nein, ich …«
    »Ich fürchte, das geht nicht«, mischte Silas sich rasch ein.
    »Es tut mir Leid.« Abigail wurde schwindelig.
    »Schon gut«, sagte Maggie Blume, blickte die noch immer lange Schlange der Wartenden entlang und winkte Abigail zu sich. »Ich möchte Ihnen nur sagen …«, sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, »dass Charlie nicht einen Augenblick lang Ihnen die Schuld wegen der Spendengeschichte gegeben hat.«
    Abigail suchte nach den geeigneten Worten, fand aber keine.
    »Und ich möchte, dass Sie wissen, wie er für Sieempfunden hat.« Maggie ergriff erneut Abigails Hand. »Ich bin sehr froh, dass er an seinem letzten Abend mit Ihnen zusammen war.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Abigail dümmlich.
    »Ich habe ihn angerufen, als er gerade Abendessen für Sie gekocht hat.«
    Hinter ihr räusperten sich die ersten Gäste höflich, aber ungeduldig.
    »Wir sollten jetzt weitergehen.« Silas ergriff Abigails Arm. »Komm, Liebling.«
    Abigail schaute wieder zu Maggie hinunter. »Danke.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte die andere Frau.
    »Es tut uns Leid«, sagte Silas erneut.
    Maggie Blume antwortete ihm nicht.
    »Es muss seine Schwester gewesen sein, die der Polizei erzählt hat, dass ich dort gewesen bin«, sagte Abigail, als sie wieder im Wagen saßen, »nicht der Taxifahrer.«
    Silas ließ den Motor an.
    »Du hast nie erwähnt, dass sie Charlie angerufen hat«, sagte er.
    »Ich habe es nicht gewusst«, erwiderte Abigail. »Und selbst wenn ich es gewusst hätte, warum hätte ich es dir sagen sollen?«
    »Gesunder Menschenverstand«, antwortete Silas. »Unter den Umständen.«
    Vorsichtig fuhr er rückwärts aus der Parkbucht und reihte sich in die nächste Schlange ein, diesmal von Autos, die vom Friedhofsgelände herunterfuhren.
    »Also war sie daran schuld«, sagte er und schaute in den Innenspiegel, »dass plötzlich die Polizei aufgetaucht ist und dich bearbeitet hat.«
    Abigail drehte sich um und starrte ihn an.
    »Empfindest du denn gar nichts?«
    Er erwiderte ihren Blick. »Was glaubst du wohl?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Abigail.
    Der Wagen bewegte sich ein paar Meter vorwärts und blieb dann wieder stehen.
    Erneut warf Silas einen Blick in den

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