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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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nicht …« Sie war zu müde, um weiterzusprechen.
    »Das wirst du«, sagte er, »wenn ich es dir erzählt habe.«
    »Wenn du mir was erzählt hast?« Neuerliche Angst vertrieb die Müdigkeit. »Silas, was denn jetzt, um Gottes willen?«
    Er betrachtete sie nüchtern, ging dann zur Chaiselongue und setzte sich.
    »Ich mache es mir lieber bequem«, sagte er. »Das ist eine ziemlich lange Geschichte.«
    Nachdem er geendet hatte, holte er eine Taschenlampe und nahm sie mit in den Garten hinaus, um es ihr zu zeigen.
    »Hier haben wir ihn begraben.« Er stand auf der gepflasterten Terrasse, ließ das Licht die moosbewachsenen Steinkanten entlangwandern bis hin zu der steinernen Bank. »Fast genau da drunter.«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Abigail.
    »Ich war zwanzig«, fuhr Silas fort. »Jules war fünfzehn. Frag sie, wenn du willst.«
    Abigail spürte, wie sich Druck in ihrem Kopf aufbaute.
    Zu viel, dachte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Wenn du Jules oder jemandem von Nagy erzählst«, Silas’ Stimme ließ sie verharren, »oder wenn du auch nur daran denkst, mich zu verlassen, platzt die Bombe. Und wenn sie kommen, unseren Vater ausgraben und Fragen zu seinem Tod stellen, werde ich ihnen erzählen, dass Jules zum Schluss bei ihm gewesen ist.«
    Albträume folgen auf Albträume.
    »Hast du nicht gesagt, er sei eines natürlichen Todes gestorben?«, fragte Abigail.
    »Er hat aufgehört zu atmen«, antwortete Silas. »Ich nehme an, das ist ›natürlich‹ genug.«
    Er ging zu Bett, und sie kehrte wieder ins Musikzimmer zurück. Verzweifelt sehnte sie sich nach ihrem Cello, um einen Teil ihrer Qualen in die Musik einfließen zu lassen. Charlies schelmisches, rundes Gesicht tauchte immer wieder vor ihrem geistigen Auge auf wie das eines Ertrinkenden, abwechselnd mit dem von Jules und dem kleinen Olli.
    Abigail fand keinen Trost in dem Raum. Selbst die goldenen Fuchsaugen, die sie aus dem aufgemalten Wald anblickten, schienen sie nun zu verspotten. Also ging sie wieder, streifte durchs Haus und wollte schließlich in den Garten hinaus, doch plötzlich blieb sie abrupt stehen. Sie wusste nicht, wie sie je wieder dort hinausgehen sollte.
    Ein Mann war dort draußen begraben – zumindest behauptete das Silas.
    Vielleicht erfand er das alles ja nur. Vielleicht verhöhnte er sie nur. Vielleicht war in seinem Kopf einfach nur etwas verdreht – »verdrehtes Hirn« klingt besser als »Killerhirn«. Vielleicht dachte er sich diese Horrorgeschichten ja nur aus, um ihr Angst einzujagen, sie zu bestrafen.
    Abigail ging zum Telefon und wählte Charlies Nummer. Sie hörte es klingeln und klingeln. Ihre Hoffnung starb, und sie spürte, wie wieder Wut in ihr aufstieg. Schließlich rannte sie die Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
    Silas schlief. Sein Gesicht wirkte friedlich im fahlenMondlicht, das zwischen den Vorhängen hindurchfiel. Abigail starrte einen Augenblick auf ihn hinunter, bückte sich dann, packte seinen linken Arm und schüttelte ihn wach.
    »Was …?« Verschlafen und verwirrt schaute er sie an. Unschuldig.
    »Du willst, dass ich jedem sage, du wärst hier gewesen, und dass ich mit dir gesprochen hätte. Aber wenn das überprüft wird, wird man feststellen, dass ich dich nicht von Charlie aus angerufen habe.«
    Silas zuckte mit den Schultern. »Dann wirst du es ihnen eben nicht sagen. Sie werden ohnehin nicht fragen.«
    »Aber als ich zurückgekommen bin und du nicht da warst, habe ich im Studio angerufen und eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ich weiß. Ich habe sie gelöscht.« Silas setzte sich auf.
    »Wann? Auf dem Nachhauseweg, nachdem du Charlie ermordet hast?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir nicht.«
    »Ich habe den Anrufbeantworter mit der Fernsteuerung abgerufen«, erklärte er. »Und so habe ich die Nachricht auch gelöscht.«
    »Sie werden feststellen können, dass ich das Studio von hier aus angerufen habe«, sagte Abigail.
    »Sie werden aber nicht wissen, wer den Anruf getätigt hat, oder?« Er blickte zu ihr hinauf. »Gott, manchmal bist du wirklich dumm. Ich werde einfach sagen, dass ich meinen Anrufbeantworter abgehört hätte. Nicht dass irgendjemand das überprüfen würde, schließlich ist Charlie Opfer eines Raubmords geworden. Mitten in der Nacht allein durch Notting Hill zu wandern, mit der Börse in der Tasche … Was hat er denn erwartet?«
    Abigail starrte ihn hasserfüllt an.
    »Ich hasse dich wirklich, weißt du?«, sagte sie.
    »Wie kannst du mich denn dafür hassen«,

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