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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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anruft, meine ich?«
    »Eigentlich nicht.« Silas schloss die Kaffeemühle.
    »Glaubst du, sie …« Abigail zögerte. »Glaubst du, sie hat einen Verdacht?«
    »Jetzt werde bloß nicht paranoid«, ermahnte Silas sie.
    »Angesichts der Umstände würde ich das kaum als ›paranoid‹ bezeichnen«, erwiderte Abigail erregt.
    »Nach dem zu urteilen, was du mir erzählt hast …«, er blieb ruhig, »… würde ich sagen, dass es sich hier schlicht um eine trauernde Schwester handelt, die sich an den letzten Strohhalm klammert, und du bist nun mal diejenige, die zuletzt mit ihrem Bruder zusammen gewesen ist.«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte Abigail.
    »Alles andere«, fügte Silas hinzu, »ist nur dein schlechtes Gewissen.«
    Abigail zog sich ins Musikzimmer zurück.
    Sie spielte das Cello für ihre Mutter, bis ihr die Arme wehtaten.

28.
    Am Dienstagnachmittag in der ersten Maiwoche ging Maggie Blume von ihrer Wohnung in der Randolph Avenue zur U-Bahnstation von Maida Vale und wollte gerade die Elgin Avenue überqueren, als sie Silas Graves am anderen Straßenende entdeckte.
    Er beobachtete sie mit der Kamera in der Hand.
    Er hob die Kamera.
    Und fotografierte sie.
    Silas schaute durch den Sucher und sah ihre Verwirrung.
    Er senkte die Nikon wieder, drehte leicht den Kopf und sah den Van – gelb, mit großen schwarzen Buchstaben auf der Seite – viel zu schnell auf die Frau zurasen. Maggie Blume erkannte die Gefahr den Bruchteil einer Sekunde zu spät.
    Silas sah sie stolpern und stürzen.
    Er sah, wie der Van sie traf, wie er sie in die Luft schleuderte und anschließend hart auf die Straße warf.
    Ihm wurde schlecht. Er wartete, bis die schlimmste Übelkeit vorüber war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine kleine Menschentraube um sie herum gebildet. Silas überquerte die Straße und schloss sich den Leuten an.
    »Die arme, arme Frau«, sagte ein Mann neben ihm. »Sie hatte nicht die geringste Chance.«
    »Schrecklich«, pflichtete Silas ihm bei. »Hat schon jemand den Rettungswagen gerufen?«
    Der Mann nickte. Er schien den Blick nicht von der verdrehten, blutigen Puppe lösen zu können, die einst Maggie Blume gewesen war.
    »Aber das nützt wohl auch nichts mehr«, sagte er. »Das war’s für sie, das arme Ding.«
    »Schrecklich«, sagte Silas erneut.
    Und er hob die Kamera und schoss noch ein Foto.
    Dann drehte er sich um und ging.
    »Hast du Ham and High gesehen?«
    Es war später Freitagmorgen, und Jules’ Stimme klang übers Telefon kurz und knapp.
    »Noch nicht«, antwortete Abigail und bürstete sich weiter die Haare. »Was ist denn? Ich bin doch gleich bei dir.« Drew hatte sich den Nachmittag freigenommen, um zum Zahnarzt zu gehen, und Abigail hatte versprochen, um ein Uhr dreißig im Laden zu sein, damit Jules Ollis Babysitter ablösen konnte.
    »Ich fürchte, es gibt wieder schlimme Nachrichten«, sagte Jules.
    Abigail zog sich der Magen zusammen. »Was ist denn jetzt passiert?«
    »Maggie Blume hatte einen Unfall«, sagte Jules. »Sie ist auf der Straße überfahren worden.«
    Abigail ließ die Bürste fallen und öffnete den Mund, um zu fragen, wie es Charlies Schwester gehe, doch sie brachte kein Wort heraus.
    »Es ist furchtbar«, fuhr Jules fort. »Bruder und Schwester, beide in so kurzer Zeit tot.«
    »Tot?«, echote Abigail.
    »Offensichtlich sofort«, sagte Jules.
    Auf Autopilot zu laufen wurde allmählich zur zweiten Natur für sie, bemerkte Abigail während ihrer Schicht im Buchladen. Sie hatte sorgfältig darauf geachtet, so anzukommen, dass sie keine Zeit mehr gehabt hatte, mit Jules zu reden. Danach, nur in Gesellschaft von Büchern und gelegentlich einem Kunden, war es viel einfacher geworden. Und vielleicht hatte ihr verzweifeltes Verlangen, sich zu beschäftigen, auch ihre Verkaufstechnik verbessert, denn sie verkaufte jedem, der in den Laden kam, gleich mehr als nur einen Titel. Allerdings linderte der Gedanke, dass Jules sich darüber freuen würde, nicht im Mindesten die Scham, die Abigail darüber empfand, ihrer Schwägerin weiter die Wahrheit zu verheimlichen.
    Aber vielleicht wird das nicht mehr lange so sein.
    Dazu zumindest hatte sie sich durchgerungen. Sie hatte sich gesagt, sich geschworen, dass sie Silas nicht nur verlassen würde, sollte er auch diese letzte schreckliche Tat auf dem Gewissen haben, sie würde damit zuerst zu Jules gehen. Sie würde ihr alles erzählen – alles. Und dann (es sei denn, Jules flehte sie an, es nicht zu tun) würde sie die

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