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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust
Autoren: Kerstin Dirks
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sie wach. Er spukte ohne Unterlass in ihrem Kopf herum und dachte offenbar nicht daran, sie in Ruhe zu lassen. Aber welchen Sinn machte es, über ihn nachzudenken. Er war nun am Zug. Er allein konnte ihre Zweifel ausräumen.
    Endlichgaben Marcel und seine neue Freundin Ruhe. Ein Blick auf ihren Digitalwecker verriet, dass es schon nach Mitternacht war. Gott sei Dank war morgen Samstag und sie musste nicht früh raus. Karli legte sich neben ihr Kopfkissen, rollte sich zusammen und schnurrte leise.
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte, zeigte der Wecker fünf nach drei Uhr nachts an. Alexia drehte sich zur Seite und wollte sich an Lucas schmiegen, aber erst als ihre Hand ins Leere griff, fiel ihr ein, dass er nicht hier war. Merkwürdig. Im Halbschlaf hatte sie seine Anwesenheit so intensiv gespürt, dass sie fest geglaubt hatte, er läge neben ihr. Sogar sein herber Geruch lag ihr in der Nase. Verunsichert tastete sie die Matratze mit gespreizten Fingern ab. Selbst Karli war verschwunden.
    Sie richtete sich auf, rieb sich die Augen und blickte sich im halbdüsteren Zimmer um. Das Licht der Straßenlaternen und des Mondes schien zu ihr hinein. Sie konnte die Umrisse des Bettes, des kleinen Nachtschränkchens und ihres großen Kleiderschranks erkennen. Niemand außer ihr war hier. Sie war allein. Und dennoch spürte sie seine Nähe. Alexia ließ sich verwirrt auf ihr Kissen zurücksinken und zog die Decke über den Kopf. Wie kam es nur, dass sie sich ihm so verbunden fühlte, obwohl sie sich erst vor zwei Abenden begegnet waren? Nachdem Tom Henning sie verletzt hatte, hatte sie sich geschworen, niemals wieder leichtsinnig und naiv an die große Liebe zu glauben, stattdessen immer alles zu hinterfragen, um nicht noch einmal enttäuscht zu werden. Diese Einstellung hatte gut funktioniert. Sonst hätte sie sich womöglich auf diesen schmierigen Sven eingelassen. Nur gegen Lucas schien ihr Schutzmechanismus nicht zu funktionieren. Woran lag das? Alexia wusste es nicht.Vielleicht würde sie die Antwort in einigen Semestern finden, wenn sie sich noch intensiver mit Persönlichkeitspsychologie auseinandergesetzt hatte. Aber bis dahin war es zumindest für Lucas und sie zu spät. Bei dem Gedanken an ihn spürte sie ein Stechen im Herzen. Und das obwohl er ihr offenbart hatte, dass er an einer Familie kein großes Interesse hatte. Ihr Verhalten war rational nicht zu erklären. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie nun glaubte, seine Küsse überall zu spüren. Es kribbelte herrlich in ihrem Nacken, und die süße Erinnerung an seine Lippen, die an ihren Härchen zupften, wurde wach. Etwas strich über ihr Gesicht, hauchte einen flammenden Kuss auf ihren Mund. Sie konnte ihn tatsächlich schmecken! Das war doch nicht normal! Alexia riss die Decke hoch und kletterte eilig aus dem Bett. Ihre Phantasie ging mit ihr durch. Sie musste sich endlich besinnen. Dabei würde ein kühles Glas Wasser sicherlich dienlich sein. Sie ging in die Küche, drehte den Spülhahn auf und nahm sich ein großes Glas aus dem Hängeschrank. Da bemerkte sie Karli, der unter dem Tisch hockte und einen buschigen Schwanz hatte, der sich in seiner Dicke verdoppelt hatte. Die Ohren waren eng an seinen Hinterkopf angelegt. Irgendetwas schien ihn zu verunsichern.
    Alexia trank das Glas in einem Zug leer, gab Karli eine Knusperstange aus Lammfleisch und wagte sich wieder in ihr Bett. Sie zog die Decke bis unter ihre Nase, denn so konnte sie niemand küssen. Kein Geist, nicht der Wind und erst recht keine heiße Erinnerung an Lucas. Der Spuk hatte nun tatsächlich ein Ende. Gott sei Dank. Oder sollte sie besser sagen, leider?
    Als Alexia das nächste Mal die Augen aufschlug, war die Nacht vergangen, und es war bereits 8.30 Uhr. Sie hatte dochnoch überraschend gut geschlafen und fühlte sich einigermaßen fit, um sich in ihren Jogginganzug zu werfen und eine Runde durch den Lazaruspark zu drehen. Am besten noch vor dem Frühstück. Bevor alle Leute rausgingen und ihre Hunde Gassi führten. Alexia strich die faltige Hose ihres Jogginganzugs glatt, schlüpfte in ihre Laufschuhe, band die Schnürsenkel zu und machte sich auf den Weg in die Natur. Das Joggen lenkte sie von Lucas und all den quälenden Fragen ab.
    Ihre Beine fühlten sich leicht an. Fast als würde sie schweben. Sie joggte durch die verschlungenen Pfade und suchte, wann immer es möglich war, Schutz unter dem dichten Blätterdach, denn feiner Nieselregen befeuchtete die
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