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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust
Autoren: Kerstin Dirks
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Luft, und je länger sie draußen war, desto unangenehmer und nasser wurde es. Sie setzte die Kapuze auf, die an ihrer Anzugjacke hing, zog an den Kordeln, so dass sich der Stoff eng um ihren Kopf schmiegte und nur Mund, Nase und Augen herausschauten. Wenigstens hatten die Uhrzeit und das nicht unbedingt angenehme Wetter den Vorteil, dass niemand sonst im Park unterwegs war. Eigentlich hatte sie einen Umweg machen wollen, um nicht an der alten Buche vorbeizukommen, aber in dem Moment, in dem sie nach links hätte biegen müssen, war sie gedankenlos weiter geradeaus gerannt und blickte nun auf die knorrigen alten Wurzeln der stolzen Buche, an die sie sich gestern Nacht gelehnt und sein Glied zwischen ihren Beinen gespürt hatte. Ein wilder Schauer erfasste sie von den Fußspitzen bis hinauf in ihre Schläfen. Wild klopfte das Herz bei dem Gedanken an seine harte pochende Männlichkeit. Ja, es war aufregend gewesen. Sie hatte es erst nicht zulassen wollen, aber im Nachhinein erinnerte sie sich mit Wonne an diesen kurzen Augenblick zurück, in dem sieeinem Mann näher gewesen war als jemals zuvor. Rasch rannte sie weiter, den Blick von der Buche abwendend. Sie wollte nicht erinnert werden. Sie brauchte etwas Abstand und Ruhe.
    Als sie pitschnass in den Hausflur zurückkehrte, war es kurz vor halb zehn. Sie schleppte sich erschöpft und von leichten Seitenstichen geplagt in den zweiten Stock. Da öffnete sich Marcel Kletts Tür und heraus kam – Melli Braun! Alexia traute ihren Augen nicht. Was hatte Marcel Klett mit Melli zu schaffen? Sie erinnerte sich an das hysterische Stöhnen der letzten Nacht und sah mit einem Mal klar. Das war Melli gewesen!
    Melli stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Nachbarn, der sie sonst immer übersehen hatte. Hier war wohl einiges geschehen, das an Alexia vollständig vorübergegangen war. Marcel begrüßte Alexia mit einem Nicken, dann zog er Melli noch einmal zu sich heran und küsste sie so innig, dass Alexia unwillkürlich an Lucas’ feuchte Küsse von gestern Nacht zurückdenken musste. Unmerklich leckte sie sich über die Lippen, und tatsächlich meinte sie, ihn noch immer dort schmecken zu können. Das Geräusch der zuschlagenden Tür riss Alexia aus ihren Gedanken. Melli stand vor ihr, strahlte über das ganze Gesicht und erklärte in schnellen, schwer nachvollziehbaren Sätzen, dass sie Alexia alles später erklären würde, doch dass sie der glücklichste Mensch auf der Welt sei. Dann eilte sie in großen Sätzen die Treppe hinunter und ließ die verblüffte Alexia vor ihrer Wohnungstür stehen. Mellis leuchtende Augen und ihr strahlendes Lächeln hatten eigentlich schon genug verraten.
    Wenigstens ist Melli glücklich, dachte Alexia, schloss ihreTür auf und trat in ihre Wohnung. Sie gönnte es der kleinen Maus von ganzem Herzen. Doch für sich selbst wünschte sie sich ebenfalls etwas Glück. Im Moment war sie, was das anging, ziemlich unterversorgt. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, ohne sie aufzubinden, zog die Hose und die Jacke aus und wankte erschöpft ins Wohnzimmer, um sich noch etwas auszuruhen, ehe sie duschte und sich ein gesundes Vollkornfrühstück machte. Zuvor stellte sie sich auf die Waage. Das war zur Abwechslung mal ein Lichtblick. Wieder war ein Pfund verschwunden. Heute hatte sie auch zum ersten Mal gespürt, dass die Jogginghose ein wenig lockerer gesessen hatte als sonst.
    Der Rest des Tages verlief recht ereignislos. Sie hatte sich das Wochenende etwas abwechslungsreicher und aufregender vorgestellt. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie die E-Mails checkte in der Hoffnung, eine von Lucas wäre dabei. Fehlanzeige. Was hatte sie erwartet?
    Am Nachmittag unternahm sie einen Spaziergang, aber so recht entspannen konnte sie dabei nicht, obwohl die Wolken endlich weiterzogen und die Sonne zum Vorschein kam. Ihre Laune besserte das nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte Lucas direkt darauf angesprochen, wie er zu ihrer Beziehung stand? Das hätte mit Sicherheit mehr Klarheit gebracht als dieses vorsichtige Herantasten. Möglicherweise war ihm gar nicht klar gewesen, worauf sie mit ihren Fragen hinausgewollt hatte. Männer waren ja angeblich, was das Thema anging, schwer von Begriff.
    Als sie nach Hause kam und nichts Böses ahnend ihre Stube betrat, blieb ihr Herz vor Schreck beinahe stehen. In ihrem Sessel saß Lucas. Er hatte die Arme auf den Lehnen abgelegt, die Beine übereinandergeschlagen und hielt einGlas Wein in
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