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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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wirklich nicht verstehen. Welchen Sinn machte es? Wollte er sie veralbern?
    »Du stehst hier in Fleisch und Blut vor mir. Was bist du dann, wenn kein Mensch?«
    »Ich bin ein Inkubus. Es klingt irrsinnig, das weiß ich selbst.«
    »Allerdings.«
    »Und doch ist es wahr. Ich war es, der deinen Nachbarn und deine Freundin Melli zusammengeführt hat und auchfür die Versöhnung des Ehepaars im dritten Stock verantwortlich ist.«
    Woher wusste er von alldem? Das waren private Dinge, die ja selbst sie nur am Rande mitbekommen hatte. Und was hatte er getan, um diesen Leuten zu helfen?
    »Lass es mich dir beweisen.«
    Er öffnete die Hand und streckte sie nach ihr aus.
    Sie schüttelte unschlüssig den Kopf. Was sollte sie tun? Seine Hand annehmen. Und dann?
    »Vertrau mir«, sagte er eindringlich.
    Ihm vertrauen? Einem Mann, der mir nichts, dir nichts in ihre Wohnung eindrang, der von sich behauptete, nichtmenschlich zu sein, der aber so wunderbar sanfte und zärtliche Hände besaß, dass sie das prickelnde Gefühl seiner Fingerspitzen auf ihrer Haut noch immer zu spüren glaubte. Sie wollte eine Antwort.
    »Vertrau mir«, wiederholte er.
    Seine Stimme wirkte hypnotisch. Alexia spürte, wie ihr Widerstand erlahmte. Zitternd streckte sie ihre Hand aus und berührte seine Fingerspitzen. Rasch zog er sie zu sich heran, und sein wärmender Mantel umschloss sie ein zweites Mal. Die Hände lagen auf ihren Schultern, hielten sie fest, selbst wenn sie es gewollt hätte, nun konnte sie nicht mehr entfliehen.
    »Hab keine Angst«, sagte er.
    Eine Hand legte sich über ihre Augen. Alexia wollte protestieren, doch dann spürte sie, wie die Schwerkraft sie nach unten zog. Sie drohte zu fallen und spürte die Tiefe unter ihnen. So musste sich ein Sprung aus einem Flugzeug anfühlen, kurz bevor man den Fallschirm öffnete. Alexia schrie und versuchte, seine Hand wegzureißen. Gleich würden sieaufschlagen. Es gelang ihr, durch eine Lücke zwischen seinen Fingern hindurchzublicken. Sie befanden sich nicht mehr in ihrer Wohnung. Die Straße kam rasend schnell auf sie zu. Alexia verkrampfte sich am ganzen Körper. Doch kurz bevor sie den Boden erreichten, zog eine Kraft sie nach oben. Alexia krallte sich an Lucas’ T-Shirt fest. Sie zitterte am ganzen Leib. Was geschah mit ihnen? Sie sah zu ihm auf. Sein Blick war nach oben gerichtet, und hinter seinem Rücken tauchten zwei riesige Lederschwingen auf, die sie in kraftvollen Bewegungen nach oben trieben. Erst waren es Häuser, die an ihnen vorbeirauschten, dann Wolken. Höher und höher stiegen sie auf.
    »Dir wird nichts geschehen«, hörte sie sein Flüstern, das sich mit dem Rauschen des Windes zu einer säuselnden Melodie vereinte.
    Sie blickte unter sich und sah die winzigen Lichtpunkte der Stadt. Großer Gott, sie flogen tatsächlich! Wie war das nur möglich!
    Sie starrte ihn voller Unglauben an. Er sah aus wie ein Mensch. Aber ganz sicher war er keiner. Davon hatte er sie nun auch überzeugt. Vielleicht war er ein Engel, der gekommen war, um sie an einen anderen Ort zu bringen. War das der Tod? War sie gestorben?
    Ihr Flug verlangsamte sich. Starke Arme hielten sie fest, verhinderten, dass sie in die Tiefe stürzte. Dadurch wurde ihr klar, dass dieser Mann, oder was immer er war, ihr nichts antun wollte. Er schützte sie.
    Sein Blick sagte mehr als jedes Wort. Sie sah Begehren, Lust, Zuneigung … Sehnsucht. »Komm mit mir«, flüsterte er. Seine Lippen streiften beinahe ihre. Sie konnte ihn schmecken. Ein Gefühl tiefer Vertrautheit durchfloss sie.
    »Wohin?«
    Dunkle Wolken schoben sich rasend schnell über den Nachthimmel, verdeckten den Mond, der eben nicht einmal zu sehen gewesen war. Abertausend Sterne bewegten sich im Zeitraffer über das nachtschwarze Firmament. Alexia war viel zu durcheinander und aufgewühlt, um den Anblick zu genießen. Sie schienen in einer Art Blase gefangen, in der die Zeit stillstand, während sie außerhalb weiterging.
    »In meine Welt.«
    Seine Lippen näherten sich ihren. »Du sollst meine Königin sein.« Er küsste sie. Alexia wollte sich wehren, aber sie konnte es nicht.
    Kendrael hielt ihren zerbrechlichen Menschenkörper fest. Ihr sollte nichts geschehen. Während sich die Welt weiterbewegte, stand sie unter seinem Schutz – ungesehen, unangetastet, beschützt. Er hätte sie ewig so halten mögen, ihre Nähe in sich aufsaugen wollen. Für immer. Dies war ein so kostbarer Moment. Er wollte ihn festhalten. Nach seiner langen Gefangenschaft

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