Teuflische Lust
war eine verdammt lange Zeit. Wie hatte er das nur ausgehalten? Fast tat er ihr leid. Sie musste sich zwingen, daran zu denken, das er kein Mensch, sondern ein Dämon war, der kein Mitleid verdiente.
Buhlteufel stifteten Chaos, verführten ganze Ortschaften und hatten nach ihrem Eindruck mit allem Sex, das nicht bis drei auf den Bäumen war. Sie musste plötzlich an seine Worte bezüglich Familie Mangel und an Melli und Marcel Klett denken. Lucas musste mit ihnen geschlafen haben! Das erklärte die merkwürdigen Veränderungen der letzten Tage. Der unnahbare Sunnyboy Marcel interessierte sich für die graue Maus Melli, und Frau Mangels Blicke verrieten, dasssie plötzlich ihren Mann anhimmelte, den sie sonst bei jeder Gelegenheit beschimpft hatte. Die Erkenntnis tat weh. Sie war nicht die Einzige gewesen, die er begehrt hatte. Schlimmer. Wenn sie Norgrets Aufzeichnungen glaubte, war sie nur aus einem Grund besonders interessant für ihn gewesen. Sie war eine Jungfrau. Und die zogen Inkubi an wie Motten das Licht.
Ein heißes Brennen zwang sie dazu, ihre Augen zu schließen. Lucas hatte ihr die ganze Zeit etwas vorgespielt. Die rührende Geschichte um den verstorbenen Großvater war genauso erstunken und erlogen wie seine Zukunftspläne als Mediziner, der die väterliche Praxis übernehmen wollte. All das hatte er inszeniert, um sie zu verführen. Und fast hätte er Erfolg gehabt.
Sie fühlte sich benutzt, und die Vorstellung, dass seine Gefühle nur gespielt gewesen waren, schmerzte sie zutiefst. Trotz allem konnte sie es nicht über sich bringen, Lucas ein weiteres Mal einzusperren. Er war vielleicht ein Lügner, aber so wie sie ihn kennengelernt hatte, glaubte sie fest daran, dass er kein schlechter Mensch – Dämon – war. Auch wenn er sich die meiste Zeit über verstellt haben mochte, so hatte er sie immer freundlich behandelt. Er hatte sie sogar zu seiner Königin machen wollen. War es vielleicht ein Fehler gewesen, sein Angebot abzulehnen? Vielleicht wäre sie unsterblich geworden und hätte für immer mit ihm zusammen sein können. Die Vorstellung hatte etwas für sich. Andererseits bedeutete es auch, sich selbst aufzugeben. Am Ende wären ihr nicht nur neue Kleider, sondern auch Hörner aus der Stirn und Flügel aus dem Rücken gewachsen. Sie wäre mehr und mehr ein Dämon geworden. Ihr schauderte, als sie an die finstere Welt dachte, die ihr Zuhause geworden wäre,und an deren finstere Bewohner. Sie fragte sich, ob sein Angebot ein Hinweis darauf gewesen sein könnte, dass er es letztlich doch ernst mit ihr gemeint hatte? Jemanden zu seiner Königin zu ernennen war schließlich etwas anderes, als einer jungen Frau die Unschuld zu rauben. Und selbst das hatte er nicht getan. Sie war noch immer Jungfrau. Sie spürte es. Warum hatte er sie nicht verführt, wie es Norgret beschrieben hatte? Er war doch ganz offensichtlich dazu in der Lage gewesen, sich zu nehmen, was er wollte. Stattdessen hatte er sie wieder nach Hause gebracht und freigegeben.
Alexia war vollkommen verwirrt. Sie mochte ihn noch immer, irgendwie. Dennoch wollte sie ihm gleichzeitig so fern wie möglich sein. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, doch sie fürchtete ihn und seine monströse Gestalt. Sie hoffte, dass er es ernst mit ihr gemeint hatte, und wollte trotzdem, dass er sie nie mehr aufsuchte.
Sie schloss das Browserfenster. Eines stand fest: Sie konnte ihm keinen Schaden zufügen. Ihr war bewusst, dass er nicht aufhören würde, Frauen zu becircen, ihnen die Lebensenergie zu rauben, und dass etwas dagegen unternommen werden musste. Nur sie wollte nicht diejenige sein, die ihn stoppte. Es fühlte sich nicht richtig an. Sie öffnete ihr E-Mail-Programm und schrieb dem Betreiber der Seite, der sich als Exorzist ausgab, eine Nachricht, in der sie ihren Fall schilderte. Sollte er entscheiden, was zu tun sei. Er hatte nach eigenen Angaben genügend Erfahrung mit der Austreibung und Verbannung von Dämonen. Ihre Finger huschten über die Tastatur, aber noch ehe sie die Nachricht beendet hatte, kamen ihr Zweifel. Vielleicht war der Kerl nur ein Aufschneider oder ein Spinner. Dank Sven und Lucas war sie sehr vorsichtig und misstrauisch geworden, was Bekanntschaftenaus dem Internet anging. Unschlüssig speicherte sie die Nachricht erst einmal ab, ohne sie zu versenden. Vielleicht bekam sie die Sache ja doch allein in den Griff. Schließlich hatte Norgret in seiner Arbeit eine Anleitung zum Schutz vor Dämonen entwickelt.
Sie klickte die
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