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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Orangensaft. Dann
brachte sie das Tablett nach unten.
    Das Haus kam ihr so leer vor. Bedrückende Stille lastete
über ihm. Melissa wollte fliehen. Statt dessen machte sie
sich ans Geschirrspülen. Als aber das Wasser ins Becken
lief, hielt sie es nicht länger aus.
    Sie mußte im alten Schuppen nachsehen. Nur so bekam
sie Gewißheit, daß ihre grauenhaften Erlebnisse in der
Nacht tatsächlich nur ein Alptraum gewesen waren. Dann
endlich wäre sie von der schrecklichen Angst befreit, die
sie seit dem Aufwachen nicht mehr losließ.
    Aber wenn sie es nicht geträumt hatte …
Sie verscheuchte den Gedanken und ließ alles stehen und
liegen. Durch die Hintertür trat sie ins gleißende
    Sonnenlicht. Aber selbst die Morgensonne vermochte
gegen den eiskalten Knoten in ihrer Magengrube nichts
auszurichten.
    Unbewußt lief sie denselben Weg um den
Swimmingpool herum, den sie im Schlaf als D’Arcy
gegangen war.
    Vor dem Schuppen trat ihr beim Anblick der
aufgebrochenen Tür kalter Angstschweiß auf die Stirn.
Die Beine hätten fast unter ihr nachgegeben. Sie wollte
sich umdrehen und davonlaufen, aber sie wußte, daß das
nicht möglich war.
    Sie mußte Gewißheit haben.
Sie zwang sich, nach vorne zu treten und drückte die Tür
auf. Als erstes sah sie etwas in der Morgensonne glänzen –
die scharfe Klinge der Machete.
Sie starrte die Waffe an. Warum konnte sie nicht dorthin
verschwinden, wo sie hingehörte – in die Garage?
Sie blieb, wo sie war, und klagte sie stumm an.
Und dann bemerkte sie den Geruch.
Der ekelhaft süßliche Gestank von verfaulendem Fleisch
stieg ihr in die Nase, drang in ihre Lungen.
Und mit ihm kamen die Bilder zurück, klarer und
deutlicher als in der Nacht.
Sie bückte sich und hob mit zitternden Händen eine
Diele an.
Der Anblick ließ sie zurücktaumeln.
Melissa kam der Mageninhalt hoch. Die Flüssigkeit
    strömte einfach durch ihren Mund, ohne daß sie merkte,
was mit ihrem Körper geschah. Ihre Nerven, die in den
letzten Tagen zum Zerreißen gespannt gewesen waren,
hielten dem Druck nicht mehr stand.
    In einem stillen Hilfeschrei wandte sie sich an die
einzige Freundin, die sie nie im Stich gelassen hatte. Hilf
mir, D’Arcy! Bitte hilf mir …
    Sie spürte, wie die vertraute Dunkelheit sich über sie
senkte. Die unerträglich gewordenen Bilder lösten sich
langsam vor ihren Augen auf.
    Schlafen.
Sie mußte schlafen.
Und diesmal, hoffte sie, würde sie nie wieder
aufwachen.
    Diesmal wollte sie sich einfach für immer in den
schwarzen Abgrund fallen lassen, wollte auf ewig in der
herrlichen Dunkelheit des Schlafs Vergessen und
Vergebung finden.
    Niemand war zugegen, der die Veränderung an Melissa
hätte wahrnehmen können, keiner, der hätte bezeugen
können, wie D’Arcy erstmals bei Tageslicht auftauchte.
    Vorhin hatte sie die Augen ganz fest zugedrückt, um nur
dieses Schreckensbild zu ihren Füßen nicht sehen zu
müssen. Jetzt gingen sie wieder auf. Regungslos, fast
neugierig registrierten sie den grauenhaften Anblick.
    Teris Worte, die in ihrer Erinnerung gerade erst
ausgesprochen worden waren, kamen ihr in den Sinn.
»… du warst es ja gar nicht.«
Warum war sie hier?
Sie war ins Haus zurückgegangen.
Sie war ins Haus zurückgegangen, um Melissa ins Bett
zu bringen.
Aber jemand hatte sie fortgeschickt.
Jemand hatte mit ihr gesprochen. Melissa hatte das
gehört und war aufgewacht.
Sie blickte noch einmal auf die Leiche unter dem Boden.
Hatte Melissa das getan?
Sie wußte es nicht. Aber sie hatte auch nie gewußt,
warum Melissa in Not war. Sie hatte nur immer eins
gewußt: Wenn Melissa wieder einmal bestraft wurde, hatte
sie sich um sie zu kümmern.
Wenn Melissa das hier angerichtet hatte, erwartete sie
bestimmt eine drastische Strafe.
D’Arcy wußte, was das bedeutete.
Sie wandte sich vom gähnenden Loch ab und ging
langsam zum Haus. Ohne auf das schmutzige Geschirr im
Spülbecken zu achten, lief sie durch die Küche zum alten
Dienstbotenaufgang und geschwind in den ersten Stock
hinauf.
Die Treppe führte sie in den Gästeflügel. Sie ging den
Flur hinunter bis zum Schlafzimmer der Holloways, trat
ein und lief schnurstracks auf die Kommode zu.
Am Boden der dritten Schublade fand sie das Gesuchte
unter einem Stapel Kleider.
Damit ging sie in Melissas Zimmer, trat ans Bett und
schlug die Bettdecke auf.
Über dem leeren Bett band sie die dicken Nylonriemen
fest. Als sie damit fertig war, zog sie sich aus und
schlüpfte in Melissas

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