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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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in ihrem Zimmer
gewesen.
»W-wie bin ich hierhergekommen?«
»Schsch, mein Kleines.« Die alte Frau flehte zu Gott,
daß Melissa sich wenigstens nicht noch mehr fürchtete.
»Es ist alles gut. Ich konnte nur nicht schlafen. Darum
wollte ich mir etwas Milch warm machen. Aber wie’s der
Zufall so will, hatte ich keine mehr und wollte mir hier
welche holen. Da habe ich dich hier oben herumtrampeln
gehört. Mein Gott, du hättest ja einen Toten wecken
können. Aber zum Glück hat deine Mutter nichts gehört.
Du brauchst also keine Angst zu haben. Ich bring’ dich
jetzt wieder ins Bett, einverstanden? Oder möchtest du mit
mir runterkommen? Dann trinken wir zusammen ein Glas
Milch.« Ihr war klar daß sie aufs Geratewohl
daherplapperte. Eigentlich hätte Melissa das merken
müssen. Aber als sie ihr ins Gesicht sah, war sie sich nicht
sicher, ob das Mädchen sie überhaupt gehört hatte. Zur
Verängstigung war in ihren Augen Verwirrung
gekommen, als rätselte sie immer noch darüber, was
eigentlich geschehen war.
»Du bist wieder mal schlafgewandelt, mein Liebling«,
erklärte Cora und nahm Melissa sanft am Arm, um sie in
ihr Zimmer zu führen. »Wahrscheinlich wolltest du wieder
auf den Speicher gehen, aber jetzt ist alles gut. Ich habe
dich rechtzeitig gefunden, und niemand braucht davon zu
erfahren. Geh einfach in dein Bett zurück.«
Sie standen vor Melissas Tür. Plötzlich erstarrte das
Mädchen.
Das Kleid.
Teri und sie hatten das blutbefleckte Kleid auf dem
Boden liegenlassen. Wenn Cora es erblickte …
Cora machte die Tür auf und schaltete das Licht ein.
Sofort hetzte Melissas Blick über den Boden.
Das Kleid war verschwunden.
Benommen ließ sie sich durch das Zimmer führen und
aus dem Morgenrock helfen. Fast ohne es wahrzunehmen,
ließ sie sich ins Bett bringen und von Cora zudecken.
Immer noch konnte sie sich einfach keinen Reim auf all
die Ereignisse machen. »So«, hörte sie die Haushälterin
flüstern. »Jetzt kann dir nichts mehr passieren.« Sie spürte
Coras Lippen auf ihrer Wange, spürte, wie sie sie noch
einmal streichelte. »Jetzt ist alles gut. Schlaf schön.«
Nachdem Cora gegangen war, wartete Melissa noch eine
Weile, dann kletterte sie aus dem Bett und stellte sich ans
Fenster. Mit Mühe konnte sie da draußen eine Ecke des
Schuppens hinter der Garage hervorlugen sehen.
War sie dort wirklich gewesen? Oder war das
womöglich nur ein Traum gewesen?
Nein. Die Erinnerung war zu lebendig, zu echt. Sie und
Teri …
Teri.
Teri war mit ihr hingegangen. Teri mußte das Kleid
sichergestellt haben.
Aber sie hatte noch immer diese Erinnerungslücke.
Von dem Augenblick an, in dem sie diesen grauenhaften
Anblick im Schuppen vor Augen gehabt hatte und D’Arcy
um Hilfe angefleht hatte, bis zu ihrem Erwachen auf dem
Flur draußen war alles weg.
Weg, ein weißer Fleck in ihrem Kopf, als hätte es in der
Zeit nichts gegeben.
Sie drehte sich um und lief durch das Bad zu Teris Tür.
Erst klopfte sie leise an. Da sich nichts rührte, drückte sie
die Klinke herunter und trat ein. Im fahlen Mondlicht
konnte sie Teris Konturen unter der Bettdecke kaum
ausmachen.
Zögernd, fast ängstlich, schlich sie näher und kniete sich
vor dem Bett nieder. »Teri?« flüsterte sie. »Teri, bist du
wach?«
Von ihrer Halbschwester kam keine Reaktion.
Melissa legte die Hand auf ihre Schulter. Teri stöhnte
leise auf und wälzte sich auf die andere Seite.
Melissas Herz pochte zum Zerspringen. Wie konnte Teri
nur so schnell so fest schlafen? Vor wenigen Minuten
waren sie doch noch gemeinsam im Schuppen draußen
gewesen!
Es sei denn …
Sie holte tief Luft und schüttelte Teri an der Schulter.
»Teri«, zischelte sie. »Wach auf!«
Teri drehte sich um und fuhr hoch. Sie blinzelte ein
paarmal, dann sah sie Melissa aus zusammengekniffenen
Augen an.
»Melissa?« Ihre Stimme hörte sich ganz belegt an. »Wie
spät ist es?«
»I-ich weiß nicht.«
»Was willst du überhaupt bei mir? Warum schläfst du
nicht?«
»Das … das Kleid«, sagte Melissa stockend. »Was hast
du damit gemacht?«
Jetzt erst schaltete Teri die Nachttischlampe an. Der
plötzliche Lichtstrahl blendete Melissa im ersten
Augenblick. Sie wich zurück. Dann hatte sie sich daran
gewöhnt, und Teri tauchte deutlicher vor ihren Augen auf.
Ihre Halbschwester machte ein verwirrtes Gesicht.
»Was für ein Kleid?« wollte sie wissen und starrte sie
durchdringend an. »Wovon redest du?«
Um Melissa schloß sich eine eisige Faust.

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