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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mein Liebling. Ich
glaube, du wolltest auf den Speicher gehen.«
Cora war im Haus gewesen, im Erdgeschoß. Wenn sie
wirklich draußen gewesen wäre, hätte Cora sie dann nicht
kommen hören?
Es mußte einfach ein Alptraum gewesen sein.
»D-du bleibst wirklich nicht über Nacht weg?« fragte sie
mit zitternder Stimme.
»Bestimmt nicht. Ich habe Doktor Andrews gesagt, daß
ich mir öfter frei nehmen will, damit ich mehr Zeit für
dich habe, und das habe ich auch so gemeint. Aber dieses
eine Treffen läßt sich nicht verschieben. Das verstehst du
doch?«
Melissa brachte ein Nicken zuwege, doch als ihr Vater
sich erhob, klammerte sie sich an seine Hand. »I-ich hatte
letzte Nacht wieder einen Alptraum, Daddy«, flüsterte sie.
Zögernd setzte Charles sich noch einmal neben sie.
»Schon wieder?«
»T-Todd war tot«, brachte sie mit tränenerstickter
Stimme hervor. »Er …«
Charles drückte seine Tochter an sich und wiegte sie an
seiner Brust. »Schsch, mein Liebes. Es war nur ein Traum.
Todd ist bestimmt nichts geschehen …«
Melissa riß sich entsetzt von ihrem Yater los. »Ist er
denn nicht da?«
Charles hätte sich verwünschen können, daß er
unbedacht den Mund aufgemacht hatte. »Er ist gestern
abend irgendwohin gegangen«, gab er widerstrebend zu.
»Bis jetzt ist er noch nicht zurückgekommen.«
Ein unterdrücktes Aufheulen drang von Melissas Lippen.
»W-was ist, wenn …« Ihr Vater ließ sie nicht weiterreden.
Er legte ihr den Finger auf den Mund.
»Jetzt aber Schluß. Du hattest einen Alptraum, sonst
nichts. Weißt du nicht mehr, wie dich Jeffs Beerdigung
gestern mitgenommen hat? Hätte ich dich nur nicht in den
Sarg schauen lassen! Es ist, weiß Gott, eine barbarische
Unsitte, daß man sich die Toten zum Abschied noch
einmal ansieht. Ich kann mich noch gut an meine
Alpträume als Kind erinnern. Als ich so alt war wie du,
starb meine Großmutter. Ich mußte mich zum Abschied
über die Leiche beugen. Eine Woche lang bin ich jede
Nacht aufgewacht, weil ich mir sicher war, daß ich sie
wieder gesehen hatte. Sie war tot, aber sie starrte mich aus
weitaufgerissenen Augen an. Starrte mich einfach an, als
ob ich ihr etwas angetan hätte. Und mehr ist dir auch nicht
geschehen. Gestern hast du Jeff Barnstables Leiche
angeschaut, und im Traum hat sie sich in Todd
verwandelt. Aber das ist nicht die Wirklichkeit, mein
Schatz.« Er sah ihr tief in die Augen. Seine Stimme wurde
etwas leiser.
»Du mußt allmählich die Wirklichkeit von den Träumen
unterscheiden, mein Liebling. Träume sind nun mal
Träume – mehr nicht. Teilweise bedeuten sie etwas, aber
das macht sie noch lange nicht zu etwas Wirklichem.«
Er lächelte sie liebevoll an. »Weißt du was?« sagte er
und stand auf. »Bleib heute doch einfach im Bett und laß
es dir gutgehen. Und wenn ich dann heimkomme, machen
wir zwei uns einen wunderschönen Abend. Nur wir zwei.
Wir könnten essen gehen oder vielleicht ins Kino. Na, wie
klingt das?«
Melissa nickte mechanisch. Seine Worte hatte sie kaum
wahrgenommen.
Wenn Todd verschollen war …
Nein, sagte sie sich noch einmal. Es war nur ein
Alptraum. Doch mochte sie sich einreden, was sie wollte,
sie konnte einfach nicht an einen Traum glauben.
    Eine Stunde später lag Melissa immer noch im Bett. Durch
das Fenster drang ein vertrautes Geräusch herein. Kiesel
knirschten unter Reifen. Cora fuhr also zum Einkaufen ins
Dorf. Vorhin hatte sie ihr das Frühstück auf einem Tablett
ins Zimmer gebracht, aber bis jetzt hatte Melissa es noch
nicht angerührt. Sie hatte sich nach Todd erkundigt. Cora
hatte ihr zwar zu versichern versucht, sie erwarte ihn jeden
Augenblick zurück, doch Melissa hatte ihr angemerkt, daß
sie selbst nicht daran glaubte. Als sie von ihrem Alptraum
hatte erzählen wollen, war Cora heftig geworden:
    »Ich will nichts davon hören! Vergiß deine schlimmen
Träume lieber. Wenn du dich in sie hineinsteigerst,
verfolgen sie dich nur. Dämonen sind sie, laß dir das
gesagt sein.« Sie hatte noch weitergeplappert, doch
Melissa hatte nicht mehr hingehört. Sie konnte die
schrecklichen Bilder der Nacht nicht aus der Erinnerung
bannen.
    Endlich hatte sie jetzt das Haus für sich, denn ihre
Mutter und Teri spielten im Club Tennis. Sie stand auf
und zog sich eine Bluejeans und ihr Lieblings-T-Shirt, ein
Geschenk von Todd, an und schlüpfte in ihre abgetragenen
Pantoffeln. Appetit hatte sie nach wie vor nicht, aber sie
zwang sich wenigstens zu einem Glas

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