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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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so vor,
als wäre es auch anderen so ergangen. Immer wieder sah
sie Gäste verstohlen zur Tür lugen und dann leicht erröten,
weil sie sich plötzlich selbst durchschauten.
    Mit zunehmender Dauer der rauschenden Ballnacht
wurden die Leute jedoch immer ausgelassener, und jetzt,
da der Schlußakkord des letzten Walzers verhallte, fegte
donnernder Applaus durch den Saal.
    Allmählich strömten die Gäste zum Ausgang, wo sie
noch einmal stehenblieben, um Phyllis und Lenore zum
Erfolg zu gratulieren. Phyllis lauschte verzückt den
Komplimenten. Herrlicher als das Lob hatte nicht einmal
die Musik klingen können.
    Zum Schluß näherten sich Hand in Hand Teri und Brett.
»Es war grandios, Mutter«, murmelte Teri und küßte ihr
die Wange.
    Phyllis wurden die Augen feucht. Was hatte Teri da
gesagt? Hatte sie richtig gehört? Oder hatte Teri sich nur
versprochen?
    Aber Teri lächelte sie strahlend an. »So fühle ich mich«,
sagte sie. »Irgendwie bist du jetzt meine richtige Mutter.
Für mich bist du mindestens genauso vollkommen, wie es
der Ball heute für die Gäste war.«
    Phyllis schwoll das Herz vor Freude. »Mir geht es ganz
genauso«, flüsterte sie und drückte Teri fest an sich. »Du
bist für mich die Tochter, nach der ich mich mein Leben
lang gesehnt habe. Und jetzt habe ich dich.«
    Brett zog Teri schließlich weiter, und sie traten in die
Nacht hinaus. Sie war so klar und mild, als hätte sogar das
Wetter sein möglichstes getan, um Phyllis zum Erfolg zu
verhelfen. Brett schlug die Richtung zum Parkplatz ein,
doch Teri hielt ihn zurück. »Gehen wir lieber zu Fuß«,
schlug sie vor. »Machen wir es so wie die Leute damals in
der ersten Nacht.«
    So stiegen sie die Treppe zum Swimmingpool hinunter
und weiter bis zum Strand. Dort zog sich Teri die
Sandalen aus und lief barfuß über den kühlen Sand. Der
Mond stand hoch am Himmel. In seinem silbernen Licht
glitzerte das Meer. Teri ließ ihre Hand in die von Brett
gleiten.
    »War es nicht herrlich?« seufzte sie. »Manchmal
wünsche ich mir, ich hätte damals gelebt. Ich meine, als
man noch soviel Personal hatte und im Sommer das Haus
voller Gäste war. Findest du nicht auch, daß das Leben
damals unheimlich Spaß gemacht haben muß?«
    Statt einer Antwort legte Brett den Arm um ihre Hüfte
und zog sie näher an sich heran. Schweigend legten sie
den Weg nach Maplecrest zurück. Auf der Veranda
schlang er beide Arme um sie und küßte sie. »Warum
bittest du mich nicht herein?« raunte er. »Deine Leute sind
noch bei meinen Eltern und kommen vor morgen früh
bestimmt nicht heim.«
    Teri sagte zunächst nichts, sondern drückte sich fest an
ihn und küßte ihn. Dann aber entwand sie sich ihm. Sie
schüttelte den Kopf. Ein leises Lächeln spielte dabei um
ihre Mundwinkel. »Heute nacht nicht«, flüsterte sie.
    »Vergiß nicht, daß wir jetzt im letzten Jahrhundert sind.
Anständige Mädchen haben solche Sachen damals nicht
getan.«
    Ehe Brett zum Protest ansetzen konnte, war sie durch die
Haustür geschlüpft und machte die Tür leise hinter sich zu.
Die Lichter in der Vorhalle brannten noch. Teri lehnte
sich mit dem ganzen Gewicht gegen die Tür und ließ das
Haus auf sich einwirken.
Ja, hier fühlte sie sich zu Hause.
Mit jedem Tag sank die Vergangenheit tiefer in die
Winkel ihres Erinnerungsvermögens. Sie konnte kaum
noch glauben, daß sie hier jemals weggegangen war, daß
man ihr jemals diesen Luxus in der drangvollen Enge ihres
Häuschens in San Fernando vorenthalten hatte.
Plötzlich sprang ihr ein Bild ungerufen vor Augen. Sie
schauderte unwillkürlich bei der Erinnerung an das Feuer,
das sie ja letztendlich hierhergebracht hatte. Schnell
verscheuchte sie all die anderen Gedanken an ihre
weiteren Taten.
Keine davon war doch wirklich. Für sie gab es nur noch
eine Wirklichkeit: Sie war wieder in ihrem rechtmäßigen,
angestammten Heim und unter Leuten, die sie liebten.
Oder die zumindest das Bild liebten, das sie so akribisch
genau für sie inszeniert hatte.
Mit einem zufriedenen Seufzer nahm sie den dünnen
Seidenumhang ab, den sie extra für den Ball gekauft hatte,
und stieg in den ersten Stock. Das Zimmer ganz hinten am
Gang war jetzt das ihre. Sie legte den Umhang in die
Kammer und ließ sich in den Stuhl vor dem Schminktisch
sinken, um im Spiegel noch einmal das Zimmer zu
bewundern.
Genauso hatte sie es sich vorgestellt. Von Melissa war
jede Spur getilgt worden. Cora hatte die Sachen ihrer

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