Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:

Halbschwester zusammenpacken und auf dem Speicher
verstauen müssen. Dann waren die Handwerker
gekommen, dieselben, die den Ballsaal für das heutige
Fest hergerichtet hatten.
Sie hatten auch für sie das Rad der Zeit zurückgedreht
und ihr Zimmer so gestaltet, wie sie es seit ihrer Kindheit
erträumt hatte. Jeden Morgen spürte sie beim Aufwachen
ein Prickeln. Die Wände waren mit smaragdgrünem Moiré
bezogen. Von genau dieser Farbschattierung hatte sie
immer geträumt. Auf dem Bett mit vier verschnörkelten
Pfosten lag eine Decke mit einem genau zur Tapete
passenden Muster. Das Bett hatte sie zusammen mit
Phyllis in einem Antiquitätengeschäft in Portland
aufgestöbert. Teri hatte die Idee gehabt, das alte Bett und
die Kommode in das Speicherzimmer unter den
Dachsparren zu verbannen, wo in Melissas Einbildung
D’Arcy sich immer aufgehalten hatte. An der Stelle der
Kommode stand jetzt ein kunstvoll verzierter,
handgeschnitzter Kleiderschrank.
Zwei dazu passende Nachtkästchen standen zu beiden
Seiten des Betts.
So und nicht anders hatte sie es sich immer vorgestellt.
Sie war noch ganz in das Spiegelbild versunken, als sie
die ersten dumpfen Geräusche von oben hörte.
Leichte Unruhe meldete sich, aber dann tat sie sie wieder
ab. Bestimmt hatte der Wind einen Zweig gegen die
Hauswand geschlagen.
Es kam wieder.
Es klang wie ein leises Wimmern.
Als ob jemand weinte.
Teris Puls beschleunigte sich. Dann aber erstarb das fast
unhörbare Schluchzen, und im Haus herrschte wieder
Stille.
Bis die Schritte einsetzten.
Sie hörte sie ganz deutlich direkt über sich. Es waren
langsame, regelmäßige Schritte.
Sie glaubte, eine Tür über sich aufgehen und mit einem
leisen Klicken wieder zugehen zu hören.
Stille.
Sie lauschte. Ihr sträubten sich die Nackenhaare.
Sie bildete sich die Geräusche nur ein. Das Haus war
leer – das wußte sie! In Coras Wohnzimmer hatten vorhin
die Lichter gebrannt. Sie hatte die alte Frau sogar in ihrem
Sessel schlafen sehen!
Ihre Angst legte sich schon, da kamen die Schritte
wieder.
Jetzt waren sie auf ihrem Stockwerk. Langsam kamen
sie über den Flur, näherten sich ihrem Zimmer.
Sie unterdrückte einen Aufschrei. Mit einem Satz war sie
bei der Tür und sperrte zu.
Die Schritte wurden immer lauter. Jemand war vor ihrer
Tür – sie spürte es geradezu.
Ihr Herz hämmerte zum Zerbersten. Eisige Finger
griffen nach ihr, panische Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Erneut redete sie sich ein, daß es nichts sei, daß ihr nur
die Fantasie einen Streich spiele, so wie sie mit Melissa
gespielt hatte, bis sie sich alles mögliche einbildete, das es
nicht gab.
Mit einem Schlag sprang der Riegel vor ihrer Erinnerung
auf. All die Bilder ihrer Taten strömten hervor, wurden
immer größer vor ihren Augen, peinigten sie.
Sollte es ihr ganzes Leben lang so weitergehen?
Daß diese schrecklichen Schuldvisionen an sie
heranschlichen, sie plötzlich ansprangen und quälten?
Sie rannte fort von der Tür, doch die Bilder folgten ihr,
verspotteten sie. Sie schloß die Augen. In diesem
Augenblick hörte sie, wie ein Schlüssel sich in ihrem
Schloß herumdrehte. Sie riß die Augen wieder auf und
starrte in den Spiegel.
Die Tür hinter ihr, die vorhin noch zugesperrt gewesen
war, die sie mit eigenen Händen zugesperrt hatte, stand
einen Spaltbreit offen.
Sie zitterte vor Angst. Gegen ihren Willen drehte sie sich
um.
Gebannt blieb sie auf der Stelle stehen. Mit einem
Knarren ging die Tür weiter auf.
Eine verschleierte Gestalt in weißem Kleid stand in der
Tür und starrte sie an. Teri konnte ihr Gesicht unter dem
Schleier nicht ausmachen, doch in ihrem Entsetzen fügte
sie die Züge von selbst hinzu.
Polly MacIvers Gesicht – eine verzerrte Totenmaske,
wie nach dem Sturz aus dem Fenster.
Tom MacIvers Gesicht – das Fleisch war vollkommen
verbrannt. Aus den leeren Augenhöhlen traf sie jedoch ein
anklagender Blick.
Todd Petersons Gesicht – zerschlagen lag es vor ihr, und
Maden krochen zu Tausenden über die Wunden. Sie
konnte die Augen deutlich unter dem Schleier sehen. Sie
folgten ihr, starrten sie unentwegt an, als sähen sie ihr
Innerstes. Sie hatte ihn töten müssen. Eine andere Wahl
hatte er ihr ja nicht gelassen. Er hatte gewußt, was sie
trieb, und hatte sie daran hindern wollen.
Und sogar Jeff Barnstables Züge sah sie. Auch er erhob
sich noch einmal anklagend vor ihr. In diesem
schrecklichen Moment der Wahrheit trat ihr klar vor
Augen, daß sie auch Jeff

Weitere Kostenlose Bücher