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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Mund und ihre Augen
weiteten sich. »O Gott«, hauchte sie. »Meinst du etwa
diese Riemen?«
Phyllis starrte das Mädchen verwirrt an. »Warum? Ich
verstehe nicht … ja«, stotterte sie schließlich.
»Aber das war gar nicht Cora, sondern ich.«
Phyllis ließ sich langsam in einen von den sechs
Korbstühlen sinken. »Du warst das? Ich fürchte, ich
verstehe nicht ganz.«
Teri blickte zu Boden. »Na ja, ich bin zu Melissa
reingegangen, weil ich ihr gute Nacht sagen wollte, und da
hat sie mir mit den Fesseln eben leid getan. Drum habe ich
sie losgebunden.«
Phyllis zog zunächst die Augenbrauen erbost hoch.
Sogleich entspannten sich ihre Züge aber wieder, und sie
schluckte die barschen Worte, die ihr schon auf der Zunge
gelegen hatten, herunter. »Ich verstehe«, hauchte sie.
»Ich habe doch nichts Falsches gemacht?« fragte Teri
leise. Ihr Blick war nach wie vor zu Boden gesenkt. »Ich
wollte auch nicht … Ich meine, sie hat nur so
erbarmenswert ausgesehen.«
Angesichts Teris so offensichtlicher Zerknirschung
verflog der letzte Rest von Ärger. Phyllis tätschelte dem
Mädchen die Hand. »Natürlich hast du nichts Falsches
gemacht!« rief sie. »Du konntest ja nichts von den Riemen
wissen und wolltest nur helfen.«
Teris Miene hellte sich auf. »Du bist mir nicht böse?«
»Aber natürlich nicht«, versicherte Phyllis ihr. Mit
einem Seufzer nahm sie die Tasse und trank einen
Schluck.
»Es ist ja nur wegen einiger … Probleme«, fuhr sie fort.
»Melissa schlafwandelt manchmal, wenn sie sich
aufgeregt hat. Und gestern nacht habe ich befürchtet, daß
das wieder der Fall sein könnte. Aus Besorgnis um ihre
Sicherheit lege ich diese Fesseln bisweilen an.«
Teri schnappte nach Luft. »Da hätte ich ja etwas
Entsetzliches anrichten können! Wenn ich das gewußt
hätte, hätte ich sie bestimmt nicht losgebunden.«
Phyllis lächelte Teri liebevoll an. »Mach dir deswegen
keine Sorgen. Es ist ja nichts passiert. Allem Anschein ist
sie heute nacht im Bett geblieben.« Das Lächeln wich, und
sie stand auf. »Jetzt muß ich mich aber mit Cora
unterhalten. Vorhin habe ich ihr vorgeworfen, sie hätte
Melissa losgemacht. Wenn ich jetzt nicht irgendwas
Versöhnliches sage, verdirbt sie uns sicher das Essen.«
Mit der Kaffeetasse in der Hand verschwand sie in der
Küche.
Teri blieb allein zurück. Während sie sich eine Tasse
Kaffee einschenkte, schaute sie voller Zufriedenheit durch
das Fenster in den strahlend blauen Himmel. Vom Nebel
der vergangenen Nacht war nichts mehr zu erkennen.
Teri lächelte vor sich hin. War es für einen Anruf bei
Cyndi Miller oder Ellen Stevens noch zu früh? Dabei war
sie so gespannt darauf, was sie über ihre Erlebnisse nach
dem Lagerfeuer zu erzählen hatten.

13
Tschupp!
    Zum ersten Mal an diesem Morgen hörte Melissa dieses
trockene Geräusch. Endlich hatte sie richtig getroffen. Mit
angehaltenem Atem sah sie zu, wie der Ball hoch über das
Netz stieg und ihr Vater rückwärts rannte, ausholte und …
verfehlte!
    Der Ball flog über seinen Schläger hinweg. Melissa
fürchtete schon, er ginge ins Aus, doch dann senkte er sich
allmählich und fiel Zentimeter vor der Auslinie ins Feld.
    »Klasse gemacht!« rief Charles ihr zu.
Melissa errötete vor Stolz und trabte zum nächsten
Aufschlag zur Grundlinie zurück. Sie warf den Ball in die
Luft, traf ihn diesmal aber um den Bruchteil einer Sekunde
zu spät, so daß er im Netz landete. Noch hatte sie einen
Versuch gut. Sie sah, wie ihr Vater näher ans Netz
heranrückte und sich auf einen leichten Lob einstellte,
    denn beim zweiten Aufschlag spielte sie immer
Sicherheitstennis. Doch diesmal wußte sie, wie sie es
anstellen würde.
    Es stand vierzig zu fünfzehn für sie. Zwar war ihr klar,
daß er einige Bälle absichtlich verschlug, aber er machte
das so geschickt, daß sie ihn noch kein einziges Mal auf
frischer Tat ertappt hatte. Aber wenn sie es jetzt richtig
anstellte, würde sie sich den Punkt ganz ohne sein Zutun
verdienen.
    Wieder warf sie den Ball hoch in die Luft. Anstatt ihn
nun aber von unten anzutippen und so ohne jedes Risiko
übers Netz in die andere Hälfte zu schlagen, legte sie ihre
gesamte Kraft in den Aufschlag.
    Tschupp!
Wieder hatte sie genau mit der Mitte getroffen. Der Ball
    schoß knapp und in gerader Linie über das Netz und
beschleunigte noch nach dem Aufsetzen, so daß ihr Vater
ihn vorbeisausen lassen mußte. Erst starrte er sie verblüfft
an, dann machte sich ein breites

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