Teuflische Schwester
Stimme bebte vor
ungläubiger Empörung, daß selbst Cora ihr fast glaubte.
Teri wandte sich zu Phyllis um. Tränen glänzten auf
einmal in ihren Augen. »Phyllis, glaubst du das etwa
auch? Ich hätte nie … ich habe Blackie doch gemocht!
Ich…«
Phyllis schloß das plötzlich schluchzende Mädchen in
die Arme. Und die vergrub den Kopf an der Brust ihrer
Stiefmutter. »Es ist ja gut, mein Liebling«, gurrte Phyllis.
»Natürlich glaube ich kein Wort davon. Und niemand
darf dir so etwas noch einmal unterstellen.« In
schneidendem Tonfall fuhr sie Cora an: »Ich will kein
Wort mehr davon hören, Cora. Du solltest Todd wohl
lieber sagen, daß er sich wieder um seine Arbeit zu
kümmern hat. Er muß akzeptieren, daß Hunde eben
manchmal herumstreunen. Und wenn du dazu nicht in der
Lage bist, solltest du dich nach einer neuen Bleibe für
Todd und dich umschauen. Ich sehe überhaupt nicht ein,
warum wir euch durchfüttern sollen, wenn Todd üble
Gerüchte über meine Stieftochter in die Welt setzt.«
Die Farbe wich aus Coras Gesicht. Einen Moment lang
glaubte sie, die Füße würden ihr den Dienst versagen.
Doch dann holte sie erneut tief Luft und nickte hastig.
»Ich spreche mit Todd«, antwortete sie fast unhörbar
leise. Eilig tippelte sie hinaus. Teri und Phyllis blieben
allein zurück.
Teri wischte sich die Tränen aus den Augen und sah
flehend zu ihrer Stiefmutter auf. »Du glaubst ihm doch
nicht, oder?« beschwor sie sie.
Phyllis drückte sie noch einmal fest an sich. »So ein
Unsinn. Seit wann hätte das Wort eines Dienstboten bei
mir mehr Gewicht als das deine? Außerdem glaube ich
dich trotz der kurzen Zeit ungleich besser zu kennen als
Todd. Du könntest keiner Fliege etwas zuleide tun.« Ihr
Blick wanderte die Treppe hinauf, über die Melissa vorhin
geflohen war. Ihr Tonfall wurde etwas härter. »Jetzt sag
mir mal, was auf dem Boot passiert ist.«
Traurig schüttelte Teri den Kopf. »Es war schrecklich.
Und schuld daran war nur ich. Sie wollte gar nicht
mitfahren, und …«
Phyllis hielt die Hand beschwichtigend hoch. »Das ist ja
sehr rücksichtsvoll von dir, Teri, aber für Ausreden besteht
keinerlei Anlaß. Sag mir einfach, was geschehen ist.«
Langsam, fast stockend, erzählte Teri die Geschichte.
»Ich weiß auch nicht, warum sie in die Kajüte
hinuntergegangen ist«, schloß sie. »Wenn sie an Deck
geblieben wäre, wäre es bestimmt nicht so weit
gekommen.«
Aber Phyllis hatte sich bereits zornbebend abgewandt.
Nur weil ihre Tochter einen empfindlichen Magen hatte,
verpaßte sie jetzt die Vorstandssitzung. Schon sah sie Kay
Fieldings gönnerhaften Blick, während sie nach Worten
der Entschuldigung für Melissa suchte. Dabei gab es doch
keine Entschuldigung für diese Schweinerei auf dem
Boot! Aber diesmal sollte Melissa sie das letzte Mal vor
aller Öffentlichkeit blamiert haben. Wutschnaubend
stürmte sie die Treppe hinauf.
Teri spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Aufgeregt,
doch still folgte sie ihrer Stiefmutter.
Melissa saß mit fast bis zu den Knien eingezogenem
Kopf auf der Toilette zwischen ihrem und Teris Zimmer.
Der säuerliche Geruch des Erbrochenen stieg ihr immer
noch in die Nase. Ein Schluchzen schüttelte sie am ganzen
Leib. Warum war sie an Bord gegangen? Sie hatte doch
von Anfang an gewußt, was geschehen würde. Und
genauso war es dann auch gekommen.
Allein bei der Erinnerung stieg die Übelkeit erneut in ihr
hoch. Sie ließ sich zu Boden gleiten, beugte sich über die
Klobrille und würgte schon wieder. Das Wasser in der
Schüssel färbte sich braun von ihrem letzten Cola. Sie
griff nach oben und zog an der Kette. Sie spürte kühle
Zugluft über das Gesicht streichen, als der Behälter sich
mit frischem Wasser füllte.
Schon wieder kam es ihr hoch, doch diesmal rann ihr nur
noch bitterer Schleim über das Kinn. Und dann hörte sie
ihre Mutter nach ihr rufen und an der Tür rütteln.
»Melissa? Melissa! Mach sofort die Tür auf und laß
mich rein!«
Melissa hustete, spuckte noch einmal in die Kloschüssel
und hob den Kopf leicht an. »Laß mich allein!« heulte sie.
Phyllis kniff die Lippen zusammen und klopfte wütend
weiter. »Hast du nicht gehört? Du machst jetzt sofort die
Tür auf!« Sie rüttelte so heftig am Griff, daß die Tür in
den Angeln bebte.
»Ich brauche niemand!« Durch die schwere Tür klang
Melissas Stimme seltsam hohl. »Geh doch weg und laß
mich allein!«
Diese Aufforderung reizte Phyllis zur
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