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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihrer Tochter sich trotz
des brühend heißen Wassers unter ihren Händen
entspannte. »Stillhalten«, befahl sie. Mit einer Hand griff
sie nach Seife und einem groben Waschlappen und fing
an, Melissas Haut grimmig abzuschrubben.
Melissa blieb regungslos stehen. In diesem seltsamen
rettenden Schlaf war alles um sie herum versunken.
Teri, die das makabre Schauspiel von der Tür aus
verfolgte, bemerkte die Veränderung in Melissas Gesicht,
sah, wie ihre Züge sich plötzlich entspannten, sah, wie ihre
Augen jeden Ausdruck verloren.
Schließlich wandte sie sich ab, während Phyllis noch
wütend weiterscheuerte.
Lächelnd ging sie die Treppe hinunter. Den Rest des
Nachmittags wollte sie in der Sonne am Beckenrand
verbringen. Es hatte Spaß gemacht, bei Melissas Folterung
zuzuschauen.
Fast soviel Spaß, wie wenn sie Melissa selber folterte.

18
    Teri betrachtete sich kritisch im Spiegel. »Was hältst du
davon?« wollte sie von Melissa wissen. Es war Samstag
nachmittag. Seit dem Morgen klebten sie in Melissas
Zimmer Bergkristalle auf das Tüllgewebe über dem rosa
Kleid. Es waren Hunderte. Ihr Vater hatte sie Freitag
abend aus New York mitgebracht. Endlich funkelte das
Kleid in der Spätnachmittagssonne in unzähligen Farben,
und das Licht brach sich in tausend winzigen Prismen.
    »Das ist ja fantastisch«, rief Melissa. »Setz doch auch
das Diadem auf.«
Teri nahm das Diadem von der Kommode und rückte es
sich behutsam auf dem Kopf zurecht. Zum Abschluß
nahm sie den ›Zauberstab‹ in die Hand. Es war ein
Holzstock, den Cora von einem alten Besen abgesägt
hatte. Verziert hatte sie ihn mit einer rosa Schleife und
einem Rauschgoldstern aus der Weihnachtstruhe. Phyllis
hatte ihn gestiftet.
»Und?« fragte Teri nach einer koketten Pirouette vor
dem Spiegel und berührte Melissa mit dem ›Zauberstab‹.
»Ganz toll«, hauchte Melissa lächelnd. »Damit wirst du
allen Mädchen die Schau stehlen.«
»Wer?« fragte ihr Vater durch die offene Tür.
»Schau sie dir an, Papa«, rief Melissa stolz. »Sieht sie
nicht hinreißend aus?«
Charles pfiff anerkennend. »So was nenne ich Diadem.
Wo hast du es denn her?«
»Aus dem Trödelladen«, erwiderte Teri. »Melissa hat es
mir gekauft. Ich wollte es ihr nicht erlauben, aber …«
»Aber es ist toll«, fiel Melissa ihr ins Wort. »Ohne
Diadem wäre es nicht mehr als ein altes Kleid, und keiner
wüßte, was es darstellen soll.«
»Schön«, sagte Charles und nickte seiner jüngeren
Tochter zu. »Jetzt wissen wir, daß Teri heute abend als
Zauberfee geht. Und du?«
Melissas Lächeln erstarb. »I-ich geh’ wahrscheinlich
nicht hin.«
Charles runzelte die Stirn. »Warum denn plötzlich
nicht?«
Was sollte sie ihm nur sagen? Daß Jeff Barnstable sie
abgeschrieben hatte? Warum sollte er sie auch abholen
kommen, nach allem, was auf der Jacht der Fieldings
geschehen war?
Selbst jetzt noch war es ihr außerordentlich peinlich. Die
letzten Tage hatte sie lieber zu Hause verbracht, um sich
nicht unnötig den Blicken der anderen auszusetzen. Sie
sah sie schon ihr Volleyballspiel am Strand unterbrechen
und die Köpfe zusammenstecken. Unter viel Gekicher
würden sie einen Finger in den Mund stecken und so tun,
als übergäben sie sich.
Teri hatte für solche Ängste kein Verständnis
aufgebracht. »Das stimmt doch nicht!« hatte sie nach
Melissas Geständnis gerufen. »Es war ja nicht deine
Schuld, daß dir schlecht geworden ist. Warum sollte man
dich deswegen auslachen?«
Melissa hatte darauf keine Antwort geben können. Wie
sollte Teri das auch verstehen? Teri sah toll aus, und alle
mochten sie. Niemand würde sie je auslachen. Wie konnte
man ihr begreiflich machen, was in einem vorging, wenn
die anderen einen heimlich verspotteten? Wer es nicht am
eigenen Leib erlebt hatte, konnte nicht ahnen, wie
schlimm es war.
»I-ich habe einfach keine Lust auf das Fest«, erklärte sie
ihrem Vater. »Kann ich nicht zu Hause bleiben? Bitte.«
Charles zog die Schultern hoch. »Na ja, ich weiß nicht,
ob deine Mutter davon begeistert wäre. Immerhin hast du
Jeff Barnstable ja zugesagt.«
»Und bei der Zusage wird es auf alle Fälle bleiben«, ließ
sich Phyllis vom Flur her vernehmen. Stirnrunzelnd trat
sie in die Tür. »Oder gibt es da ein Problem, Melissa?«
Unter dem eisigen Blick ihrer Mutter fühlte Melissa sich
plötzlich ganz schwach. »Ich habe ja nichts zum
Anziehen«, verteidigte sie sich.
Phyllis wischte den Einwand beiseite. »Teri

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