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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wird
bestimmt etwas Passendes für dich finden.«
Teri nickte. Sie nahm das Diadem ab und griff über ihre
Schulter nach dem Reißverschluß. »Hilf mir mal, das
auszuziehen«, bat sie Melissa. »Und dann gehen wir auf
den Speicher. Da oben werden wir garantiert etwas
Passendes für dich finden.«
Insgeheim hatte sie schon längst Melissas Kostüm für
heute abend ausgesucht.
    Nur widerstrebend folgte Melissa ihrer Halbschwester
wenig später die Speichertreppe hinauf. Noch hatte sie
allzu lebhaft das Bild vor Augen, wie sie in der Nacht in
den Speicherraum getreten war und Blackie an einem Seil
tot vom Dach hing.
    Aber es war ja nur ein Traum gewesen.
Die ganze Woche hatte sie sich einzureden versucht, daß
sie sich getäuscht haben mußte. Aber das Bild war so echt
gewesen …
    Und von Blackie fehlte weiter jede Spur. Selbst Todd
hatte gestern die Suche aufgegeben. »Ich weiß nicht, was
ihm geschehen ist«, hatte er gesagt. »Wahrscheinlich hat
deine Mom recht. Er ist wohl weggelaufen.«
    Teri riß sie aus ihren Gedanken. »Komm schon«,
drängte ihre Halbschwester. Dann ergriff sie lächelnd ihre
Hand, als verstehe sie, was in Melissa vorging. »Ist schon
gut«, redete sie ihr zu. »Wir waren doch schon mal
gemeinsam hier oben. Nichts als Gerümpel.«
    Melissa holte tief Luft. Entschlossen schob sie alle
Furcht beiseite. Teri hatte recht. Es war nichts als ein
Speicher. Dort gab es nichts, was sie zu fürchten hatte.
    Teri stieß die Tür auf und trat ein. Melissa folgte. Nach
einem Blick durch den Raum fühlte sie sich ein wenig
erleichtert. Jetzt, da das Sonnenlicht durch die Luken
hereinschien, sah der Speicher nicht annähernd so
grauenhaft aus wie in jener Nacht, als die nackte Birne den
größten Teil in scheinbar grenzenlose Dunkelheit getaucht
hatte. Jetzt lagen nur ein paar Ecken im Dunkeln, doch
selbst sie wirkten alles andere als bedrohlich. Sie kicherte
befangen. Abrupt verstummte sie, als sie die Gliederpuppe
mit dem weißen Kleid erblickte. Aber bei dem gedämpften
Tageslicht sah sie darin nichts anderes als sie war – ein
längst ausrangiertes Kleid, das man über die Puppe
gehängt hatte, um es auszubessern, und dann vergessen
hatte.
»Wo sollen wir anfangen?« fragte sie.
     
Teri schien verblüfft zu sein. »Weißt du, was in den
    Schrankkoffern ist?«
»Alles mögliche«, sagte Melissa. »Vor allem Warmes
für die Weihnachtsferien. Federbetten, Decken und so.«
Sie setzte sich wieder in Bewegung. Um die größeren
Möbel mußte sie herumgehen. Hie und da blieb sie stehen,
um Teri auf etwas hinzuweisen. »Daddy droht uns ständig
damit, daß er den ganzen Krempel wegschaffen läßt.« Sie
deutete auf ein verstaubtes Sofa, von dessen Bezug so
wenig übriggeblieben war, daß vereinzelt die
Sprungfedern herausschauten. »Wenn wir hier noch mehr
    Gerümpel abstellen, sagt er, stürzt das Haus bald ein. Der
da hat übrigens meiner Großmutter gehört.« Sie zeigte auf
einen zerfetzten Ohrensessel. »Daddy sagt, daß sie ihn hier
heraufgeschafft hat, als er so alt war wie wir jetzt. Und
immer wenn Großvater ihn wegbringen wollte, fiel ihr ein
anderer Grund ein, warum sie ihn unbedingt behalten
mußte.« Kichernd strich sie über das Gewebe. Es
zerbröselte unter ihrem Finger. »Daddy sagt, daß sie bis zu
ihrer Todesstunde Pläne damit hatte. Und danach wollte
Großvater ihn auch nicht mehr wegschaffen, weil er Angst
hatte, sie würde ihm nach seinem Tod wieder damit in den
Ohren liegen.«
    Teri schüttelte staunend den Kopf. »Aber hier steht ja
unheimlich viel. Das ist garantiert ein Vermögen wert.«
Melissa reagierte mit einem Achselzucken. Ihr Blick war
schon in die Ecke hinter der Gliederpuppe geschweift.
»Schauen wir mal da rüber«, schlug sie vor. »In den
Schrankkoffern müßten Anziehsachen sein.«
Schon machte sie sich am Verschluß des ersten zu
schaffen. Die Tür ging knarzend auf. Ein Rascheln war zu
hören, und im nächsten Augenblick schoß eine Maus
heraus und verschwand in einer Ritze unter den
Bodenplanken. Melissa sprang im ersten Schreck zurück.
Sie erholte sich aber schnell davon, trat wieder auf den
Schrankkoffer zu und schüttelte ihn mehrmals. Da sich
drinnen nichts mehr rührte, zog sie die Schubladen
nacheinander heraus.
Abgesehen von alten Schuhen, deren Leder brüchig war
oder in Fetzen herunterhing, enthielt der Koffer nichts.
Der zweite Schrankkoffer beherbergte wieder eine Maus
und eine Sammlung vergilbter und

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