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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Minuten später rauschten sie aus der Bucht heraus.
Schlagartig nahm der Seegang zu, und der Bug fing an,
sich zu heben und zu senken. Indem sie sich an den Tauen
festhielten, kamen Ellen und Cyndi vom Bug zurück und
ließen sich im Cockpit nieder.
Melissa spürte das erste Übelkeitsgefühl in der
Magengrube. Sie nahm mehrere tiefe Schlucke aus ihrer
Coladose, doch die süße Flüssigkeit schien keinerlei
Abhilfe zu schaffen.
Nein, nahm sie sich vor. Mir wird nicht schlecht. Es wird
alles ganz super.
Brett klemmte das Steuerrad fest, stellte das Großsegel
richtig, und das Boot glitt noch schneller dahin. Die
Gischtkronen schlugen immer höher. Melissa sah nervös
zu Teri hinüber, doch die saß aufrecht da und schien das
Auf und Ab gar nicht wahrzunehmen.
Das Unwohlsein in Melissas Magengrube nahm zu.
Schließlich wandte sie sich an Brett. »V-vielleicht sollten
wir zurückfahren«, stotterte sie. »Mir ist nicht sehr gut.«
»Geh nach unten«, riet Brett. »Leg dich ein paar
Minuten hin, dann wird dir wieder besser.«
Melissa zögerte. Als ihr damals auf dem Fischerboot so
schlecht geworden war, hatte der Kapitän ihr gesagt, sie
solle an Deck bleiben. Wenn man sah, wohin man fuhr,
lasse das Schwindelgefühl nach. Da sie zögerte, wurde
Brett eindringlicher. »Bitte geh nach unten. Da ist
wenigstens eine Schüssel, falls du brechen mußt.«
Melissa stand auf. Da das Boot in diesem Augenblick
noch stärker krängte, verlor sie das Gleichgewicht und
mußte sich an der Stange neben der Luke festhalten.
Mühsam schaffte sie es nach unten und ließ sich aufs Sofa
sinken. Das Unwohlsein wuchs zu einem Brechreiz an.
Zwei Minuten später wußte sie, daß sie sich übergeben
mußte. Sie erhob sich und schlurfte auf die Waschschüssel
zu. Plötzlich warf sie ein erneutes Absacken aus dem
Gleichgewicht. Sie stürzte auf die Knie, jetzt drehte sich
ihr der Magen endgültig um.
Der Mageninhalt stieg ihr in die Kehle. Sie versuchte ihn
hinunterzuschlucken, aber es war zu spät. Würgend und
keuchend riß sie den Mund auf. Ein gallengelber Strom
ergoß sich über den Boden.
»O du mein Gott!« stöhnte jemand hinter ihr. Sie sah auf.
Erbrochenes tropfte von ihrem Kinn herunter. Vollkommen
angewidert starrte Jeff Barnstable ihr ins Gesicht. Warum
mußte es von all den Leuten ausgerechnet Jeff sein? Jetzt
würde er nie und nimmer mit ihr zum Kostümfest gehen!
Wahrscheinlich würde er sie nie wieder sehen wollen.
Hinter ihm fing Kent Fielding zu toben an.
»Wozu mußtest du das hier unten machen?« schrie er sie
an und wandte sich zu Brett um. »Fahren wir zurück!« hörte
sie ihn schimpfen. »Die dämliche Heulsuse kotzt, was das
Zeug hält. Und zur Schüssel ist sie auch nicht gegangen.«
Die Übelkeit ließ etwas nach. Melissa rappelte sich
mühsam auf und sah sich nach etwas um, womit sie den
Schmutz aufwischen konnte. Sie fand eine Rolle
Papiertücher und riß sich eine Handvoll ab. Als sie aber
auf Händen und Füßen herumkroch, stieg ihr der Geruch
des Erbrochenen in die Nase. Bevor sie sich aufrichten
konnte, würgte sie schon wieder.
Diesmal erbrach sie sich über das eigene Hemd und die
weiße Hose, die sie extra für den Ausflug angezogen hatte.
Sie schluchzte angesichts der Erniedrigung, zwang sich
jedoch, alles aufzuwischen, so gut es ging.
Eine halbe Stunde später legten sie am Pier an.
So lange wie möglich blieb Melissa in der Kajüte.
Schließlich ließ sich der Gang an Land nicht mehr
verhindern. Auf wackeligen Füßen krabbelte sie die
Treppe zum Deck hinauf.
Sie standen alle auf dem Steg und starrten sie an.
Lange herrschte eisiges Schweigen.
Kent Fielding brach es schließlich. »Wieso zum Teufel
bist du überhaupt mitgefahren?« zischte er. »Warum bist
du nicht zu Hause geblieben, wenn dir schlecht wird? Von
uns wollte dich sowieso keiner dabei haben.«
Melissas Augen schwammen in Tränen. Plötzlich
gewann die Wut aber Oberhand in ihr. Sie hatte ja gar
nicht mitfahren wollen. Sie war sogar mehr oder weniger
gezwungen worden. Glaubten die denn wirklich, sie hätte
absichtlich gebrochen? Sie kletterte mühsam aus der Jacht
und wollte still den Steg hinuntergehen. Auf einmal
wirbelte sie herum.
»Ich hasse euch!« kreischte sie die sechs Jugendlichen
an. »Ich hasse euch alle! Hoffentlich sterbt ihr bald!«
Dann gab es für die Tränen kein Halten mehr. Sie rannte
den Steg hinunter und stolperte über den Strand
heimwärts. Einen Augenblick lang, einen

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