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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Telefonnotiz. Noch im Stehen las er den Text der Wachbereitschaft. »Anruf aus einem Hotel in Wardenburg. Die schöne Gertrud hat heute um sechs Uhr dreißig von dort einen Mann abgeholt, der möglicherweise von Eck gewesen könnte. Sechs Uhr achtundvierzig.«
    »Guck, war doch gut, dass sein Foto in der Zeitung gewesen ist. Ich habe Kilian hingeschickt«, sagte Venske, der seinem Chef über die Schulter schaute. »Doch ich erwarte nicht viel von der Befragung im Hotel. Wenn der Kleine zurück ist, sollte er eine Mail an alle Hotels und Pensionen im Umkreis schicken und daran erinnern, dass wir immer noch nach dem Freiherrn suchen. Aber vielleicht ist die schöne Gertrud so dreist und hat ihn im Schutz der Dunkelheit wieder in ihr Haus geholt. Nachdem du zweimal dort gewesen bist, denkt sie vielleicht, wir kommen nicht zum dritten Mal. Wie wäre es, wenn sie sich getäuscht hätte?«
    »Stephanie kann ja mal vorbeischauen.« Konnert stopfte derweil eine Pfeife. »Lass uns verschiedene Möglichkeiten unseres weiteren Vorgehens durchspielen.« Prüfend betrachtete er sein Werk und drückte den Tabak mit dem Daumen nach.
    Sein Kollege redete drauflos: »Wenn bei der Dreher ein Giftcocktail die Todesursache war, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Verbrechens hoch. Ich habe immer von Mord gesprochen. Nur, wer hat dann den Freiherrn töten wollen?«
    »Langsam.« Er hielt ein brennendes Streichholz über seine Pfeife. »Gehen wir einmal davon aus, dass er seinen Mix als Medikament gegen dieses Denguefieber versteht.«
    »Fünfte Untergruppe. Absolut tödlich!«
    »… und er seinen Cocktail an Menschen ausprobiert. Dann muss er seine Probanden doch erst mit dem Erreger infizieren.«
    »Ist der verrückt? Das kann er nicht machen!«
    »Ich spekuliere ja nur. Und wahrscheinlich ist er selbst auch Proband.« Dicke Rauchwolken zogen in Richtung offener Tür. »Sollte an meiner Überlegung ein Körnchen Wahrheit sein, dann frage ich: Wo bewahrt er die Viren und seine anderen Präparate auf?«
    »Denguefiebererreger gehören in den Hochsicherheitsbereich eines Forschungsinstituts von der Größenordnung einer Universität oder von Bayer, Boehringer, Merck oder einem anderen Pharmariesen.«
    Konnert kaute auf dem Mundstück herum. »Ich gehe zu Wehmeyer. Wir müssen mit der Staatsanwältin reden.«

    ***

    Gegen ein Uhr in der Nacht hatte Alois Weis seinen Artikel über Dr. Jens Pauschler abgespeichert. Jetzt öffnete er die Datei, um den Text noch einmal zu überarbeiten. Zwei Fragen in seinem Bericht würden dem Unternehmer Kopfschmerzen bereiten. Weis hatte herausgefunden, dass der Kommandogeber bei der gescheiterten Demonstration am Lappan, Richard Wachsmuth, einen fünf Jahre alten Volvo V70 fuhr. Unter dem Nummernschild stand die Adresse eines Händlers. Weis hatte wie immer Glück. Ein Mitarbeiter der Firma bestätigte den Kauf, und nach einem intensiven Gespräch hatte Weis erfahren, dass der Wagen ursprünglich auf Raten gekauft worden war. Rund ein Vierteljahr nach dem Brand in Pauschlers pharmazeutischem Werk, war dann aber der Rest der Kaufsumme bar bezahlt worden. Alois Weis fragte in seinem Artikel, wie Wachsmuth so unvorhergesehen an das viele Geld gekommen sein könnte. Vielleicht mit einer Extrazuwendung seines Herrn für das verheerende Feuer?
    Auch die zweite Meldung sollte Pauschler die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Endlose Telefonate und ein ausgiebiger nächtlicher E-Mail-Verkehr hatten den Verdacht erhärtet, dass die klinischen Studien für das neue Medikament nicht in Deutschland durchgeführt wurden. Eine Klinik für Infektionskrankheiten in Zagreb und eine in Kampala, Uganda, überprüften die Wirksamkeit eines Heilmittels mit der Bezeichnung »JP-DENF-UG5« an freiwilligen Probanden. Er fragte, woher die erheblichen finanziellen Mittel für die Studien stammen könnten und wie Pauschler eine Zulassung in Deutschland erreichen wolle.
    Nach zwei letzten Rechtschreibkorrekturen tippte Weis auf die Entertaste und öffnete Outlook, um die Datei an die Nordwest-Zeitung zu schicken. Im Posteingang befand sich eine Mail aus Kampala mit dem Betreff »Studie abgebrochen«.
    Er schickte den Artikel nicht ab.

    ***

    Sein Blick hing an Stephanie. Sie saß vorgebeugt über Papieren und notierte sich etwas. Dabei fielen ihr immer wieder Haare ins Gesicht. Reflexartig schob sie die Strähne hinter ihr linkes Ohr, von wo sie bei der nächsten Kopfbewegung erneut nach vorn rutschte. Venske zählte mit, wie

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