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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Gesichtsmuskeln. Eine Traurigkeit zeigte sich, die Konnert so schnell nicht deuten konnte. Ihre Arme hingen kraftlos am Körper herunter. »Werden Sie ihn dann verhaften?«
    » Ich will ihn befragen. Und wenn weiterhin keine Anklage gegen ihn vorliegt, kann er gehen, wohin er will. Das sichere ich Ihnen und ihm zu.«
    » Ich verspreche nichts.«
    So komme ich nicht weiter, wurde es Konnert klar. Er wusste aber im Moment auch keinen anderen Weg, um herauszufinden, warum Renate Dreher gestorben war.

    ***

    Auf dem Parkplatz am Neuen Friedhof öffnete Konnert den Brief seines Schwiegersohns im Schein der Innenbeleuchtung seines Autos. Er war mit einem Kugelschreiber auf kariertem Papier geschrieben, das ihn an seinen eigenen Notizblock erinnerte. Die ersten Worte brachten sein Herz zum Rasen. »Wenn ihr diesen Brief bekommen habt, werde ich nicht mehr …«, las er und dachte sofort an Dreher und den Toten im Holter Moor, »… in Deutschland sein.« Er atmete hörbar aus. »Ich habe eine Anstellung auf einer Baustelle in Holland gefunden. Dort arbeite ich, bis beim Blauen Kreuz ein Platz für mich frei wird.« In Klammern hatte er angefügt: »In einer Fachklinik für Suchtkranke.«
    Die Schrift war zittrig, wie von einem ungeübten Schreiber. Ohne einen Absatz ging der Text weiter. »Sucht mich nicht. Ich muss den Neuanfang meines Lebens allein schaffen. Wenn er geglückt ist, melde ich mich.« Unterschrieben waren die Zeilen mit einem Gruß: »In Liebe Sven«.
    In Konnerts Augen schwammen Tränen. Er presste die Lippen aufeinander und starrte vor sich, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Sein Herz pochte. Beschämt dachte er an Situationen, in denen er Sven mit Vorurteilen begegnet war. Solch eine konsequente Haltung hätte er ihm nicht zugetraut. Zwei Tage nach Ostern staune ich über einen Menschen, der ein neues Leben beginnen will. Er schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Er stieg aus und betrat den Friedhof. Gehen musste er und eine Bank finden, um zur Ruhe zu kommen und zu danken und für Sven zu beten. Erst dann würde er seiner Tochter begegnen können und ihr den Brief bringen.

    Konnert wachte vom Vibrieren seines Handys in der Hosentasche auf. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass er auf einer Bank zwischen Grabsteinen saß. Bevor er etwas sagen konnte, hörte er die Stimme seiner Tochter: »Ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst. Auf dich kann man sich nicht verlassen. Wo bleibst du denn? Sieh mal auf die Uhr!« Während sie weiterschimpfte, kramte er seine Uhr aus der Tasche. Halb Zehn. Ich muss länger als eine Stunde hier gesessen haben. Er nutzte eine kurze Pause im Wortschwall von Ruth und sagte: »Entschuldige. Ich komme jetzt sofort. Ich habe eine Nachricht von Sven. Ich bin gleich bei dir.«

    Verärgert trat er aufs Gaspedal.
    Er ärgerte sich über seine Tochter, die ihm während des Abendessens unentwegt Vorwürfe gemacht hatte und umgehend eine Suche nach ihrem Mann in Holland starten wollte. Weshalb kann man die Entscheidungen anderer nicht einfach mal akzeptieren und abwarten?
    Auf sich selbst war er sauer, weil es ihm nicht gelungen war, ruhig zu bleiben. Ich hätte mir vergegenwärtigen müssen, wie schwierig ihre Lebenssituation ist. Statt sie zu tadeln, hätte ich auch nachsichtiger reagieren können. Zum Glück hat sie meine Entschuldigung angenommen, und wir sind in Frieden auseinandergegangen. Trotzdem.
    Es ödete ihn an, auch an diesem Tag zu keinen befriedigenden Ermittlungsergebnissen gekommen zu sein.
    Wenige Meter von seinem Haus entfernt sah er im Fernlicht einen kleinen schwarzen Klumpen mitten auf der Fahrbahn. Er steuerte etwas nach links. Beim Näherkommen sah er, wie sich der Haufen bewegte. Ein Maulwurf. So, so, hier bist du also unterwegs. Weg von meinem Garten. Alles Gute, Herr Grabowski.

Mittwoch, 3. April
    Ausgeschlafen fühlte sich Konnert nicht, als er um neun Uhr das Kommissariat betrat. Mehrfach war er verschwitzt aufgewacht. An den Außentemperaturen konnte es nicht gelegen haben. Die hatten sich in der Nacht um den Gefrierpunkt eingepegelt. Es mussten dann doch wohl Träume gewesen sein, die seinen Blutdruck hatten hochschnellen lassen. Er konnte sich aber an keinen erinnern.
    Venske war schon da und schaute einer Sekretärin in den Ausschnitt, während er ihr etwas diktierte.
    »Wenn du hier fertig bist, komm eben zu mir ins Büro.«
    »Sehr gern Chef, und erst einmal Guten Morgen!«
    An Konnerts Tür hing eine mit Tesastreifen angeklebte

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