Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
Vom Netzwerk:
das Medikament so weit entwickelt hatte, dass die ersten Tierversuche angestanden haben, hat Stelzig mich rausgeworfen. Er wollte diese wichtige Versuchsphase einfach überspringen und gleich mit freiwilligen Probanden weitermachen. Stelzig ist irre, ein total durchgedrehter Psychopath. Stellen Sie sich vor, der wäscht die Münzen aus seinem Zylinder in einem extra dafür angefertigten Behälter in einer scharfen Waschpulverlauge. Der ist zwanghaft besessen von fixen Ideen, ein verantwortungsloser Möchtegern. Der geht über Leichen.«
    Wer bei den widersprüchlichen Aussagen die Wahrheit sagt und wer lügt, werden wir in den nächsten Wochen herausfinden müssen, wenn wir den Fall ausermitteln, war Konnert klar. Jetzt will ich nur die Todesermittlung zu Ende bringen. Er hörte weiter zu.
    »Und was Pauschler angeht, hören Sie mir auf mit dem Herrn Doktor. Der kann nur Daten klauen, ohne aber auch nur die kleinste Kleinigkeit zu einer weiterführenden Entwicklung beizutragen. Ich bin absolut davon überzeugt, dass er auch die Forschungsgrundlagen für seine Salben und Wässerchen widerrechtlich in seinen Besitz gebracht hat.« Hasserfüllt und mit hochrotem Kopf sah er Konnert an. »Stelzig und Pauschler wollten sich meinen Erfolg an die Brust heften. Meinen!«
    Konnert spürte die Bitterkeit in den Worten und ließ dennoch nicht locker. »Addiksen, Schäperklaus, Dreher. Was sollte das?«
    »Mein Medikament ist exzellent. Es kann kostengünstig produziert werden. Seine Bestandteile sind sowohl in gemäßigten, als auch in tropischen Zonen in der Natur reichlich vorhanden. Seine Grundsubstanz kommt bei uns in der Pilzfamilie der Amanitaceae vor. Dazu zählen auch der Grüne Knollenblätterpilz und der Fliegenpilz. Der Hauptbestandteil des Pharmakons ist auf einfache, ja primitive Weise herzustellen. Man braucht keine besonderen Kenntnisse oder aufwendigen Apparaturen dafür.« Geigers Augen glänzten fanatisch. »Mein Mittel wird vielen, sehr vielen Menschen in tropischen Ländern das Leben retten.«
    Mit einem Mal biss er die Zähne so fest aufeinander, dass seine Backenmuskulatur deutlich hervortrat. Konnert kam es so vor, als wolle Geiger seinen Mund gewaltsam verschließen. Er sackte um zwei, drei Zentimeter in sich zusammen.
    »Mein Medikament hat nur eine Schwachstelle.« Sein Gesicht wurde hart. »Während der Therapiezeit darf der Patient keinen Alkohol zu sich nehmen.« Geiger atmete schnell durch die Nase. Mit leerem Blick schaute er Konnert an und sackte auf seinem Stuhl ganz zusammen. Sein Oberkörper kippte auf den Tisch, und Geiger begann, hemmungslos zu schluchzen.
    »Warum nicht?«, fragte Konnert.
    Geiger richtete sich mühsam auf, wischte die Tränen mit den Handrücken ab und sah den Kommissar traurig an. »Einfach gesagt, Alkohol zerstört den verstärkten Antanamid-Anteil und das Silibinin im Medikament. Es kommt zu Veränderungen der Leberzellen, inneren Blutungen und Nierenversagen. Setzt dann keine aufwendige medizinische Therapie ein, ist der Tod die unausweichliche Folge.«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum musste Renate Dreher sterben?«
    Erst schwieg Geiger. Sein Gesicht veränderte sich erneut rapide. Es wurde wieder hart. Aber die Augen sprühten voller Hass. Dabei erhob er sich halb.
    Konnert zeigte dem Polizisten mit einer Handbewegung, dass er sich zurückhalten sollte.
    »Die Schlampe hat mich überhaupt nicht interessiert. Abfall. Stelzig und Pauschler sollten als Mörder dastehen und für das büßen, was sie mir angetan haben. Verbrecher. Abschaum. Gelumpe. Der Tod wäre für die beiden zu leicht zu ertragen. Wenn Pauschler seine Firma verliert, ist er ein Nichts. Und Stelzig rennt im Knast so lange gegen die Wände, bis man ihn in der Psychiatrie mit Medikamenten vollpumpt.« Für einen Moment stand er kerzengerade, dann ließ er sich auf den Stuhl plumpsen. Die Arme hingen schlaff an ihm herunter. Er war völlig in sich zusammengesackt.
    Konnert ging auf, dass Stelzig seinem Leben hatte ein Ende machen wollen, als er ihn gefunden und ins Krankenhaus gebracht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er sich wohl am Tod Renate Drehers mitschuldig gefühlt. Einen Selbstmord habe ich verhindert und einen anderen verschuldet. Das eine hebt das andere aber nicht auf.
    Er stand auf und trat neben Geiger. Ein Häufchen Elend, ging es Konnert durch den Kopf. Er legte seine Hand auf dessen Schulter und ließ sie dort einige lange Augenblicke liegen.

    ***

    In den Bänken auf der linken

Weitere Kostenlose Bücher