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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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überzeugt, er hat mit ihrem Tod nichts zu tun.«
    »Du redest von deiner heimlichen Liebe, dem Bettler gegenüber von Onken?«
    »Hör zu! Ich wusste nichts von der Toten als ich Sibelius bei der Polizei vermisst gemeldet habe. Irgendwann kommt Hauptkommissar Konnert aber auf die Idee, ich könnte ihn vorsätzlich getäuscht haben und Sibelius bei mir verstecken. Dann wird er mein Zuhause durchsuchen.«
    »Du versteckst den bei dir?«
    »Nein. Ich weiß überhaupt nicht, wo er ist.«
    »Aber wenn er bei dir auftaucht, dann soll ich ihn bei mir einziehen lassen. Stimmt’s?«
    »Vater würde es tun.«
    »Ich bin nicht Papa.«
    »Ich bezahle dir auch Miete für ihn.«
    »Mit deinem Geld kannst du mich nicht kaufen.«

    ***

    Konnert hatte den Tatort nach zwanzig Minuten abgeschaltet. Den Liebesfilm im ZDF mochte er sich auch nicht antun. Er hatte sich eine Jacke angezogen und saß nun mit einer Decke über den Knien in der Abendkühle auf seiner Terrasse. Er rauchte eine italienische Savinelli Freehand aus bestem Bruyèreholz mit hohem, großem Kopf.
    Der sternklare Nachthimmel wölbte sich über ihm. Mühelos fand er die Sterne des großen Wagens und den Nordstern. Er kannte einige Sternbilder. Den langgestreckten Luchs und Pollux und Castor sah er sich oft an. Das auf dem Kopf stehende Y vom Krebs mochte er besonders, weil er die dazugehörende Geschichte kannte, an der er immer wieder herumdeutete.
    Die Göttin Hera hatte den Riesenkrebs Karkinos zur Unterstützung der neunköpfigen Schlange Hydra im Kampf gegen Herakles geschickt. Doch Herakles hatte Karkinos zertreten, und Hera ehrte den Krebs für seine Bemühungen, indem sie ihn als Zeichen an den Himmel setzte.
    Konnert suchte die Sterne des Herakles, konnte sie aber nicht so schnell entdecken.
    Der Hydra waren an der Stelle, wo Herakles einen Kopf abgeschlagen hatte, zwei neue Köpfe nachgewachsen. Er hatte die Schlange nur besiegen können, indem er die Stümpfe ausgebrannt hatte. Muss man das Böse ausbrennen, mit Stumpf und Stiel ausrotten? Ist das die Wahrheit hinter der Geschichte?
    Kann aus Bösem nicht auch Gutes werden? Er fand dafür wie schon so oft für sich keine eindeutigen Argumente, wollte es aber gern glauben.
    Seine Pfeife war ausgegangen. Er drückte die Asche fest und riss ein Streichholz an. Bei jedem Zug neigte sich die Flamme in den Pfeifenkopf und richtete sich wieder auf, wenn er den Rauch zur Seite ausblies. Als das kleine Feuer seine Finger erreichte, warf er es weg. Es brannte noch ein wenig auf den Pflastersteinen weiter. Konnert sah zu, wie es erlosch.
    Er stand auf und schlurfte im schwachen Mondlicht hinüber zum Komposthaufen, in dessen Nähe im letzten Herbst ein Maulwurf aktiv gewesen war. »Ist es dir noch zu kalt«, flüsterte Konnert, »oder bist du meinem Befehl gefolgt und in die Wiesen ausgewandert?« Er lehnte sich an den Gartenzaun, blickte zu seinem Haus, sah seinem Pfeifenrauch nach und dachte an Zahra.
    Ist Freundin eigentlich die passende Bezeichnung für sie?, fragte er sich, als er meinte, ihren Kuss wieder auf seinem Mund zu spüren. Bekannte passt überhaupt nicht, und Geliebte? Nein, erst recht nicht – oder? Ich liebe sie doch – oder? Auf meine alten Tage schießt mir das Blut nicht nur in die Ohren, wenn ich an sie denke. Er schaute sich um, als ob ihn jemand beobachten könnte, und zog verlegen an seiner Pfeife.
    Am Zaun entlang bummelte er zum Haus zurück. Er dachte an die Wohnungslosen seiner Stadt. Er hatte mehr als 130 Quadratmeter Wohnfläche für sich allein. Viele von ihnen mussten sich in dieser Nacht ein Zimmer mit drei anderen Menschen teilen oder unter einer Brücke schlafen. Ich kann es nicht ändern, resignierte er, holte aus dem Haus einen Block, setzte sich wieder auf die Terrasse, schaltete die Wandlampe an und notierte sich Fragen und Aufgaben für die Besprechungsrunde im Kommissariat. Warum wirft Stelzig seine benutzte Unterwäsche weg? Hintergrund von Stelzig. Obduktion! Van Stevendaal ausquetschen. Besuch bei der neuen Staatsanwältin und bei Wehmeyer.
    Sein Telefon klingelte. Im Display stand »Unbekannt«. Er nahm ab.
    »Adi?«
    »Zahra?«
    »Kann ich dich um diese Zeit noch anrufen?«
    »Ja, ich gehe meistens spät ins Bett.«
    »Morgen ist mein freier Tag. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, bei mir zu frühstücken?«
    »Morgen?«
    »Ja, Adi, morgen früh.«
    »Wann?«
    »Um acht?«
    »Ich bringe Brötchen mit, muss aber spätestens um neun im Kommissariat sein.«
    »Gute

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