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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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und miteinander geschlafen haben, hatte es dann doch wieder Streit gegeben. Verflucht hat sie mich. »Blöde Kuh!«, schrie er und gleich schoss ihm aufs Neue das Wasser in die Augen.

    ***

    Liebe ist ein großes Wort. Konnert stand am Herd und rührte in einem Topf Ravioli aus der Dose. Sonntagsessen eines Witwers. Er versuchte, sich über seine Beziehung zu Zahra klar zu werden. »Ich habe dich meiner Mutter vorgestellt. Sie akzeptiert dich. Jetzt dürfen wir uns auch bei dir oder bei mir treffen«, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert und ihn leidenschaftlich auf den Mund geküsst.
    Er hielt inne und fixierte die Fliesen über dem Herd.
    Was bedeutet es, dass Maria mich akzeptiert und Zahra mich zum ersten Mal geküsst hat? Was bedeutet der gestrige Abend für Zahra? Und erst recht, was bedeutet er für mich?
    Im Topf begann es zu blubbern. Sofort zog er ihn von der glühenden Platte und schaltete sie ab. Er schöpfte sich die Ravioli in einen tiefen Teller, setzte sich und pustete ausgiebig über seinen Löffel. Doch nur die Soße war heiß, die Nudeln lau.
    Ich muss mich entscheiden. Noch ist Zeit, die Beziehung zu beenden. Will ich das?
    Den Teller leerte er zurück in den Topf und schob ihn auf die noch warme Platte. Sein Telefon klingelte. Zahra? Will sie kommen? Lädt sie mich zu sich ein? Er nahm zögernd ab.
    »Freiherr Sibelius Balthasar von Eck. Spreche ich mit Kriminalhauptkommissar Adolf Konnert?«
    »Ja.«
    »Ich bin es nicht gewesen.«
    »Wer dann?«
    Keine Antwort. Nur ein leises, regelmäßiges Atmen.
    Dann legte von Eck auf.
    Konnert vergegenwärtigte sich, was er gehört hatte. Eine deutliche, unaufgeregte Aussprache mit einem leichten Akzent, den er nicht sofort einordnen konnte. Rheinland? Nein, südlicher. Pfalz? Er kam nicht drauf. Er merkte sich noch: ruhiger Atem, keine besonderen Hintergrundgeräusche.
    Er ist es also nicht gewesen. Weiß er, wie Renate Dreher gestorben ist? Konnert legte sich fest, dass Stelzig nicht der Mörder war. In diese Richtung würde er nicht weiter ermitteln. Warum er sich nach den wenigen Worten vom Freiherrn so sicher war? Ihm fiel dafür keine Begründung ein.

    ***

    Die schöne Gertrud saß bei ihrer Schwester Ursula auf dem Sofa und trank Kaffee. Stillschweigend spendierte sie jeden Sonntag den Kuchen. Ihre Schwester verbrauchte den größten Teil ihrer Rente für die Erhaltung des Elternhauses, einer sogenannten Oldenburger Hundehütte mit 160 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Etagen und einem Tiefparterre. Hier hatte sie die Eltern versorgt und gepflegt, bis sie gestorben waren. Dafür hatte sie das Haus geerbt.
    »Damit hab ich mir einen Klotz ans Bein eingehandelt«, sagte sie wie schon so oft, schaute um sich herum und nestelte an der Schleife ihrer Schürze. Sie trug immer eine Schürze über altertümlichen schwarzen Kleidern.
    Riet ihr die schöne Gertrud: »Vermiete eine Etage!«, dann empörte sie sich: »Fremde Leute kommen mir nicht ins Haus.« Empfahl ihr die schöne Gertrud: »Verkauf die Hütte und besorg dir ein Apartment in einer Seniorenresidenz«, bekam sie postwendend zur Antwort: »Ich kann doch nicht Papas und Mamas Haus versilbern.« Ihre Schwester akzeptierte nur eine Lösung. Die schöne Gertrud sollte zu ihr ziehen. Das kam für die überhaupt nicht infrage. So blieb es dabei, dass die schöne Gertrud im Garten parkte, wenn sie in die Stadt kam, und sonntags Kuchen zum Kaffeeklatsch mitbrachte.
    Nach der zweiten Tasse Kaffee räusperte sich die schöne Gertrud. »Vater hat doch immer wieder darüber gesprochen, wie die Nazis mit Obdachlosen und angeblich arbeitsscheuem Gesindel umgesprungen sind.«
    »Und du hast auch kein anderes Thema. Dauernd redest du von den Leuten auf der Straße.«
    »Nun warte doch erst einmal ab, was ich sagen will. Vater hat auch gemeint, viele wären ins Arbeitslager gekommen, die wegen der Inflation unverschuldet ihre Wohnung verloren hatten oder durch einen Schicksalsschlag zu Tippelbrüdern geworden waren. Die hätte man beschützen müssen, hat Vater gesagt. Er hat sich dafür geschämt, nichts unternommen zu haben.«
    »Wieder die alte Geschichte. Er hat nur bereut, weil sein Onkel im Konzentrationslager umgekommen ist.«
    »Hätte er sich um ihn gekümmert, hätte er überlebt.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    Die schöne Gertrud rührte in ihrer Kaffeetasse. »In der Wohnung von Sibelius hat man eine tote Frau gefunden. Jetzt wird bestimmt nach ihm gefahndet. Ich bin aber davon

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