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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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aus: »Wir sehen uns sicherlich bei Ihrer Einführung.«
    »Wahrscheinlich früher.« Sie wandte sich zur Rechtsmedizinerin. »Ihren Bericht können Sie mir vorab als E-Mail schicken.« Damit verabschiedete sie sich und ließ einen irritierten Kriminalhauptkommissar zurück.
    Dr. Landmann räusperte sich. »Adi, wenn wir bei der Obduktion und den toxikologischen Untersuchungen etwas finden, hast du als Erster die Ergebnisse auf dem Schreibtisch, so gegen sechzehn Uhr.«
    Sie ging hinüber zu ihren Assistenten.

    ***

    Ein kräftiger Graupelschauer scheuchte die Fußgänger von der Langen Straße in die Geschäfte und Hauseingänge. Die schöne Gertrud stellte sich mit Ivan und seinem Hund bei Leffers unter. Seine Alkoholfahne wehte der schönen Gertrud ins Gesicht, vermischt mit dem Geruch von Schweiß und ungewaschener Kleidung. Ivan war sein Spitzname bei den Berbern, weil er angeblich nur Wodka trank. »Den riecht man nicht«, behauptete er immer. Heute Morgen musste ihm wohl jemand einen Magenbitter in die Flasche gefüllt haben. Er hustete, ohne die Hand vor den Mund zu nehmen, und sagte: »Der Lederne soll ’ne Frau alle gemacht haben.«
    »Rauchst Du eine mit?« Die schöne Gertrud hielt dem Bettler die Packung hin.
    Er nahm zwei Zigaretten heraus, klemmte sich eine hinters rechte Ohr und schob die andere in den Mundwinkel. Die schöne Gertrud steckte die Filterlose in ihre Zigarettenspitze und gab ihm und sich Feuer. Sie schauten zu, wie sich auf dem Platz vor ihnen eine weiße Fläche aus Graupelkörnern bildete. Ein Radfahrer kämpfte schlenkernd gegen die Windböen an und hinterließ eine dunkle Spur. Neben ihnen klappte ein Mann im schwarzen Businessanzug einen Schirm auf, an dem noch das Preisschild hing, und sprang in Richtung Landessparkasse.
    »Der Lederne soll abgetaucht sein.«
    »Wer sagt das?«
    »Alle sagen das.«
    Die schöne Gertrud sah einem Mann provozierend ins Gesicht, der auf der anderen Straßenseite unter einem Regenschirm stand und sie kopfschüttelnd beobachtete.
    »Ich an seiner Stelle würde mich umziehen, ganz viel Blut von mir an die alten Kleider schmieren und die an der Hunte oder im Schlosspark in die Büsche werfen. Dann würden die Bullen denken, man hätte mich umgebracht. Während die dann in ganz Oldenburg nach meiner Leiche suchen, würde ich mich ganz still und leise nach Süden verdrücken und Urlaub in Südfrankreich machen. Ja, so würde ich ganz einfach verschwinden. Ganz sicher würde ich das so machen.«
    Der Schauer war vorüber. Die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Auf dem Pflaster bildeten sich Pfützen. Die Versammlungen in den Hauseingängen und Geschäften lösten sich auf. Ivan und die schöne Gertrud blieben bei Leffers.
    »Was wäre dein Plan?«
    Die schöne Gertrud trat ein paar Schritte vor und warf ihre Kippe in einen Gully. Als sie zurückkam, sagte sie: »Sibelius hat niemanden umgebracht. Er braucht sich nicht zu verstecken. Er sollte zur Polizei gehen.«
    »Dass ich nicht lache. Die Bullen würden ihn durch die Mangel drehen. Er würde zugeben, dass er die Frau hingemacht hat, nur um seine Ruhe zu kriegen. Das ist ganz sicher.« Ivan schnippte seine Kippe in Richtung Gully und traf. »Wir sind Berber, Obdachlose, Landstreicher. Mit uns machen sie, was sie wollen. Ich könnte ein Buch darüber schreiben, wie die mit uns umgehen.«
    Die schöne Gertrud dachte an Geschichten, die sie in den vergangenen Jahren von ihren Schützlingen gehört hatte.
    »Stell dir nur mal vor, ich würde heute Abend hier mit meinem Schlafsack Platte machen. Was meinst du, wie schnell Blau-Silber mit einem Bulli hier wär und mich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses mitnehmen würde? Und die Leute, die zuschauen, klatschen Beifall dazu. Das ist ganz sicher.«
    Ivan zog eine Wodkaflasche aus seinem Rucksack, drehte sich zur Wand und trank. »Ich war mal auf einer Wache, wollte mich beschweren. Über ’ne Doppelstreife, die mich angefasst hatte. Die haben mich geschuppt. Zum Schluss haben die mir mein Zeug hinterhergeworfen. Eine Flasche ist zu Bruch gegangen und meine ganzen Sachen waren versaut. Ersatz wollte ich haben. Nun regen Sie sich mal nicht auf, grinst mich der auf der Wache an. Da hab ich auch mal zugepackt. Schneller als du Amen sagen kannst, hab ich in der Zelle gesessen. Die dürfen alles mit uns machen. Wir dürfen nichts. Nie wieder geh ich zur Polizei. Das ist ganz sicher.«
    »Weißt du, wo sich Sibelius versteckt halten könnte?«
    »Ich sag dir

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