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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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die Flugblätter in seine Mappe.

    ***

    Als Konnert den Sektionssaal im Institut für Rechtsmedizin betrat, grüßte ihn Dr. Landmann, die Leiterin der Einrichtung, über die Schulter einer Frau im beigen Hosenanzug hinweg mit »Hey Adi.« Er trat näher und wurde vorgestellt. »Kriminalhauptkommissar Adi Konnert, Erstes Fachkommissariat – unsere neue Staatsanwältin, Frau Dorothee Lurtz-Brämisch.«
    Ihr anhaltender Händedruck fühlte sich zaghaft an. Hinter ihrer Vorsicht spürte Konnert aber auch Tatkraft. Er fragte sich für einen Moment, was die Frau so verunsichert haben könnte. Kam jedoch so schnell zu keinem Ergebnis.
    »Guten Morgen«, murmelte er, »ich wünsche Ihnen einen gelungenen Start in Ihrem neuen Wirkungskreis.« Dabei schaute er der Staatsanwältin in die grünen Augen. Sie hielt seinem Blick stand. Ohne einen Grund dafür nennen zu können, fühlte er sich mit einem Mal irritiert und trat einen Schritt zurück. Schüchtern mich Frauen in höheren Positionen ein, oder wundere ich mich nur darüber, dass die neue Staatsanwältin persönlich zur Obduktion erscheint?
    Die Tür zum Saal wurde vorsichtig geöffnet. Eine Institutsmitarbeiterin führte zwei Männer herein: »Die Herren Karl Dreher und Maik Addiksen. Kriminaloberkommissar Venske hat sie zur Identifizierung der Toten hierher bestellt. Sie sollten schon vor einer Stunde hier sein.«
    Die Rechtsmedizinerin deckte das Gesicht der Toten auf und trat einen Schritt zurück.
    »Schön sieht sie aus«, sagte Addiksen, als er an den Sektionstisch trat. Der Ehemann stierte stumm vor sich hin, als wüsste er nicht so recht, was er hier solle.
    »Herr Dreher, können Sie uns sagen, wer das ist?«, fragte Konnert.
    »Ja, das ist sie«, antworte Addiksen, »das ist eindeutig Renate Dreher. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    Konnert wendete sich an die Institutsmitarbeiterin. »Nehmen Sie die Aussagen bitte zu Protokoll.«
    »Meine Renate«, brach es plötzlich aus Karl Dreher heraus. Er warf sich über seine Frau, küsste sie auf den fahlen Mund, zitterte und flüsterte: »Ich liebe dich.« Und dann ohne jeden Übergang mit aggressiver Stimme: »Du altes Miststück!« Wenige Momente später erhob er sich ruckartig, sah den Kommissar fordernd an und bellte mit belegter Stimme: »Wo sind ihre Sachen, ihre Tasche, die Papiere, ihr Geld?«
    Ruhig antwortete Konnert: »Wir haben weder eine Tasche noch Geld bei der Verstorbenen gefunden. Ihre Kleidung wird in der Kriminaltechnik untersucht.«
    »Raubmord, eindeutig Raubmord«, stellte Addiksen fest. »Verhaften Sie von Eck. Er ist der Täter. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Sie sind von Ihrer Beurteilung der Umstände sehr überzeugt, Herr Addiksen. Woher nehmen Sie diese Sicherheit? Welche Anhaltspunkte könnten auch uns überzeugen?«, fragte die Staatsanwältin.
    Frau Dr. Landmann deckte die Leiche mit dem weißen Laken zu.
    »Weil, weil …«, versuchte Dreher zu antworten.
    »Weil der von Eck der größte Heuchler in ganz Oldenburg und umzu ist. Tut immer so klug und so höflich und so bescheiden, aber in Wirklichkeit ist er ein Geier, eine Hyäne, ein Mistkäfer. Fassen Sie ihn, lernen Sie ihn kennen, und Sie werden mir Recht geben«, kläffte Addiksen.
    »Können Sie sachdienliche Hinweise zum Aufenthaltsort von Herrn von Eck machen?«
    Konnert stand abseits und beobachtete die Staatsanwältin. Ihre Bewegungen waren präzise, ihre Aussprache war deutlich und im Ton angenehm. Er schätzte sie auf Ende dreißig, Anfang vierzig. Sie trug keinen Schmuck, auch keinen Ehering.
    »Wenn er nicht in seiner Wohnung ist, dann weiß ich auch nicht, wo er sein könnte«, antwortete Addiksen und zog Dreher am Ärmel zum Ausgang.
    »Warten Sie!« Konnert eilte den beiden Männern hinterher. »Hier ist meine Visitenkarte. Sie können mich gern anrufen, weswegen auch immer.«
    Zurück am Sektionstisch sprach er die Staatsanwältin an: »Frau …«, Konnert musste kurz überlegen, »… Lurtz-Brämisch, wir gehen noch von einer unklaren Todesursache aus.«
    »Ich weiß. Da ich nicht am Tatort sein konnte, wollte ich mir heute ein eigenes Bild von der Toten machen. Die Leichenöffnung ist ja schon angeordnet worden. Und noch etwas. Um die Informationswege zukünftig entscheidend zu verkürzen, Herr Hauptkommissar, erwarte ich Ihre schriftlichen Berichte umgehend und zeitgleich mit denen an Herrn Kriminaloberrat Wehmeyer.«
    Weil Konnert im Moment mit der Anweisung nichts anzufangen wusste, wich er

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