Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
Vom Netzwerk:
stand in der Tür. »Du vergisst immer, die Tür zuzumachen.«
    »Und du bekommst das natürlich gleich mit. Nick, ihr wohnt doch schon länger hier.«
    Der Junge nickte.
    »Was verbirgt sich hinter diesen niedrigen Mauern?«
    »Wir stellen da Gerümpel ab. Schuhe für den Winter und die Weihnachtsdekoration und solche Sachen, die man nicht oft braucht. Mäuse sind manchmal auch dahinter.«
    »Und wie kommt ihr hinter die Wand?«
    »Natürlich durch die Luke.«
    »Wo ist die? Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.«
    »Du lässt mich ja nicht ausreden. Bei uns ist die Luke hinter dem Sofa.«
    »Da habe ich nachgesehen. Da ist kein Einstieg.«
    »Und hier? Hast du hier richtig gesucht?«
    Erst jetzt entdeckte Venske feststellbare Rollen an den Innenseiten der Bettpfosten. Er versuchte, sie zu lösen.
    »Die sind schon los.« Nick zog das Bett vor.
    »Doch nicht wie Jesus durch die Wand.«
    »Was meinst du?«
    »Ach nichts. Irgendwann wäre ich auch auf die Luke gestoßen. Aber mit deiner Hilfe ging es schneller.«
    Venske bückte sich, öffnete die tapezierte Tür und kroch hinter die dünne Wand. Mit der Taschenlampe im Mund krabbelte er vorwärts. Hier lagerte kein Gerümpel. Hier war alles staubfrei. Nach geschätzten zehn Metern entdeckte er eine niedrige Tür, wie die, durch die er eingestiegen war, und daneben eine weitere. Beide waren mit Vorhängeschlössern gesichert. Gebückt schlich er weiter. Fast am Ende fand er noch eine Tür. Die musste zur Wohnung auf der anderen Seite des Hauses gehören. Da war er sich sicher.
    Verschlossen – von der anderen Seite.
    Er robbte zurück und stieß mit seinen Füßen an Nicks Kopf. »Musst du immer gleich hinterherkommen?«
    In von Ecks Schlafzimmer fragte Venske: »Hast du seit gestern etwas beobachtet, was für unsere Ermittlungen wichtig sein könnte?«
    »Nee. Ist nichts passiert. Nur die dicke Frau, weißt du, die neben Klaus wohnt, die hat sich einmal das Siegel genau angesehen. Mehr nicht.«
    »Was machst du heute Nachmittag?«
    »Ich gehe mit meinem Vater zum Fußball. VfL Oldenburg hat ein Heimspiel.«
    »Dann viel Spaß.«
    »Danke.«
    Ein höflicher Junge, musste Venske anerkennen.

    Im Kommissariat klärte er, wie ein Raum zwischen Dachpfannen und Zimmerwand heißt. Abseite, nicht Drempel. Er versuchte, Konnert zu erreichen. Betet der noch, während ich die Rätsel der Bibel löse?
    Endlich nahm sein Chef ab.
    »Jesus ist durch eine Abseite zu den Jüngern gekrabbelt.«
    »Bist du betrunken im Dienst?«
    »Hinter dem Nachtlager des Freiherrn gibt es eine Luke zu einem Hohlraum. Durch die ist er in seine Wohnung gekrochen und hat sich Zahnbürste, Verpflegung und Bücher geholt. Sein Bett steht auf Rollen. Die habe ich festgestellt. Er kommt jetzt nicht mehr rein.«
    »Dann wäre das geklärt. Welches Geheimnis lüftest du als Nächstes?«
    »Wie Jesus über das Wasser gehen konnte.«

    ***

    Mit brummendem Schädel wachte Karl Dreher gegen Mittag auf. Um ihn herum lagen die Flaschen, die er mit Maik Addiksen geleert hatte. Die Tankstelle hatte ganz schön an ihnen verdient.
    Das Räderwerk in seinem Kopf rumpelte. Wann war sein Kumpel gegangen? Er schwankte zur Toilette, setzte sich und bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Schwach kam ihm ins Bewusstsein, dass seine Frau tot war. Sofort verdrängte er die Erinnerung. Kaffee kochen, Mineralwasser trinken, saure Gurken essen. Er hatte nichts von alledem in seiner Wohnung. Dann doch wieder mit dem anfangen, womit ich am Abend aufgehört habe.
    Mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab als er ins Wohnzimmer wankte. Dort untersuchte er die Flaschen, ob noch Reste in ihnen waren.
    Das Leergut sammelte er in einer Plastiktasche. Dabei fiel ihm ein, dass Maik die letzte Tour zur Tankstelle bezahlt hatte, weil in seinem eigenen Portemonnaie Ebbe herrschte. Ich bin pleite. Es dauerte, bis er realisierte, was der Satz bedeutete. »Ich bin total pleite«, wiederholte er laut und ließ sich in seinen Fernsehsessel fallen. »Wo ist jetzt bloß all das schöne Geld?« Mit rot geränderten Augen stierte er auf die Tasche mit den leeren Flaschen und begann zu weinen. Vor einer Woche haben wir noch so fein beieinander gesessen, erinnerte er sich, dass wir uns die Hand darauf gegeben haben, gemeinsam ein neues Leben beginnen zu wollen. Langsam klärten sich seine Gedanken als spülten die Tränen Staub von seinen Erinnerungen. Zusammen haben wir gekocht und gegessen. Später, nachdem wir getrunken

Weitere Kostenlose Bücher