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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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diese Edelmarke geführt wird.«
    »Der Geldkassettenschlüssel kann auch schon im Jackensaum gesteckt haben, als die Tote die Jacke in der Kleiderkammer bekommen hat«, meinte ein anderer Mitarbeiter und wollte zu einem anderen Fragenkomplex überleiten.
    »Gut möglich«, bestätigte der Graf, kam aber zum Stichwort Unterwäsche zurück. »Eine wohnungslose Frau, die bettelt, trägt fast ausschließlich abgelegte Kleidung und kauft sich einen BH für mehr als hundert Euro? Da stimmt doch etwas nicht.«
    »Sie kann den BH geklaut haben.«
    »Denkbar … Aber Leute, das sind Spekulationen. Nicht unser Arbeitsfeld. Darum soll sich Konnert kümmern. Wir machen erst mal Pause, und dann beschäftigen wir uns mit Fingerabdrücken und Faserspuren.«
    Die Gruppe löste sich schon auf, als van Stevendaal »Stopp!« rief.
    »Haben wir denn einen Slip gefunden?«
    »In der Liste der Kleidungsstücke ist keiner aufgeführt.«
    »Noch eine zusätzliche Stunde für die Asservate aus der Wohnung, danach ist Pause.«

    ***

    Venske hatte beschlossen und verkündet, so lange den Kaffee-Einkauf aufzuschieben, bis das Geld in der Kasse stimmte. Das hatte aufgebrachte Proteste hervorgerufen. Jetzt saßen die Kommissare und einige andere Mitarbeiter der Ermittlungsgruppe ohne ihr Lieblingsgetränk und mit ärgerlichen Kommentaren am großen Tisch. Konnert hatte mit leiser Stimme entschieden: »Das Problem Kaffeekasse wird erst am Ende der Sitzung besprochen.« Jeder in der Runde wusste, wenn ihr Chef so betont leise sprach, dann brodelte es in ihm.
    Trotzdem musste Venske noch eine Bemerkung zum Thema machen: »Wichtiger als Kaffee ist allemal unsere Ermittlungsarbeit.« Dabei hielt er einen Energydrink in der Hand. Er trank einen Schluck, stellte die Dose hörbar ab, stand extrem langsam auf und sprach ebenso leise wie Konnert: »Klaus Stelzig ist tot.«
    Er genoss die volle Aufmerksamkeit des Teams.
    »Klaus Stelzig ist am 27. Dezember 1998 in Roetgen bei Aachen gestorben. So steht es in seiner Sterbeurkunde. Er hat allein und zurückgezogen auf einem Bauernhof gelebt, den er von seinen Eltern geerbt hatte, direkt an der Grenze zu Belgien. Es war der Postbote, der die Polizei darauf hingewiesen hat, dass der Briefkasten seit Wochen nicht geleert worden war. Als die Beamten in das Haus eingedrungen sind, haben sie die Leiche gefunden, die schon in Verwesung übergegangen war. Die Obduktion hat als Todesursache eine verschleppte Leberschädigung und eine nicht behandelte innere Blutung ergeben. Klaus Stelzig ist nur achtunddreißig Jahre alt geworden. Auf dem Küchentisch hat man einen Briefumschlag mit 2500 Mark und der Aufschrift Für die Beerdigung gefunden. Der Hof steht seitdem leer und verkommt. Interessant ist noch, dass Nachbarn ausgesagt haben, Stelzig habe im Jahr vor seinem Tod fast sämtliche Einrichtungsgegenstände aus Haus und Scheunen, alle Grundstücke und eine größere Anzahl an Waldflächen verkauft. Das Konto von Stelzig bei der örtlichen Sparkasse hat aber nur einen Betrag von drei Mark siebenunddreißig aufgewiesen.«
    »Gute Arbeit!« Konnert blieb als einziger am Tisch gelassen. »Was hast du noch?«
    »Stelzig-Schrägstrich-von Eck ist in Oldenburg nicht gemeldet. Bei der Hausverwaltung liegt ein Mietvertrag mit der Kopie des Ausweises von Stelzig vor, sowie eine Notiz, dass er sich gleich in den folgenden Tagen nach Oldenburg ummelden werde. Er habe kein Girokonto, hatte er gegenüber der Hausverwaltung erklärt und darum gebeten, seine Rechnungen für Strom und Internetanschluss zu überweisen und die Summe mit der Miete und den Nebenkosten bar bezahlen zu können. Seitdem liegt pünktlich am Montag jeder Woche ein zugeknoteter Müllbeutel mit sauberen Münzen und Scheinen im Briefkasten.« Venske setzte sich. Sollten sich doch diesmal seine Kollegen selbst darüber Gedanken machen, was seine Informationen bedeuteten. Er trank einen Schluck seines Energydrinks und blickte herausfordernd in die Runde.
    Konnert fragte, ob man wohl mit Betteln so viel Geld einnehmen könne, dass es sogar für einen Internetanschluss reiche.
    Einige zuckten mit den Schultern.
    »Wen suchen wir denn nun, wenn Stelzig amtlich bestätigt tot ist?«, wollte Kilian wissen. »Nun doch einen Freiherrn?«
    »Kleiner, ein Freiherr ist der noch freie Herr bestimmt nicht.« Venske war stolz auf sein Wortspiel.
    »Wer macht weiter?«, fragte Konnert leise.
    Kilian stand auf und ging zum Whiteboard, um Daten anzuschreiben. »In Oldenburg

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