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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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gibt es mehr als sechshundert Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Die Dunkelziffer ist besonders bei Frauen groß, weil sie leichter bei Freunden oder Bekannten eine vorübergehende Bleibe finden. Die Diakonie kümmert sich mit Beratungen, einem Tagesaufenthalt und Angeboten zur Überlebenshilfe um die Betroffenen.«
    »Was heißt Überlebenshilfe?«, wollte Babsi wissen.
    »Im Einzelnen weiß ich das nicht. Es gehören wohl die Hilfen zur Beantragung von Sozialleistungen oder bei der Wohnungssuche dazu. Und eine Sprechstunde mit einer Krankenschwester zur Erstversorgung von kleinen Wunden oder einfachen Untersuchungen. Im Tagesaufenthalt kann man auch Wäsche waschen, sein Geld verwalten lassen oder Frühstück und Mittagessen bekommen. Für einige Wohnungslose ist der Tagesaufenthalt auch die Postadresse.«
    »Alles kostenlos?«, fragte Venske.
    »Natürlich nicht. Kaffee für fünfzig Cent und Mittagessen für zwei Euro.« Kilian wartete, ob weitere Fragen gestellt würden. Dann berichtete er weiter: »Unter Wohnungslosen und Durchreisenden kommen häufiger als im Durchschnitt der Bevölkerung ungeklärte Todesfälle vor. Meistens werden bei der Obduktion Infarkte, Darm- und Lebererkrankungen – also Krebs oder Leberzirrhose – und andere verschleppte Krankheiten als Todesursachen festgestellt. Dazu habe ich eine Doktorarbeit im Internet gefunden, die liegt ausgedruckt bei mir auf dem Schreibtisch.«
    »Und warum nicht vervielfältigt für jeden hier auf dem Tisch?«, versuchte Venske ihn zu provozieren. Kilian ignorierte den Zwischenruf. »In den vergangenen Jahren sind drei Personen an Lebensmittelvergiftungen gestorben, zwei Frauen und ein Mann. Vor rund anderthalb Jahren sind gleichzeitig zwei Männer mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gekommen und gestorben. Ein Mann mit dem Vermerk Ohne festen Wohnsitz im Personalausweis wurde hinter dem Bahnhof erschlagen aufgefunden. Das war aber ein Fall aus der Zeit vor von Eck. Wahrscheinlich ein Streit unter Durchreisenden. Ich bekomme die Akte morgen aus dem Zentralarchiv. Immer wieder einmal kommt es zu Übergriffen meist alkoholisierter Jugendlicher auf Wohnungslose, die Platte machen, also im Freien schlafen. Ich habe gehört, dass bei anderen Bedrohungen der Berber ein rechtsextremer Hintergrund vermutet wird.«
    Venske trank einen Schluck aus der Dose und feixte. »Fleißig, fleißig, Kleiner.«
    Kilian reagierte nicht. Er wartete erneut auf Rückfragen, hörte aufmerksam zu und gab Antworten, so gut er konnte.
    »Wir dürfen unsere Ermittlungen nicht allein auf von Eck als möglichen Täter begrenzen. Ich wiederhole, es ist immer noch nicht geklärt, ob überhaupt ein Fremdverschulden vorliegt.« Konnert wirkte unsicher.
    »Ihr bezweifelt doch wohl nicht, dass der Freiherr der Täter ist?«, empörte sich Venske. »Da wette ich doch drauf!«
    »Ich halte die Wette. Wer verliert, lädt alle zum Grillen ein«, sagte Kilian selbstbewusst.
    »Kleiner, kannst du dir das überhaupt leisten?«
    »Stopp!«, bestimmte Konnert, sagte aber weiter nichts.
    Er schweigt mal wieder, dachte Venske. Er war auf dem Friedhof, und nun hält er seine Gedanken lieber hinterm Berg, bis Fakten seine Überlegungen bestätigen. Er will uns mit seinen Vermutungen nicht beeinflussen.
    Alle Beteiligten am großen Tisch warteten auf Konnerts Aufforderung zu berichten. Als die nicht erfolgte, begann Kerstin Gerdes, die seit Jahren für die Aktenlage zuständig war: »Ein vorläufiges Protokoll von Frau Doktor Landmann liegt vor. Ich fasse die wichtigsten Daten zusammen. Renate Dreher hatte vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unfreiwillig. Gründe für diese Annahme werden beschrieben. Eine Spermaprobe durchläuft zurzeit den DNA-Test, ebenso die Proben, die die Kriminaltechnik geliefert hat. Ein Abgleich soll morgen vorliegen. Der errechnete Todeszeitpunkt ist Donnerstag, der 21. März, acht Uhr, plus minus zwei Stunden. Als Todesursache ist eine Pilzvergiftung anzunehmen. Die Leber- und Nierenschäden verweisen darauf. Einzelheiten dazu im schriftlichen Bericht.«
    »Pilzvergiftung, also kein Mord«, überlegte Babsi laut.
    Konnert sackte zusammen. Sein Stellvertreter bemerkte die Bewegung neben sich und fragte sich für eine Sekunde, was der Grund dafür sein könnte. Dann tönte er im Brustton der Überzeugung: »Von Eck hat reihenweise Bücher über Pilze im Schrank stehen. Der weiß genau, welche wie giftig

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