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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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verdächtigt. In der Befragung erklärte Weis, sich undercover in das Chapter eingeschleust zu haben, um einen ausführlichen Artikel über Bandenkriminalität zu schreiben. An der Auseinandersetzung sei er nicht beteiligt gewesen. Struß führte die Vernehmung und glaubte ihm kein Wort. Einen ganzen Nachmittag bearbeitete er Weis, statt seine Angaben zu überprüfen. Struß schrie rum, als Konnert den Reporter schließlich gehen ließ. Erst nachdem er die Kopie des Presseausweises von Alois mit eigenen Augen gesehen und selbst das Alibi überprüft hatte, hatte er sich ein wenig beruhigen können und unmittelbar darauf Feierabend gemacht.
    Alois Weis, Nordwestdeutschlands bester freischaffender Kriminalreporter, wie hat es dich nur nach Oldenburg verschlagen? Konnert erinnerte sich nicht, ihn jemals danach gefragt zu haben. Das muss ich nachholen. Vergiss es nicht, ermahnte er sich.
    Konnert stand auf und rief: »Hey!«
    Alois Weis entdeckte Konnert und kam auf ihn zu.
    »Beamter. Ruht sich von der letzten Pause aus.«
    »Ich konnte nie verstehen, warum du nicht Kommissar geworden bist, Alois. Du hättest es so bequem haben können.«
    »Und wäre vor Langeweile umgekommen.«
    »Schön, dass du dir Zeit für mich nimmst.«
    »Die Aussicht, auf Staatskosten zu Mittag zu essen, ist der einzige Grund für mein Hiersein.«
    Sie durchschritten gemeinsam den Torbogen zum Lambertihof und suchten im Erdinger Keller unter dem historischen Gewölbe einen abgeschiedenen Platz. Weis bestellte einen Haxenteller und ein Stauder Pils. Konnert nahm das Riesenschnitzel mit Pommes von der Tageskarte und Mineralwasser. Nachdem die Getränke gebracht worden waren, fragte Weis: »Wie geht es deinem Schwiegersohn?«
    »Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.« Konnerts Wangenmuskeln arbeiteten. Die Falten zwischen seinen Augenbrauen vertieften sich. Er fasste sich an die Nasenwurzel, sagte aber nichts weiter.
    »Du triffst dich mit der jungen Frau aus dem Backshop. Ich würde aufpassen, dass daraus nichts Ernstes wird.«
    »Auch darüber will ich mit dir nicht sprechen.« Etwas ruhiger sagte er: »Lass mich erst einmal ankommen, bevor wir reden.«
    »Okay, aber du weißt schon, dass unser Essen gleich kommt und man mit vollem Mund nicht sprechen darf? Hat dir das deine Mutter nicht beigebracht?« Weis trank einen Schluck Bier.
    »Darüber will ich erst recht nicht mit dir reden.«
    Die nette Bedienung servierte und wünschte »Guadn Obpetit!«
    »Ich muss mich mit einem vernünftigen Menschen unterhalten, der etwas von Kriminalität und Polizeiarbeit versteht und nicht in der Polizeiinspektion arbeitet«, begann Konnert.
    »Hast du den Satz irgendwo gelesen und auswendig gelernt?«
    »Nimm einmal an: Ein Mann versteckt sich vor der Polizei, ruft aber den ermittelnden Beamten in der Nacht an und sagt: Ich war es nicht.«
    »Redest du vom Lederfetischisten gegenüber von Onken? Den sucht ihr doch, oder?«
    »Der Mann ist offiziell vor rund fünfzehn Jahren gestorben und ordnungsgemäß begraben worden.«
    »Doppelgänger? Zwillingsbruder?«
    »Red mir mal nicht dazwischen.«
    »Wolltest du dich nicht unterhalten?«
    Konnert steckte sich ein Stück Fleisch in den Mund und kaute anhaltend, trank Wasser, schenkte nach und schob sich mit den Fingern Pommes in den Mund. Das erinnerte ihn an das Essen in der afrikanischen Gemeinde am Samstagabend.
    »Kommt noch was?«
    Schweigen.
    »Darf ich jetzt was sagen?«
    Konnert hatte den Faden verloren. Er nickte und leckte Salz von seinem Daumen.
    »Die Redaktion der Nordwest-Zeitung hatte in der Reihe Besondere Menschen in Oldenburg eine Reportage über den Freiherrn geplant, und da es gerade keinen Kriminalfall gegeben hat, über den ich hätte schreiben können, habe ich den Auftrag angenommen. Ich bekomme nämlich mein Honorar nur, wenn ich etwas dafür leiste. Die Recherche hat ergeben, dass der Herr sich auskennt in der Welt. Als ich mich mit ihm unterhalten habe, hat er von seinen Forschungen bei den Indianern im südamerikanischen Regenwald erzählt. In Namibia hat er mit Buschleuten zusammengelebt und deren Überlebensstrategien in der Kalahari dokumentiert. Die letzten Monate vor seiner Rückkehr nach Deutschland ist er in Papua Neuguinea gewesen.«
    Alois Weis genoss Konnerts Erstaunen und mischte zartes Haxenfleisch mit Butterspätzle und Dunkelbiersoße. Man hörte, dass es ihm schmeckte. Als er den Bissen hinuntergeschluckt hatte, sagte er: »Von Eck hat fünf Semester Pharmazie in

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