Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
Vom Netzwerk:
einer der Hütten verstecken? Möglich, dachte Venske, unmöglich für mich, ihn zu finden. Da kann ich nur wie Konnert sagen: »Später.«
    Er kehrte um. Über die Rauhehorst wollte er zurück zur Polizeiinspektion trödeln. Immer noch schaute er aufmerksam nach rechts und links in Garagenauffahrten und Seitenstraßen. Viel Hoffnung hatte er nicht mehr. Dann entdeckte er im schwachen Licht der Autobahnunterführung eine große Gestalt, die vornübergebeugt an der Wand lehnte. Erst nach einigen Metern hielt Venske an und schlich sich im Dunkel der Bäume an. Als er die Unterführung betrat, schaltete er seine Taschenlampe an und erkannte, dass es sich um einen betrunkenen Jugendlichen handelte, der sich auf seine Schuhe übergab. Der hochgewachsene Junge sackte in sich zusammen, rutschte zur Seite und blieb regungslos liegen.
    Venske rief einen Rettungswagen. Ohne ihn zu berühren, beobachtete er die Atmung des Volltrunkenen. Nach vier Minuten stand der Krankenwagen unter der Brücke. Die Sanitäter untersuchten den Jungen. Im Portemonnaie fand Venske einen Schülerausweis und gab die Personalien an die Polizeiinspektion weiter. Von dort sollte man die Eltern benachrichtigen.
    »Das ist schon der dritte Minderjährige seit Samstag, den wir mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus bringen müssen«, sagte einer der Sanitäter. »Haben die keine Eltern, die sie erziehen?«
    Venske antwortete nicht. Er befürchtete, dass sich von Eck, wenn er in der Nähe gewesen war, vom Blaulicht aufgescheucht, verdrückt hatte. Telefonisch teilten ihm die Streifenpolizisten mit, dass sie von Eck im Bürgerbusch nicht gefunden hatten, und meldeten sich ab. Morgen ist auch noch ein Tag, sagte Konnert das nicht ständig?

    ***

    Nach der Dienstagsbibelstunde, Konnert war wegen des Abendessens bei Zahra eine halbe Stunde zu spät gekommen, bat ihn der Pastor, noch einen Moment zu bleiben. Konnert sah auf die Uhr. Es war fast zehn.
    »Adi, wann hast du zuletzt mit deiner Tochter gesprochen?« Die Frage traf Konnert wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Sie ist bei mir gewesen und hat mir erzählt, was so in den letzten Wochen abgelaufen ist. Sie hat mir ausdrücklich erlaubt, dich zu informieren.«
    Konnert stand da, wusste nicht, wohin mit seinen Händen, und legte sie verlegen auf dem Rücken zusammen.
    »Sven hat wieder zu trinken begonnen. Am Freitag ist er aus dem Haus gegangen und seitdem nicht zurückgekehrt. Wenn er bis morgen früh nicht auftaucht, will Ruth eine Vermisstenanzeige aufgeben. Nur, dass du Bescheid weißt.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Sie wollte die ganze Zeit nicht mit mir über Sven reden. Muss ich mich jetzt doch dazwischenstecken?«
    »Manchmal bist du wirklich blind für das, was wichtig ist. Ruth möchte, dass du bei ihr vorbeikommst, sie in den Arm nimmst, mit ihr sprichst und ihr hilfst, eine Entscheidung zu treffen.«
    Venske redet bisweilen in diesem Ton mit mir. Mein Pastor spricht normalerweise sanfter, weniger vorwurfsvoll. Wenn Venske mich so anmacht, kümmert mich das nicht mehr sonderlich. Jetzt komme ich mir bloßgestellt vor. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Er hat ja einerseits Recht. Andererseits mag ich mich nur ungern ungefragt und ungebeten in die Probleme anderer Leute einmischen. Das muss ich in meinem Beruf zur Genüge tun. Aber sie ist meine Tochter, um die ich mich kümmern sollte.
    Wie so oft entschied er sich für ein Später. Erst einmal wollte er sich mit dem Freiherrn treffen. »Ich gehe bei Ruth vorbei. Gleich morgen.«
    »Warum fährst du nicht jetzt noch zu ihr. Sie weiß, dass ich heute Abend mit dir spreche. Bestimmt wartet sie auf dich.«
    »Ich kann nicht. Ich bin verabredet.«
    »Mit der jungen Frau aus dem Backshop?«
    »Das hat sich also auch schon bis zu dir rumgesprochen. Und wenn es so wäre, was dann?«
    »Hallo Adi, warum so aufbrausend?«
    »Ich muss los. Auch wenn es dich nichts angeht, ich treffe mich jetzt nicht mit der jungen Frau aus dem Backshop. Ich nehme noch einen dienstlichen Termin wahr.«
    Konnert war schon zwei Schritte gegangen, als er sich umdrehte, zurückging und seinem Pastor die Hand reichte. »Ich weiß, du meinst es gut. Dir eine gute Nacht.«

    Im Auto ging ihm mehr die Szene mit seinem Pastor durch den Kopf als die schlechte Nachricht über seinen Schwiegersohn. Erst als er den Wagen auf dem Parkplatz neben der Auferstehungskirche abgestellt hatte, kam ihm in den Sinn, dass Sven

Weitere Kostenlose Bücher