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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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könne vielleicht wieder schön werden. Am Dienstagabend hat sie dafür keine Chance mehr gesehen.«
    Mit Fingern an seiner Nasenwurzel ließ sich Konnert das Irgendwie durch den Kopf gehen. Er sah zur Seite und fragte: »Wissen Sie, wo sich Frau Dreher am Sonntag der vorigen Woche aufgehalten hat?«
    »Sie hat am Wochenende bei mir geschlafen. Am Samstagnachmittag bin ich wie üblich zu meinem Platz gegenüber von Onken gegangen. Als ich am Sonntagabend zurückgekommen bin, ist sie nicht mehr da gewesen. Ich habe sie erst, wie ich schon gesagt habe, am Dienstagabend wiedergesehen. Wo sie am Sonntag gewesen ist, nein, das weiß ich nicht.«
    Wenn eine Obdachlose einen Schlafplatz gefunden hat, überlegte Konnert, warum verlässt sie dann ihre Unterkunft? Wo war Renate Dreher von Sonntagmittag bis Dienstagmittag? Irgendetwas war da falsch. Er würde später nachhaken. Stattdessen sagte er: »Frau Dreher ist an einer Pilzvergiftung gestorben. Ich habe bei Ihnen eine ganze Bücherei zum Thema gefunden. Sie kennen sich aus. Kann sie bei Ihnen Pilze gefunden und gegessen haben?«
    »Ausgeschlossen. In meiner Wohnung bewahre ich keine Pilze auf.«
    Die Betonung fiel Konnert auf. Er hätte gern gefragt, wo von Eck denn dann Pilze aufbewahre, verschob aber auch diese Frage auf später. Stattdessen wollte er wissen: »Wo könnte Frau Dreher Pilze gegessen haben?«
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Konnert spürte die wachsende Unruhe neben sich auf der Bank. Der läuft mir nicht weg, beruhigte er sich und sagte: »Noch zwei Fragen. Haben Sie Renate Dreher vergiftet, vielleicht aus Versehen oder in guter Absicht?«
    »Dazu kennen Sie meine Aussage.«
    »Und wo wohnen Sie jetzt?«
    »Ich muss gehen. Tut mir leid.« Und ehe Konnert zur Seite greifen konnte, um ihn aufzuhalten, war Freiherr Sibelius Balthasar von Eck aufgestanden. Ungewöhnlich geschmeidig für seine Größe verschwand er durchs Gebüsch in Richtung Autobahn. Die Dunkelheit verschluckte ihn. Konnert hörte noch ein- oder zweimal seine Schritte im trockenen Laub. Dann übertönte das Summen der Autos die Fluchtgeräusche. Ich hole ihn doch nicht ein und festhalten kann ich ihn erst recht nicht. Konnert blieb sitzen und rauchte. Eine Kirchturmuhr schlug. Er vergaß, die Schläge mitzuzählen. Mitternacht?
    Zwei Beobachtungen wollte sich Konnert unbedingt merken. Er hatte von seiner Wohnung gesprochen. Und bei dem Thema Geld war er unruhig geworden. Er besitzt vielleicht noch eine andere Unterkunft, und Geld spielt eine Rolle. Wichtig blieb herauszufinden, wo Renate Dreher am Sonntagnachmittag und Abend war.
    Er erhob sich und schlenderte zum Ausgang. Auf einem Grabstein saß die Katze und beobachtete eine Rasenfläche.
    Unter seinen Scheibenwischer geklemmt, fand er einen Zettel. »Grufti. Viel Glück! Venske.«
    Er ist tatsächlich hier gewesen. Woher hat er von meinem Treffen mit von Eck gewusst? Beschattet er mich?
    Auf der Fahrt nach Hause fühlte sich Konnert ausgelaugt und müde. Heute Morgen habe ich behauptet, es würde ein guter Tag werden.
    War es ein guter Tag gewesen?

Mittwoch, 27. März
    »Du …«, hörbar tiefes Einatmen, »… elendes Schoßhündchen!«
    Das Handy am Ohr rieb sich Konnert mit Daumen und Zeigefinger den Schlaf aus den Augen. Er blickte rüber zu den roten Leuchtziffern seines Weckers. 2:37 Uhr.
    »Arschloch«, tiefes Luftholen, »ich mache dich fertig!«
    Von Eck? Nein, das ist nicht sein Stil. Konnert richtete sich auf und knipste seine Nachttischlampe an. Dreher? Addiksen? Warum sollten die mich fertigmachen wollen?
    »Sag was!«
    Ein Betrunkener. Irgendwie klangen die lallenden Laute des Anrufers bekannt.
    »Ah, du überlegst, wer dich anruft.« Ein gackerndes Lachen folgte. Dieses Lachen kannte Konnert. »Hans-Gerhard, bist du das? Hast du getrunken?«
    Ein unterdrücktes Aufstoßen war zu hören. Sekunden später wurde aufgelegt.
    Konnert steckte das Handy in die Aufladestation. Sein Bett knarrte, als er sich auf die andere Seite drehte. Doch es gelang ihm nicht, wieder einzuschlafen. Als eine Kirchenglocke dreimal läutete, stand er auf und schlurfte ins Bad, um sich zu erleichtern. Der Blick in den Spiegel zeigte ihm zerwühlte Haare, Bartstoppeln und hellwache Augen. Er nahm den Bademantel vom Haken, tappte in die Küche und brühte sich einen Pulverkaffee auf. Mit dem Becher in der Hand ging er zum Pfeifenschränkchen im Wohnzimmer und wählte einen Hänger mit großem Kopf aus. Das Probentütchen mit leichtem

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