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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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wirkenden Mannes folgten jeder Bewegung hinter dem Tresen, wo Zahra fröhlich Croissants oder Brötchen in bedruckte Tüten sammelte. Einen Moment lang zögerte Konnert, setzte sich dann aber an seinen Tisch.
    Beide Männer beobachteten Zahra. Sie wandte sich zum Backofen, zog ein Blech mit frisch gebackenen Brötchen heraus, um es mit Schwung in einen geflochtenen Korb zu entleeren. Während sie drei Brötchen heraussuchte, fragte sie eine ältere Kundin so laut, dass Konnert es hören konnte: »Was hat die Tierärztin über Ihre Katze gesagt?«
    Die Frau winkte Zahra zu sich heran und flüsterte ihr etwas zu.
    »Das tut mir aber leid«, antwortete Zahra mit teilnahmsvoller Stimme und hatte ein betroffenes Gesicht.
    Die Frau nickte nur und hielt ihre offene Geldbörse über den Tresen. Zahra fischte einen Euro heraus, wechselte in der Kasse und präsentierte die sieben Cent Wechselgeld auf der Handfläche. »Ist schon recht, Fräulein Zahra, ich kann es doch nicht überprüfen. Sie brauchen es mir nicht jedes Mal zu zeigen. Ich vertraue Ihnen.« Zahra ließ die Geldstücke ins Portemonnaie rutschen. Mit ernster Miene sagte sie: »In ein paar Wochen holen Sie sich dann vom Tierschutzverein ein neues Kätzchen.«
    Mit dankbaren Augen griff die Frau zur Brötchentüte und nickte Zahra noch einmal zu. Das Lächeln kehrte in Zahras Gesicht zurück. Mit der nächsten Kundin sprach sie leise. Konnert beneidete Zahra um ihr einfühlsames Wesen und wünschte sich, so wie sie immer die passenden Worte finden zu können.
    Mit der Zeitung kam sie zu ihm und streichelte kurz seinen Oberarm. »Guten Morgen, Adi. Du bist früh dran. Kaffee und zwei Brötchen?«
    Konnert nickte und sah zur Seite. »Haben Sie schon gefrühstückt?«
    Ein Kopfschütteln war die Antwort.
    »Noch zwei Brötchen?«
    »Und einen Kaffee«, ergänzte Zahra.
    Die Zeitung blieb unaufgeschlagen liegen. Konnert überlegte, wie er ein Gespräch beginnen könnte.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit mich vorzustellen«, kam ihm der andere zuvor. »Mein Name ist Geiger, Gregor Geiger.«
    »Konnert, Adi Konnert.«
    »Ich weiß. Sie sind Kriminalbeamter und ermitteln aktuell in einem Giftmordfall. Ich kenne mich aus. Mein Interesse gilt schon seit meiner Jugend den verschiedenen Tötungsarten. Ich erinnere mich, Listen mit unterschiedlichen Giften und Mordwerkzeugen und Tathergängen in einem Schulheft angelegt zu haben. Erhalten hat sich aus dieser Zeit meine Vorliebe für Kriminalromane und Reisen zu Tatorten weltweit bekannter Kriminalfälle.«
    Während Zahra Kaffee und Brötchen servierte, suchte Konnert nach einer Idee für eine passende Antwort.
    »Auch hier in Oldenburg könnte ich Ihnen einige Häuser präsentieren, in denen in den vergangenen Jahrhunderten Menschen auf unnatürliche Weise gestorben sind. In Wien habe ich die Kanalisation besichtigt, ich bin mit dem Orientexpress von Paris bis Istanbul gefahren, habe alle fünf Tatorte von Jack the Ripper in London aufgesucht und vier Tage lang die Gegend um Ystad an der Ostseeküste Schwedens erkundet.« Gregor Geiger belegte eine Brötchenhälfte mit zwei Scheiben Käse und versenkte reichlich Zucker in seinen Kaffee. Dann sah er Konnert forschend an, während er bedächtig umrührte. »Das hätten Sie nicht von mir gedacht. Stimmt’s?«
    Konnert schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich, dass es schon Mittwoch war und er seinem Enkel immer noch nicht die englischen Krimis herausgesucht hatte. Er fragte: »Nein, hätte ich nicht. Was sind Sie denn von Beruf?«
    »Sie sehen doch, dass ich momentan das Sozialsystem unseres Landes in Anspruch nehme.« Sein leicht gereizter Unterton passte nicht zum freundlichen Gesichtsausdruck.
    Da Konnert keine angemessene Bemerkung einfiel, schwieg er und betrachtete die leeren Knopflöcher an den Ärmeln von Geigers blau-weiß gestreiftem Hemd. Sogar seine Manschettenknöpfe musste er schon zu Geld gemacht haben, ging es Konnert durch den Kopf.
    »In anderen Zeiten habe ich eine Führungsposition in einem pharmazeutischen Unternehmen bekleidet. Dann hat es geknallt. Seitdem will mich niemand mehr einstellen.«
    Eine Polizistenfrage nach dem, was denn geknallt habe, lag Konnert auf der Zunge. Aber er wollte nicht neugierig erscheinen und sagte deshalb: »Das ist bedauerlich.« In Gedanken fügte er hinzu: Bei dem derzeitigen Fachkräftemangel ist das sehr unverständlich. Als er sich durchgerungen hatte, nachzuhaken, was der Grund für die Entlassung gewesen sei, klingelte

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