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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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geweckt.
    »Ich hab sie umgebracht«, nuschelte am anderen Ende eine Männerstimme. »Ich war es, Herr Kommissar. Ich wollte sie nicht umbringen. Ich wollte nur nett zu ihr sein. Ich liebe sie doch. Noch immer. Und jetzt ist sie tot.«
    Konnert richtete sich im Bett auf. »Wer spricht da?«
    Schweigen.
    »Sagen Sie mir bitte Ihren Namen.« Sein Blick wanderte zum Wecker. 6:17 Uhr.
    »Ich bin es, Karl Dreher, der Ehemann von Renate. Ich habe meine Frau umgebracht, Herr Kommissar.«
    Auf einen Schlag war Konnert hellwach. »Wie ist das passiert, Herr Dreher?«
    »Ich bringe mich um, Herr Kommissar.«
    »Herr Dreher, wie ist es dazu gekommen, dass Sie Ihre Frau getötet haben? Erzählen Sie es mir.«
    »Ich bringe mich um. Heute. Ich kann ohne sie nicht mehr leben. Es geht nicht, Herr Kommissar.«
    »Herr Dreher, hören Sie mir bitte einen Moment zu. Sagen Sie mir, wie es passiert ist.«
    »Mit giftigen Pilzen. Das hat doch in der Zeitung gestanden, Herr Kommissar.«
    »Und wann haben Sie Ihre Frau getötet?«
    »Am Freitag, Herr Kommissar.«
    Blitzschnell vergegenwärtigte sich Konnert den Verlauf einer Pilzvergiftung. Frau Dr. Landmann hatte Sonntag als Tag der Vergiftung errechnet. Also konnte Dreher nicht der Mörder seiner Frau sein.
    »Sind Sie noch am Telefon, Herr Kommissar?«
    »Ja, ich bin dran. Berichten Sie mir bitte, was am Freitag geschehen ist.«
    »Meine Frau ist in der Stadt hinter mir hergelaufen. Der Lederne ist auch dabei gewesen. Am Wallgraben haben sie mich eingeholt.« Dreher rülpste. Eine Pause entstand. Dann sprudelte ein Wortschwall aus ihm heraus: »Geld sollte ich von ihr annehmen. Ich hätte mir doch so sehr einen großen Fernseher gewünscht und ein neues Fahrrad. Ich bin vor Glück fast ausgeflippt, Herr Kommissar. Da hab ich sie zum Essen in unsere Wohnung eingeladen.« Dreher schwieg mit einem Mal. Er schwelgt vielleicht in Erinnerungen oder sein Promillespiegel produziert einen Aussetzer im Gehirn, überlegte Konnert. Nach ein paar Augenblicken fragte er: »Wie ging es weiter?«
    »Ich hab für sie ein Abendessen gemacht. Pilzpfanne, Herr Kommissar. Renate mochte so gerne Pilze essen.« Seine Stimme wurde weinerlich. »Pilze mit Hackfleisch und Zwiebeln und dazu Bratkartoffeln. Lecker, sage ich Ihnen.«
    »Polnische Pilze aus den Gläsern, wie wir sie in Ihrem Keller gefunden haben?«
    »Ja, Herr Kommissar.«
    »Sagen Sie mal nicht immer Herr Kommissar. Wie ging es weiter?«
    »Wir haben miteinander geschlafen. Das war schön, Herr …«, erneut entstand eine Pause. »Jetzt ist sie tot. Und ich bin schuld an ihrem Tod.«
    Konnert hörte ihn schluchzen und wie er die Nase hochzog. »Ich bringe mich um. Heute noch, Herr Kommissar. Heute noch.«
    »Das lassen Sie mal schön sein, Herr Dreher. Ich versichere Ihnen, Sie haben Ihre Frau nicht getötet. Sie sind an ihrem Sterben nicht schuld.«
    »Das sagen Sie nur, damit ich mir nichts antue. Ich weiß, dass ich der Mörder meiner Frau bin. Ich weiß es ganz genau. Ich bin an allem schuld. Ich bin es nicht wert, weiterzuleben, Herr …«
    »Doch, Herr Dreher, Sie dürfen weiterleben. Sie haben Ihre Frau nicht umgebracht. Glauben Sie mir. Sie sind es nicht gewesen.«
    »Ich kann so nicht weiterleben. So nicht. Mit der Belastung kann ich das nicht, Herr Kommissar.«
    »So glauben Sie mir doch, Herr Dreher, Sie haben Ihre Frau am Freitag nicht vergiftet.« Konnerts Daumen und Zeigefinger fanden automatisch den Weg an seine Nasenwurzel. Wie kann ich es schaffen, dass er mir glaubt?
    Mit einem Mal war die Verbindung unterbrochen, Dreher hatte aufgelegt.
    Konnert setzte sich auf die Bettkante und atmete tief durch. Dreher ist betrunken, der legt sich gleich hin und schläft seinen Rausch aus. Und wenn er aufwacht, ist sein erster Gedanke, wie er an Bier und Schnaps kommen kann, aber nicht, wie er sich umbringt.
    Müde wanderte sein Blick zum Wecker. Es bringt nichts mehr, sich wieder hinzulegen. Ich mache mich fertig und gehe zum Frühstück in Zahras Backshop. Ein bisschen Vorfreude auf Kaffee und belegte Brötchen überlagerte seine Zweifel. Ein Lächeln und vielleicht sogar ein Kuss von Zahra könnten nach der unruhigen Nacht dem Tag noch einen fantastischen Start geben.

    ***

    Auf Konnerts Stammplatz hockte schon der Herr im abgetragenen Armani-Anzug. Seinen leeren Kaffeebecher hatte er von sich weg zur Mitte des Tisches geschoben. Dafür lagen ein Tabakpäckchen und eine fertiggedrehte Zigarette griffbereit. Die Augen des heruntergekommen

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