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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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schätzte die Stereoanlage als alt ein, sah sich die Titel der Bücher im Regal an und betrachtete Zertifikate und Urkunden, die über einem Schreibsekretär hingen. »Wir haben es mit einem Doktor der Pharmazie zu tun«, sagte er.
    Die Kriminaloberkommissarin nahm in einem Sessel Platz, der zu einer Garnitur gehörte, auf deren Sofa ein zerknittertes Bettlaken und die zurückgeschlagene Bettdecke lagen. Das Titelbild der Zeitung auf dem Tisch war vom vergangenen Samstag. In der Luft hing der Geruch selten gelüfteter Wohnungen. Es war ungemütlich kalt. Sie verschränkte die Arme und presste sie an ihren Körper.
    Auf dem Tablett, mit dem Geiger hereinkam, standen drei unterschiedliche Becher, eine geöffnete Milchtüte und ein Schälchen mit einigen Stücken Würfelzucker. Er stellte alles auf den niedrigen Tisch. »Bitte, bedienen Sie sich.« Venske setzte sich aufs Sofa, nachdem Geiger das Bettzeug zusammengerollt und selbst auf dem Stuhl vor dem Sekretär Platz genommen hatte.
    » Was wollen Sie wissen?« Entschuldigend fügte er an: »Gebäck kann ich Ihnen leider nicht anbieten.«
    » Sie haben gegenüber Hauptkommissar Konnert erwähnt, dass Sie Klaus Stelzig alias von Eck kennen. Als Sie vom Kommissar erfahren haben, dass Ihr Bekannter das Krankenhaus verlassen hat, sind Sie sofort fluchtartig aufgebrochen. Was hat Sie dazu veranlasst?«
    Geiger pustete über seinen Kaffee und schlürfte einen Schluck. »Sibelius hat bisweilen bei mir übernachtet. Möglicherweise hat er hier vor verschlossener Tür gestanden. Das wollte ich nicht.«
    » Und hat er hier gestanden?«
    » Nicht als ich an meiner Wohnung angekommen war.«
    » Wo könnte sich von Eck sonst noch aufhalten?«
    Venske bekam seine Antwort nicht sofort. Er war sich unsicher, ob sein Gegenüber tatsächlich überlegte, wo der Freiherr sein könnte oder ob er bloß darüber nachdachte, welche Formulierung ihn schützen würde.
    Geiger raffte mit der linken Hand die andere Hemdhälfte zusammen und steckte sie in seine Hose. »Er kennt eine ganze Reihe Menschen in Oldenburg, überwiegend Frauen, die ihm gern ein Bett zur Verfügung stellen würden.«
    » Können Sie uns Namen nennen?«
    » Eine heißt Vera. Der Nachname ist mir nicht bekannt. Dann gibt es noch Hilde und die schöne Gertrud. Ja, die würde ihn bestimmt gern beherbergen. Mit Ivan war er eine Zeit lang befreundet. Ob der zurzeit eine Wohnung hat, weiß ich nicht und auch nicht, inwieweit sie jetzt noch Freunde sind.« Geiger zog die Schultern hoch. »Er macht auch schon mal Platte. In der letzten Nacht hat es nicht geregnet. Vielleicht hat er in einem Kellereingang geschlafen.«
    » Sie wissen also nicht, wo wir ihn finden können?«
    Geiger schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    » Wie haben Sie Sibelius von Eck kennengelernt und wo?«
    Wieder dauerte es, bis Geiger antwortete. »Flüchtig sind wir uns mal vor drei Jahren begegnet. Wir sind miteinander ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass wir dasselbe Studienfach hatten. Pharmazie. Dann als ich arbeitslos geworden bin, habe ich es wie er mit Betteln versucht. Ich habe mich ihm gegenüber in die Hafenstraße gestellt und die Hand aufgehalten. Nach einer halben Stunde hatte ich nicht mal einen Euro bekommen. Da bin ich zu ihm gegangen, habe mich neben ihn gesetzt und ihn gefragt, ob er mir einen Tipp geben kann, um auch so viel Erfolg zu haben wie er.« Nach einer weiteren Pause und einem lockeren Lächeln fügte er an: »Er ist ein Meister im Betteln. Ich kann das nicht.«
    » Wann war das?«
    » Was meinen Sie? Wann ich ihn entdeckt habe oder wann ich es mit Betteln versucht habe?«
    » Wann Sie ihn entdeckt haben.«
    Geiger machte erneut ein nachdenkliches Gesicht. Es sah unbeholfen aus. »Das war vor ungefähr einem Jahr«, antwortete er dann zögerlich.
    » Sie haben dem Hauptkommissar von einem Knall in Ihrem Leben erzählt. Was haben Sie damit gemeint?«
    » Die Geschichte wird Ihnen nicht dabei helfen, Sibelius zu finden. Aber wenn Sie nichts anderes zu tun haben, will ich sie Ihnen gern erzählen.« Er sah hinüber zur Kommissarin, die der Befragung mit über der Brust gekreuzten Armen folgte. »Ich bin Leiter einer Forschungsabteilung und stellvertretender Betriebsleiter in einem pharmazeutischen Unternehmen gewesen. Eines Nachts hat es eine Explosion im Labor gegeben. Das Feuer hat sich auch auf die Produktionshallen ausgebreitet. Der Besitzer der Firma hat mir die Schuld für das Unglück in die Schuhe geschoben.

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