Teuflische Versprechen
unterbrochen, »heißt das, du kennst auch Namen von Personen, die hier für Kristovic arbeiten?«
»Tut mir leid, ich kenne keine Namen, weil ich zurzeit an etwas anderem arbeite.«
»Aber es handelt sich um Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, oder?«
»Zumindest einige von ihnen, aber das ist gerade in der OK üblich.«
»Gerd, hör zu«, sagte Kullmer und rückte seinen Stuhl direkt neben den von Bäumer, »wir haben dieses zwanzigjährige Mädchen, dem die Flucht gelungen ist. Sie hat etwas geschafft, was vorher offensichtlich noch keine geschafft hat. Die Kleine hat eine mörderische Angst, aber sie ist bereit, uns zu helfen.«
»Und weiter? Was glaubst du wohl passiert, wenn sie vor Gericht erscheint und gegen bestimmte Personen aussagt? Glaubst du überhaupt daran, dass es ein Verfahren geben wird? Oder wird man diese Maria vorher kaltmachen? Überdenk diese Fragen, und dann reden wir noch mal. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur an bestimmte Verfahren, in die hochrangige Persönlichkeiten wie Politiker oder hohe Beamte aus dem Justizbereich verwickelt waren, erinnern, wo die Täter entweder zu geradezu lächerlichen Geldstrafen verurteilt oder die Verfahren gar nicht erst eingeleitet wurden. Die Nutten aber wurden abgeschoben, obwohl sie ausgesagt hatten, dass sie vergewaltigt, misshandelt und zum Drogenkonsum genötigt wurden.«
»Moment mal«, unterbrach ihn Durant. »Das interessiert mich im Augenblick weniger, darüber können wir ein andermal sprechen. Ich will wissen, wer Zaubel und die Hendriks umgebracht hat. Ich will wissen, wer der große Zampano hier in Frankfurt ist. Ich will wissen, wer die großen Sauereien begeht und mit dem Leid unschuldiger Menschen ein Vermögen anhäuft. Ich werde jedenfalls nicht aufgeben, das rauszufinden. Aber Sie könnten uns eine große Hilfe sein.«
»Frau Durant, ob ich eine große Hilfe sein könnte, lassen wir mal dahingestellt. Aber gut, was genau erwarten Sie von mir?Dass ich mit Ihnen zusammen die Büchse der Pandora öffne?« Er lachte trocken auf und fuhr fort: »Keine Chance. Alles, was auch nur im Entferntesten mit Kristovic zusammenhängt, ist für Sie und mich etliche Nummern zu groß. Ich betone es noch einmal, wenn Sie sich auf das Spiel einlassen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie verlieren, hunderttausend zu eins, wenn nicht höher.«
»Und wenn wir einen Plan hätten, wie wir vorgehen wollen?«, fragte sie beharrlich weiter.
»Glauben Sie etwa, das BKA, Europol und all die andern Organisationen hätten keine in ihren Augen erfolgversprechenden Pläne gehabt? Sicher hatten sie die, aber jeder dieser Pläne ist bis jetzt gescheitert. Und warum? Weil jeder dieser Pläne verraten wurde. Wenn Sie eine Mannschaft zusammenstellen können, der sie hundertprozentig vertrauen, wo auf jeden Einzelnen absolut Verlass ist, bin ich bereit, mitzumachen. Haben Sie eine solche Mannschaft?«
»Wir haben hier in diesem Raum fünf Leute, für die ich mich verbürge«, erklärte Durant mit fester Stimme. »Sie kenne ich erst seit ein paar Minuten, deshalb weiß ich nicht, inwieweit ich Ihnen vertrauen kann.«
Bäumer lächelte wieder wie ein junger Mann und sagte: »Wenn ich Ihnen garantieren würde, dass Sie mir vertrauen können, würde Ihnen das reichen?«
»Nein, würde es nicht. Ich brauche Beweise. Meine Kollegen kenne ich seit vielen Jahren und lege meine Hand für sie ins Feuer …«
»Das habe ich auch schon gemacht und mich gewaltig verbrannt.«
»Ich noch nicht«, entgegnete sie mit einem spöttischen Aufblitzen in den Augen. »Angenommen, wir hätten eine kleine, aber schlagkräftige Truppe, nicht vierzig, sondern sagenwir nur acht Leute. Meine Abteilung, Sie und noch jemand vom K 60 beziehungsweise K 65. Dazu noch eine Staatsanwältin, der ich ebenfalls mein Vertrauen schenke. Was würden Sie davon halten?«
Bäumer überlegte und sah dabei Durant an. »Acht Leute und niemand sonst?«
»Acht.«
»Wie heißt die Staatsanwältin?«
»Dr. Vermeer.«
»Sagt mir zwar nichts, aber ich würde sie gerne kennen lernen. Und wer vom K 60?«
»Müller und noch einer seiner Mitarbeiter, wer genau, werden wir noch erfahren«, antwortete Berger, »aber dieser Mitarbeiter soll laut Müller ziemlich große Erfahrung mit den Ostund Südosteuropäern haben. Hat er mir zumindest gestern bei einem Bier versichert.«
»Das wären dann aber schon neun«, bemerkte Bäumer lakonisch.
»Dann eben neun. Vom BKA nur Sie, vom K 60 nur zwei. Damit
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