Teuflische Versprechen
du einen Moment Zeit, mit deinem Kollegen rüberzukommen? … Alles klar, bis gleich.« Und zu Bäumer: »Sie haben’s mitgekriegt, er wird in ein paar Minuten hier sein.«
Wenig später kam Julia Durant aus ihrem Büro zurück. »Ich hab mit ihr gesprochen, sie hat aber leider um elf einen Gerichtstermin, lässt jedoch ausrichten, dass sie sich gerne heute Nachmittag mit Ihnen treffen würde, sofern es Ihnen Recht ist. So gegen drei?«
Bäumer blickte auf seine Uhr und nickte. »Einverstanden. Verbleiben wir doch so, ich fahre zurück nach Wiesbaden, versuche schon mal, an gewisses Material heranzukommen und bin um drei wieder hier. Oder wo soll ich mich mit Frau Dr. Vermeer treffen?«
»Hier, da können wir gleich in der kompletten Runde einen Schlachtplan ausarbeiten«, sagte Durant. »Ich geb ihr kurz Bescheid.«
Sie hatte nach dem Telefonat den Hörer aufgelegt und wollte sich gerade eine Zigarette anstecken, als Müller mit einem finster dreinblickenden, mürrisch aussehenden Mann ins Büro kam. Ist das etwa der Mann, dem Müller sein Vertrauen schenkt?, dachte sie, ließ sich ihre Überraschung aber nicht anmerken. Sie kannte diesen Mann nur vom Sehen und auch da nur aus weiter Entfernung, wo sie sich kein Bild vonihm hatte machen können. Doch jetzt in etwa zwei Meter Abstand wirkte er sehr düster und unnahbar, was auch an seinen schwarzen, lockigen und sehr vollen Haaren und den buschigen Augenbrauen liegen konnte, die über der Nasenwurzel fast zusammenwuchsen, dem schmalen Mund und den tiefen Kerben in seinem Gesicht, die nicht verrieten, wie alt er war. Zudem war er groß und bullig, mit Händen wie Bratpfannen, und schon auf den ersten Blick merkte sie, dass sie es mit einem wortkargen, verschlossenen Mann zu tun hatte. Wie lange er schon beim K 60 arbeitete, wusste sie nicht, aber es konnte noch nicht lange sein, denn sonst wären sie sich bestimmt schon des Öfteren begegnet. Er war komplett in Schwarz gekleidet, Schuhe, Jeans, Pullover und Lederjacke.
»Hallo«, begrüßte Müller die Runde, während Kullmer aus dem Nebenzimmer noch zwei Stühle holte, »darf ich gleich vorstellen, falls Sie meinen Kollegen noch nicht kennen, Dragoslav Vukovic. Er ist erst seit knapp zwei Monaten in meiner Abteilung. Vorher war er in Düsseldorf beim LKA tätig. Herr Vukovic hat in der Vergangenheit Erfahrungen bei der Drogenfahndung gesammelt und wird uns gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
»Aber Drogenfahndung und Menschenhandel sind zwei verschiedene Paar Schuhe«, bemerkte Berger zweifelnd.
»Nicht ganz«, widersprach Müller und setzte sich, während Vukovic stehen blieb, »aber das wird euch mein Kollege gleich selbst erklären.«
»Ihrem Namen nach zu schließen stammen Sie aus dem ehemaligen Jugoslawien«, sagte Berger, dem deutlich anzumerken war, dass auch ihm Vukovic nicht ganz geheuer war.
»Ich bin dort geboren, lebe aber seit meiner frühesten Kindheit in Deutschland«, antwortete er mit tiefer Stimme, ohne eine Miene zu verziehen.
Berger stellte nacheinander seine Kollegen und Bäumer vor und sagte anschließend: »Damit wären wir so ziemlich vollzählig, die Einzige, die fehlt, ist Frau Dr.Vermeer, die jedoch heute Nachmittag gegen fünfzehn Uhr hier sein wird. Wir werden ihr dann vom weiteren Verlauf berichten. Wir hatten eben ein sehr ausführliches Gespräch mit unserem Kollegen vom BKA, der ebenfalls bereit ist, mit uns zu kooperieren. Ich betone es noch einmal, alles, was in diesen vier Wänden besprochen wird, darf unter keinen Umständen nach außen gelangen. Kann ich mich darauf verlassen?«, fragte er Müller und Vukovic.
»Sonst wären wir nicht hier«, antwortete Müller, der locker wie selten schien. »Außerdem habe ich einen guten Grund dafür, Herrn Vukovic ausgewählt zu haben. Ich selbst war mir bis heute Morgen nicht ganz sicher, wen ich nehmen sollte, aber irgendein kleiner Mann im Ohr hat mir zugeflüstert: Sprich mit ihm. Und dabei habe ich einiges erfahren, das für uns sehr hilfreich sein könnte. Habt ihr schon eine Strategie entwickelt?«
»So weit sind wir noch längst nicht«, sagte Bäumer. »Sollte es sich tatsächlich um einen größeren Menschenhändlerring handeln, ist zum einen äußerste Vorsicht geboten, und vor allem muss jeder Schritt genauestens durchdacht werden. Herr Vukovic, welche Erfahrungen haben Sie in diesem Bereich?«
»Ich kenne die meisten Vorgehensweisen der Menschenhändler, ich weiß, wie Schleuserbanden arbeiten und dass
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