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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Mitte dreißig –, ihr Gesicht war beinahe faltenlos, und viele fragten sich, ob sie schon fremde Hilfe für ihr Aussehen in Anspruch genommen hatte. Dabei war alles echt an ihr, das Jugendliche war ihr in die Wiege gelegt worden, selbst ihre Mutter, die mittlerweile Mitte sechzig war, sah aus wie eine Fünfzigjährige. Kirsten Simoneit schwamm jeden Morgen nach dem Aufstehen eine Viertelstunde im hauseigenen Pool, ließ einmal in der Woche die Kosmetikerin kommen und ihre Hände und Füße maniküren und pediküren, ernährte sich fast ausschließlich vegetarisch, machte nur Ausnahmen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und kümmerte sich liebevoll um die Kinder, die eigenen und jene, die sie betreute, die durch die Hölle gegangen waren, die Missbrauch und Misshandlungen erlebt hatten. Sie hatte mittlerweile über zwanzig ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und viele Spender, die zum Teil großzügig das Projekt finanziell unterstützten.
    »Den werde ich bestimmt nicht haben«, erwiderte Hans und gab ihr einen Kuss auf die Wange (auf die Lippen hatte er sie zuletzt vor Ewigkeiten geküsst). Sie wandte den Kopf zur Seiteund sich schnell ab von ihm. »Was ist los?«, fragte er verwirrt, obwohl er schon lange auf diesen Moment gewartet hatte, auf den Moment, dass sie ihm jene unangenehmen Fragen stellen würde, die er nicht hören wollte. Oder vielleicht sogar die Frage schlechthin, wo er sich denn fast Abend für Abend rumtreibe. Er spürte instinktiv, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, Stellung zu beziehen, was ihre Ehe und sein heimliches Privatleben betraf.
    »Nichts, was soll schon sein? Ich möchte nur nicht mehr von dir angefasst werden, das ist alles. Und jetzt wünsche ich dir einen schönen Tag und eine noch schönere Nacht.«
    »He, was soll das? Was hab ich dir getan?«
    »Nichts, rein gar nichts. Aber wenn du meinst, mir mit deinen dahingehauchten Abschiedsküsschen und deinen kleinen, aber feinen Geschenken irgendeinen Gefallen zu tun, dann täuschst du dich. Du hast dich verändert, du bist nicht mehr der Mann, den ich irgendwann einmal kennen und lieben gelernt habe. Du hast dich so verändert, dass ich gar nicht mehr glauben kann, mich jemals in dich verliebt zu haben.«
    »Spinnst du jetzt? Was ist denn in dich gefahren?«
    »Muss ich dir das wirklich erklären? Ich werde mich von dir trennen und möchte dich bitten, dass du dir eine deinem Stand entsprechende Bleibe suchst.« Allein wie sie dieses »Stand« betonte, ließ Hans frösteln. Noch vor zwei Stunden hatten sie gemeinsam gefrühstückt, sich wie jeden Morgen über Nichtigkeiten unterhalten, die Zeitung gelesen und leise Radio gehört. Nichts von dem, was sie jetzt sagte, hatte er auch nur ansatzweise gespürt oder vorausahnen können.
    »Kirsten, hör zu, red mit mir, aber servier mich nicht so ab«, sagte er, stellte seinen Koffer auf den Boden und wollte seine Frau umarmen, doch sie entzog sich ihm.
    »Du willst reden?«, fragte sie mit beißendem Spott. »Das istja was ganz Neues. Ich denke, du musst weg. Ist doch bestimmt ein enorm wichtiger Termin, du hast ja nur noch enorm wichtige Termine …«
    »Der kann warten«, sagte Hans mit Schweiß auf der Stirn. »Du bist mir wichtiger.«
    Sie lachte höhnisch auf und schüttelte den Kopf. »Ich bin dir wichtiger! Was für ein Satz aus deinem Mund. Merkst du eigentlich gar nicht, wie lächerlich du dich machst?! Ich dir wichtiger? Seit wann? Und warum hast du solche Angst vor der Trennung? Komm, rück schon raus mit der Sprache, ich habe Zeit, im Gegensatz zu dir, der du ja immer auf dem Sprung bist.«
    »Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe, aber ich … ich …«
    »Na, fehlen dir etwa die Worte? Du stotterst doch sonst nicht so rum. Aber gut, wenn du unbedingt willst, dann reden wir. Doch ich fange an, und dann will ich von dir Erklärungen. Und glaub bloß nicht, dass ich mich mit irgendwelchen Phrasen zufrieden gebe, die kannst du dir für deine politischen ›Freunde‹ aufheben. Setzen wir uns doch.« Sie nahm auf dem Sofa Platz und wartete, bis Hans sich ebenfalls gesetzt hatte. Er war nicht mehr in der Lage, ihr in die Augen zu sehen, als sie begann: »Wir sind jetzt seit zweiundzwanzig Jahren verheiratet, wir haben drei wunderbare Kinder, aber ich denke, die Zeit ist gekommen, dass wir einen Schlussstrich ziehen. Und zwar einen endgültigen. Du bist kaum noch zu Hause, aber du erwartest von mir, dass ich immer hier bin. Du sonnst dich in deinem Erfolg und

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