Teuflische Versprechen
Kleinigkeiten war. Du kannst vielleicht den andern was vormachen, mir nicht. Du weißt, ich spüre die kleinsten Schwingungen. Aber du brauchst meine Frage natürlich nicht zu beantworten, wenn du nicht willst. Ich werde deine Sachen zusammenpacken lassen, du hast genau eine Woche Zeit, dir was Neues zu suchen, was dir bei deinen exzellenten Beziehungen sicherlich nicht schwerfallen dürfte.«
»Du willst also alles hinschmeißen, zweiundzwanzig Jahre, einfach so«, sagte Hans kopfschüttelnd. »Ich werde hier nicht ausziehen, um nichts in der Welt. Du kannst mich nicht rausschmeißen.«
»Ha, ich kann dich nicht rausschmeißen?! Mach dich nicht lächerlich! Wem gehört dieses Haus, dir oder mir? Und wer hat dir den Rücken gestärkt, als du in die Politik gegangen bist? Und wem gehört die Fabrik, dir oder mir? Wer hat dich damals zum Geschäftsführer ernannt, als du gerade mit der Uni fertig warst? Das war mein Vater, oder ist dir das entfallen?! Mein Gott, er hat damals so große Stücke auf dich gehalten, er hat gesagt, du wärst derjenige, der die Fabrik so weiterführen könnte, wie es in seinem Sinne war. Du hast ihn getäuscht, so wie du mich getäuscht hast. Ganze neun Jahre hast du es als Geschäftsführer ausgehalten, dann musste es auf einmal die Politik sein. Ich dachte, gut, warum nicht, ich hatteVertrauen zu dir, und am Anfang lief ja auch alles ziemlich glatt. Wir hatten zwei Kinder, das Pech war nur, dass Paul noch kam, sonst hätte ich dich vermutlich schon längst über alle Berge gejagt. Nun, das ist ein anderes Thema. Zum Glück ist der jetzige Geschäftsführer ein sehr fähiger Mann, ich würde sogar sagen, noch viel fähiger als du. Und jetzt sag ich dir noch was – ich werde die Fabrik verkaufen, der Vertrag liegt bereits bei meinem Anwalt, er braucht nur noch von beiden Seiten unterschrieben zu werden.«
»Wie bitte, du willst die Fabrik verkaufen? Drehst du jetzt völlig durch?! Das kannst du nicht machen. Das ist ein uralter Familienbesitz, fast zweihundert Jahre alt. So was verkauft man doch nicht.«
»Warum nicht, sie gehört schließlich ganz allein mir. Mein Vater hat sie mir testamentarisch vermacht, und ich bin selbst bei einer Scheidung nicht verpflichtet, dir auch nur einen Cent zu zahlen. Du hättest dich damals, als du den Geschäftsführerposten hingeschmissen hast, vertraglich besser absichern sollen, aber das war schon immer eine Schwäche von dir, deine mangelnde Weitsicht, übrigens eine schlechte Voraussetzung für einen Politiker, der ganz hoch hinauswill. Und vergiss nicht, wir haben Gütertrennung, darauf hat glücklicherweise mein Vater bestanden. Und ich bin ihm heute zutiefst dankbar dafür.«
»Du willst mich fertig machen. Verdammt noch mal, warum?!«, schrie er.
»Weil du mich in den letzten Jahren fertig gemacht hast«, erwiderte sie gelassen, obgleich sie ihn am liebsten ebenfalls angeschrien hätte, nein, am liebsten hätte sie ihm rechts und links eine runtergehauen, so zornig und enttäuscht war sie. Doch sie behielt die Kontrolle. »Ich habe mich immer und immer wieder gefragt, was ich dir getan habe, dass du mich wie ein StückDreck behandelst. Ich habe es lange Zeit nicht rausgefunden …«
Als hätte er die letzten Worte nicht gehört, sagte er in gemäßigterem Ton: »Was kann ich tun, um dir zu beweisen, dass ich dich immer noch liebe? Sag es mir.«
»Nichts, rein gar nichts. Ich habe meine Entscheidung getroffen, und dabei bleibt es auch. Aber willst du gar nicht wissen, was ich rausgefunden habe?«
Hans sah seine Frau fragend an, hoffend, seine schlimmsten Befürchtungen würden sich nicht bewahrheiten, aber ohne ein Wort zu sagen.
Kirsten Simoneit schürzte die Lippen, lächelte wieder, diesmal noch eine Spur süffisanter, und sagte: »Du hurst rum. Ich habe mir erlaubt, einen Privatdetektiv auf dich anzusetzen, ich wollte Gewissheit haben, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, und siehe da, ich hatte Recht. Mindestens zweimal in der Woche gehst du abends in den Kunst- und Kulturverein e.V., aber was ist dieser Kunst- und Kulturverein, zu dem nur Männer Zutritt haben? Ein Puff für reiche Geldsäcke wie dich? Macht es dir Spaß, es mit Huren zu treiben? Benutzt du wenigstens ein Kondom? Ich meine, ein Politiker, der Aids hat, hat keine Perspektiven.« Sie sah ihn herausfordernd an, aus dem süffisanten Lächeln war ein maliziöses geworden.
Hans schluckte schwer. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass seine eigene
Weitere Kostenlose Bücher