Teuflische Versprechen
dass er vielleicht einen Fehler machen könnte, Angst davor, ihn bei einem Einsatz zu verlieren, der auf den ersten Blick gar nicht so gefährlich schien, weil er so gut durchgeplant war. Aber es waren immer die Unwägbarkeiten, manchmal nur winzige Details, die in keinen Plan passten und alles zu einem Vabanquespiel werden ließen.
Doris Seidel warf Julia Durant einen eindeutigen Blick zu, woraufhin diese aufstand, zu ihr hinging und ihr ins Ohr flüsterte: »Es wird alles glatt gehen, das verspreche ich dir. Ichkann verstehen, wenn dir mulmig zumute ist, aber jeder von uns muss nun mal diesen verdammten Job machen, und Peter wird es schaffen. Er kennt seine Grenzen.«
»Ich weiß, trotzdem ist mir nicht wohl bei der Sache. Was ist, wenn doch was schief geht?«
»Wir reden nachher in aller Ruhe drüber.«
Kullmer, der von Seidels und Durants kurzer Konversation nichts mitbekommen hatte, sagte: »Okay, dann besprechen wir das heute Nachmittag mit unserer Frau Staatsanwältin. Sie wird einverstanden sein, da bin ich sicher. Sonst noch irgendwas?«
»Ich denke, das reicht fürs Erste«, meinte Berger. »Sie alle haben sicherlich noch eine Menge zu tun, und es sind gerade mal gut vier Stunden, bis wir uns wieder hier treffen. Und sollte Ihnen noch etwas Wichtiges einfallen, notieren Sie’s bitte. Denn bevor wir Herrn Kullmer endgültig ins Rennen schicken, muss die Taktik stimmen. Irgendwelche Fragen? … Gut, dann bis nachher.« Er hob die Hand und fügte noch hinzu: »Herr Vukovic, Sie haben uns vorhin von Ihrer Bekannten erzählt. Wie eng war die Beziehung zwischen Ihnen?«
Vukovic setzte wieder seine finstere Miene auf und antwortete: »Warum interessiert Sie das?«
»Neugierde.«
»Sie war eine Bekannte, nicht mehr und nicht weniger. Wir sehen uns.«
Berger wartete, bis Bäumer, Müller und Vukovic das Büro verlassen hatten, und sagte zu seinen Mitarbeitern mit einem besorgten Gesichtsausdruck, den er in all den Jahren, seit Durant ihn kannte, nur sehr selten gezeigt hatte, die Augenbrauen hochgezogen, die Stirn in Falten, der Blick überaus ernst: »Wollen Sie das wirklich durchziehen?«
Kullmer stützte sich auf dem Tisch ab, sah Berger in die Augenund sagte mit entschlossener Miene, die all seine Gefühle ausdrückte: »Wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was Vukovic erzählt hat, dann will ich das durchziehen. Mir ist klar, dass wir nicht alles zerschlagen können, aber mir reicht es schon, wenn ich einen von diesen gottverdammten Puffs hochgehen lassen darf und die Frauen ihre Freiheit wiederkriegen. Es wird mir ein Reichsparteitag sein, wenn das klappt. Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass ich irgendeinen von diesen Typen dort mit Samthandschuhen anfassen werde, ganz gleich, welchen Rang und Namen er hat.«
»Ich kenne Ihre Einstellung, dennoch muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie sich an die Regeln halten müssen …«
»Welche gottverdammten Regeln?! Wir Bullen müssen uns immer an irgendwelche Regeln halten«, stieß er lauter als gewollt hervor und gestikulierte dabei wild mit den Armen, »aber diese Dreckschweine dürfen tun und lassen, was sie wollen?! Wir werden in der Luft zerrissen, wenn wir einem Kindsmörder auch nur verbal drohen, unser Polizeivize wird von den Medien und Menschenrechtlern aufs Heftigste kritisiert, weil er die Anweisung gegeben hat, aus dem verdammten Mistkerl auch unter möglicher Androhung von Gewalt rauszubekommen, wo der Junge ist, und der lacht uns nur aus, genau wie sein Anwalt. Wir dürfen unsern Arsch hinhalten, wenn’s gefährlich wird, aber wenn’s um Menschenleben geht und wir wenigstens die Vermutung haben, ein potentieller Täter könnte uns sagen, wo die vermisste Person sich aufhält, dürfen wir nicht mal verbal was unternehmen. Schön brav nach Handbuch fragen, nicht zu laut werden und bloß die Hände in den Hosentaschen behalten. Das kotzt mich einfach nur an! Einen von diesen Menschenrechtlern möchte ich sehen, wenn sein Kind entführt oder gar bestialisch ermordet wird, ob er dann immer noch sagt, der arme Täter, seineKindheit war ja so beschissen oder wir haben ja bis jetzt keine Ahnung, was ihn überhaupt zu dieser Tat getrieben hat. Keiner von denen würde so was sagen, die würden am Ende, wenn’s um Leben und Tod geht, sogar darum betteln, dass man die Wahrheit aus dem Kerl rausprügelt. Scheiße, Mann, ich red mich hier um Kopf und Kragen! … Wissen Sie, wenn ich einem von denen die Fresse zerschlage oder die Eier
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